Review Kurzkritik Fakten + Credits


Howard the Duck Filmstill

Howard the Duck ©Plaion Pictures

Mittlerweile sind Comic-Verfilmungen nicht mehr aus der Kinolandschaft wegzudenken. Seitdem 2008 IRON MAN in die Kinos kam, dominiert Marvel Studios gemeinsam mit Disney die Leinwände dieser Welt. Zusammen mit Captain America (Chris Evans), THOR (Chris Hemsworth), BLACK WIDOW (Scarlett Johansson), HAWKEYE (Jeremy Renner) und Hulk (Mark Ruffalo), hat Tony Stark (Robert Downey Jr.) die AVENGERS gebildet, ein Team von Superhelden, dass gegen eine außerirdische Bedrohung, angeführt von LOKI (Tom Hiddleston), kämpfen musste. Seitdem gab es viele weitere Filme, bis in AVENGERS: ENDGAME gegen Thanos (Josh Brolin) angetreten wurde. Mittlerweile haben wir die vierte Phase des Marvel Cinematic Universe hinter uns gelassen und weitere spannende Figuren kennen gelernt. In SHANG-CHI AND THE LEGEND OF THE TEN RINGS wurden wir in eine mystische Martial Arts Welt entführt und bei ETERNALS haben wir einen Blick auf die Menschheitsgeschichte geworfen. Superhelden gibt es mittlerweile in allen Variationen, das war aber nicht immer so.

In den 1980er Jahren hat Marvel bereits versucht seine Figuren filmisch umzusetzen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Es gab Fernsehfilme mit Hulk, Thor, Captain America und Co. Davon hat vermutlich die Hulk Fernsehserie mit Lou Ferrigno die größte Fangemeinde hinter sich versammeln können. Im Jahr 1986 sollte dann eine unbekanntere Marvel-Figur den Weg ins Kino schaffen: HOWARD THE DUCK. Der Film über die anthropomorphe Ente hat sich zu einem Kultklassiker entwickelt. Nicht aber wegen der Qualitäten des Films, ganz in Gegenteil. Der Film wurde im Jahr 1986 für sieben Goldene Himbeeren nominiert und hat vier dieser Auszeichnungen erhalten, darunter „schlechtester Film“, „schlechtestes Drehbuch“, „schlechtester Newcomer“ und „schlechteste visuelle Effekte“. Ob es sich bei HOWARD THE DUCK wirklich um einen der schlechtesten Filme aller Zeiten handelt, oder ob man ihn als charmanten Kultklassiker sehen kann, erfahrt ihr hier.

Darum geht es…

Howard Duckson (Ed Gale) ist 27 Jahre alt und lebt auf einem Planeten, auf dem die Evolution etwas andere Wege gegangen ist. Hier haben sich keine Affen zur vorherrschenden Spezies, den Menschen, entwickelt, sondern Enten. Als Howard eines Abends Platz auf seinem Sessel nimmt, passiert etwas Unerwartetes. Er wird von einer unbekannten Macht aus seiner Wohnung gerissen und landet auf einem ihm fremden Planeten, unserer Erde. Der Erpel gerät erst in einen Konflikt mit einer Rockerbande, und versteckt sich in einer Mülltonne. Während er über die letzten Stunden grübelt, wird er Zeuge, wie die Musikerin Beverly (Lea Thompson) von zwei Männern überfallen wird. So schreitet er zur Tat und schlägt die beiden Räuber mit seinen Quack-Fu Kenntnissen in die Flucht. Beverly ist beeindruckt von Howard und zwischen den beiden Entsteht eine Freundschaft. Da Howard Beverly geholfen hat, will sie nun auch ihm helfen einen Weg nachhause zu finden.

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Rezension

Nach der Sichtung von HOWARD THE DUCK wird sehr schnell klar, warum der Film eine solche Fangemeinde um sich versammelt hat. Es handelt sich bei dem Film um einen misslungenen versuch einen Comicfilm für Erwachsene zu inszenieren, dass es teilweise absurd komisch wird. Erst einmal wäre da unsere Hauptfigur Howard, ein rauchender, begieriger Erpel, für den man keinerlei Sympathien empfindet. Um sich von Kinderfilmen zu distanzieren hat man aus Howard eine mürrische Figur gemacht, die häufig auf den eigenen Vorteil aus ist und in vielen Situationen impulsiv handelt. Was bei einer Figur wie DEADPOOL sehr humorvoll eingesetzt wird, wirkt bei Howard eher befremdlich. Die Howard Maske wirkt dabei steif und leblos. Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, dass es sich bei Howard um einen Charakter handelt, es wirkt konstant, als würden die Darsteller*innen mit einer Puppe spielen.

Howard the Duck Filmstill

Howard the Duck ©Plaion Pictures

Insgesamt wirken die visuellen Effekte im Film billig, selbst für das Jahr 1986. Wenn man HOWARD THE DUCK mit Filmen aus demselben Jahr, wie TOP GUN, DIE REISE INS LABYRINTH oder DIE FLIEGE, vergleicht, fragt man sich was hier schiefgelaufen ist. Besonders seltsam ist es nachdem klar wird, dass George Lucas und seine Firma Lucasfilm am Film beteiligt waren. In den Jahren zuvor hat Lucasfilm neue Maßstäbe mit STAR WARS gesetzt. In der Effektschmiede „Industrial Light and Magic“ wurden komplett neue Verfahren entwickelt, um Magie auf die Leinwand zu bringen mit HOWARD THE DUCK wurde allerdings ein gewaltiger Rückschritt gemacht. Einer der Gründe waren Rückschläge in der Planung des Films. Eigentlich sollte Howard eine Figur werden, die komplett digital umgesetzt werden sollte, leider gestaltete sich das schwieriger als gedacht und es wurde kurzfristig auf ein Kostüm umgeschwenkt. Trotzdem wirken alle weiteren Spezialeffekte, gerade gegen Ende des Films, eher befremdlich. Das kann nicht mal durch eine nette Stop-Motion Sequenz im Finale gerettet werden.

Ente gut, alles gut?

Die größten Schwächen hat HOWARD THE DUCK allerdings inhaltlich. Der Film versucht viele seiner offensichtlichen Logiklöcher mit fadenscheinigen Erklärungen zu flicken, doch wenn man nur einmal etwas über die Handlung nachdenkt, ergibt der Film keinen Sinn mehr. Die größte Frage ist, warum ausgerechnet Howard in der Welt der Menschen landet. Es hätte irgendeine Ente treffen können, dieser Zufall wird aber nie erklärt. Dies lässt sich noch verkraften, dann wäre da aber noch die unangenehme Beziehung, die zwischen Beverly und Howard entsteht. Die beiden verlieben sich ineinander und es wird eine Sexszene angedeutet. Vorher findet Beverly ein Kondom im Portemonnaie des Erpels. Dabei entstehen einige sehr unangenehme Bilder bei den Zuschauer*innen, die nur von den Entenbrüsten am Anfang des Films getoppt werden. Man sieht, wie Howard in Schmuddelheften blättert und sieht darin nackte Enten-Frauen, die aus irgendeinem Grund mit nackten Brüsten dastehen. Wer also schon immer mal in den Genuss kommen wollte Enten Nippel zu sehen, wird hier vermutlich eine einmalige Chance haben, da es sich bei Enten eigentlich nicht um Säugetiere handelt.

Howard the Duck Filmstill

Howard the Duck ©Plaion Pictures

Die Geschichte des Films steht sich dabei selbst im Weg. HOWARD THE DUCK plätschert erstmal eine gute Stunde vor sich hin, bevor irgendwann aus dem nichts ein Antagonist installiert wird. So ist der Film zuerst eine misslungene Satire über die Musikindustrie, um dann zu einem misslungenen Abenteuer-Film zu werden. Es wirkt, als hätten hier zu viele Leute Einfluss auf das Drehbuch gehabt, sodass der Film viel zu viele Ideen hat, ohne eine davon richtig zu erzählen. Der Film verliert so in seiner zweiten Hälfte völlig den Anspruch ein erwachsener Film zu sein und wirkt wie für Kinder inszeniert. So hat der Film keine klare Zielgruppe. Für Erwachsene ist der Film zu kindlich und lässt einen bei völlig überzogenen Dialogen und schlechtem Schauspiel die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Für Kinder ist HOWARD THE DUCK eine viel zu sexuell aufgeladene Geschichte. Vermutlich sind die einzigen, die Freude an dem Film haben könnten, 16 bis 18-jährige, die vorher noch nie einen anderen Film gesehen haben und mitten in der Pubertät stecken.

Fazit:

HOWARD THE DUCK ist ein pubertärer Abenteuerfilm, der gerne eine erwachsene Zielgruppe bedienen möchte, aber aufgrund seines schlechten Drehbuchs, weder für Kinder noch für Erwachsene geeignet ist. Der Film erzählt eine völlig inkohärente Geschichte, die wirkt, als wären viel zu viele Leute beim Schreibprozess beteiligt gewesen. Zu allem Überfluss sieht der Film furchtbar aus, insbesondere die Darstellung von Howard wirkt leblos. Der Erpel wirkt nie wie eine echte Figur, vielmehr scheinen die anderen Schauspieler*innen mit einer unheimlichen Entenpuppe zu spielen. Wenn man Freude an Trash-Filmen hat, dann könnte man Spaß mit HOWARD THE DUCK haben, wenn man aber auf der Suche nach einem charmanten achtziger Jahre Streifen ist, dann sollte man einen großen Bogen um diese unsympathische Ente machen.

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