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Review Fakten + Credits


Moloch FilmstillAuch das diesjährige Fantasy Filmfestival bietet wieder ein Sammelsurium an unterschiedlichen Genrefilmen aus aller Herren Länder und lockt das nach allerhand fantastischem gierende Publikum zum zwischenzeitlich 36. Mal in die Lichtspielhäuser in ganz Deutschland. Von nervenzerreißendem Horror, über spaßigen Splatter bis hin zu wuchtiger Action hat das Programm auch 2022 wieder für jede*n was zu bieten. Darunter befindet sich auch MOLOCH, ein kleiner Folk-Horror aus den Niederlanden mit großen Ambitionen. Der Debütfilm des niederländischen Regisseurs und Drehbuchautors Nico van den Brink schwimmt im Fahrwasser moderner, gemächlich erzählter Horror-Klassiker und vermischt dabei regionale Mythen mit einer schrecklichen Familientragödie. Was zunächst wie die holländische Antwort auf HEREDITARY klingt, entpuppt sich jedoch als unausgegorener Flickenteppich unterschiedlicher Horror-Motive.

Darum geht es

Nach dem Tod ihres Ehemanns zieht es die 38-jährige Betriek (Sallie Harmsen) zusammen mit ihrer kleinen Tochter zurück in das abgelegene Familienanwesen ihrer Eltern Roelof (Fred Goessens) und Elske (Anneke Blok) im Norden der Niederlande. Die traumatischen Ereignisse, die sich dort in ihrer Kindheit vor 30 Jahren abgespielt haben, hat die Witwe längst verarbeitet, während ihre Mutter auch heute noch darunter zu leiden scheint. Als in den, an ihr Elternhaus angrenzenden Mooren, die Leiche einer Frau entdeckt wird, ist dies der Beginn einer Vielzahl von seltsamen Vorfällen in der Region. Der ungewöhnliche Fund der Moorleiche ruft den Archäologe Jonas (Alexandre Willaume-Jantze) auf den Plan, der gemeinsam mit einem Forscherteam weitere Ausgrabungen vornimmt. Die damit einhergehenden Entdeckungen scheinen sich mit den Überlieferungen aus einer alten Legende zu decken, die, sollten sie sich bewahrheiten, nichts Gutes für Betriek und ihre Familie bereithalten werden. Als sich ein Wahnsinniger eines Nachts in das Anwesen schleicht, ahnt die alleinerziehende Mutter noch nicht welches Grauen sie sonst noch erwarten wird.

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Rezension

Ein dunkles Familiengeheimnis, unheimliche Folklore und bösartige Kräfte. Dass sich der niederländische Filmemacher Nico van den Brink für sein Spielfilmdebüt von den Werken des neuen schillernden Sterns am Horror-Himmel Ari Aster inspirieren ließ, ist unverkennbar. Doch wo HEREDITARY auch abseits des viszeralen Horrors eine nicht minder schockierende Familiengeschichte erzählt und MIDSOMMAR mit einer sich tief in die Organe fressenden Benommenheit ins Gedächtnis brennt, wirkt sein Erstlingswerk trotz erkennbaren Ambitionen letzten Endes viel zu banal und beliebig. Es hat fast den Anschein als hätte der junge Niederländer auf den entscheidenden letzten Metern der Produktionsphase der Mut verlassen, seinen Horrorfilm konsequent als reduzierten Slow Burner zu inszenieren und stattdessen sicherheitshalber noch schnell ein paar plumpe Effekte aus der Horror-Mottenkiste gekramt. Während MOLOCH zu Beginn noch versucht eine dichte Atmosphäre zu etablieren, wird dies später immer wieder zugunsten bekannter Horror-Momente durchbrochen, die sich nie organisch zu einem großen Ganzen fügen wollen.

Moloch Filmstill

Moloch ©2022 Splendid Film

Der schwarze Morast, der mit Nebelschwaden behangenen Sumpflandschaften des niederländischen Hinterlands, eignet sich perfekt als Schauplatz für eine gruselige Horror-Mär. Bis auf wenige stimmige Aufnahmen kann van den Brink dem Setting jedoch wenig abgewinnen. Durch das Fehlen einer eigenen Handschrift und einer klaren Linie, in der ansonsten adäquaten Inszenierung, bleibt der erhoffte wohlige Schauer aus und mit ihm auch die Spannung. Das fehlende Vertrauen in die Atmosphäre macht sich immer dann bemerkbar, wenn mit beliebig eingestreuten Jump Scares gearbeitet wird, was jegliche Stimmung im Ansatz verpuffen lässt. Weniger ist manchmal doch mehr. Eine Weisheit, die sich gleichermaßen auf das Geschichtenerzählen übertragen lässt. MOLOCH wäre gern ein unheimliches Familiendrama, steht sich dabei aber oft selbst im Weg. Der Subplot um die Forschungsarbeiten soll zwar lediglich der Exposition für die übernatürlichen Geschehnisse dienen, nimmt der Familiendynamik jedoch den nötigen Platz, um sich wirklich entfalten zu können und bietet selbst keinen nennenswerten Mehrwert. Während sich das Drehbuch zwar immer noch genügend Zeit für seine Figuren nimmt, erfährt man dennoch zu wenig von ihnen, um eine emotionale Bindung aufbauen zu können. Dies hat zur Folge, dass sich weder der Horror noch das Drama entfalten können und stets an der Oberfläche bleiben.

Fazit

Es ist immer wieder schön, wenn junge Filmschaffende über den Tellerrand der für das Produktionsland bekannten Filmlandschaft hinausschauen. Die Niederlande sind wahrlich kein Quell interessanter Horrorfilme. Mit dem Horrordrama MOLOCH gibt nun endlich etwas Abwechslung in der cineastischen Welt unseres Nachbarlands. Leider schafft es Nico van den Brink in seinem Regiedebüt nicht seine Vision eines entschleunigten Folk-Horrors so umzusetzen, wie es das Projekt an gewissen Stellen immer wieder durchschimmern lässt. Dafür ist der holländische Gruselfilm zu trivial und generisch in Szene gesetzt, was die sich langsam anschwellende Atmosphäre im Keim erstickt ehe sie das Publikum richtig erreichen kann. Subtiler Grusel geht anders.

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