Nach jahrelanger Abwesenheit kehrt Felice in seine Heimatstadt Neapel zurück. An ehemals vertrauten Orten trifft er seine Mutter und alte Bekannte wieder. Zwischen Erinnerung an sein damaliges Leben und der Neuorientierung in der Gegenwart beginnt Felice, sich um die alte Frau zu kümmern. Doch mit seiner Rückkehr drohen auch die Schattenseiten seiner Vergangenheit wiederzukehren. Sie warten nur darauf, den gezeichneten Mann wieder für sich zu vereinnahmen …
Rezension
Felices Rückkehr in die Stadt, die er vor mehreren Jahrzehnten nach Ägypten verließ, ist wie der Film selbst zunächst von Ruhe geprägt. Erst nach und nach spitzen sich dessen Konfrontationen mit vergangenen Taten und ehemaligen Bekannten merklich zu, während das Erzähltempo die anfängliche Gemächlichkeit beibehält. Verschiedene Stationen umreißend taucht der auf einen Roman von Ermanno Rea basierende Spielfilm in Lebensgeschichte und Erinnerungen des von Pierfranceso Favino gespielten Protagonisten ein. Eine für das Publikum mitunter äußerst schwerfällige und mühselige Odyssee.
Erstes Augenmerk erhält die Mutter-Sohn-Beziehung, gegenwärtig geprägt von der langen Abstinenz des Sohnes und einer altersbedingten Rollenumkehr. In ihrem (wie viele andere Situationen auch) schnörkellos inszenierten Wiedersehen vermischen sich erste Kindheits- und Jugenderinnerungen, unvermeidbare Veränderungen, leise familiäre Vertrautheit, aber auch befremdliche Berührungsunsicherheiten. Anstöße für eine mehrschneidige Auseinandersetzung mit der titelgebenden Nostalgie, welche sich auch in besuchten Gassen und in der Begegnung und Verknüpfung mit weiteren Figuren ausmachen lässt, jedoch nie tiefgreifend diskutiert wird. Skizzenhaft und mit gewisser emotionaler Distanz entspinnt der Film die Aufarbeitung der Vergangenheit, ohne dabei einen wirklich eindringlichen Spannungsbogen zu entwickeln. Währenddessen entfalten immerhin die Straßen des gegenwärtigen Neapels ihre eigene, optisch und erzählerisch nicht auf Postkarten-Romantik beschränkte Präsenz.
Vor sich hin schlendernd wie der Protagonist geht die Erzählung in NOSTALGIA bestimmte Stationen ab und streut verzichtbare Flashbacks in die überwiegend reizarme Inszenierung ein. Nur wenig einprägsam öffnen sich die Figuren, obwohl Favinos sensible Porträtierung das Potential für eine tiefere Figurenbetrachtung gehabt hätte. Diesen Möglichkeiten wird die Geschichte von Wiedersehen mit der Vergangenheit und kriminellen Verstrickungen nur bedingt gerecht. Mario Martones aktuellster Spielfilm schwankt zwischen intimer Rekapitulation, oberflächlichen Reminiszenzen und moderner Mafia-Geschichte, kann dabei aber nur selten Intensität entwickeln, sodass selbst das sich nach emotionaler Tragweite reckende und zuvor aufgebaute Emotionen zu bündeln versuchende Ende im Gesamten verflacht.
Fazit
Mitunter schleppende Rückkehr in eine alte Heimatstadt und eine jahrzehntelang zurückliegende Vergangenheit, die verschiedene Schicksale im Neapel des 21. Jahrhunderts erneut zusammenfließen lässt. Intime Charaktereinblicke treffen austauschbare Storyfragmente, gute Darsteller*innen auf eine überraschungsarme Inszenierung.
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