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Originaltitel: Rogue
DVD/Blu-ray – Release: 05.03.2021

FSK 18

FSK 18 ©FSK

Länge: ca. 105 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: M. J. Bassett
Schauspieler:innen: Megan Fox | Philip Winchester | Greg Kriek
Genre: Action | Thriller
Verleih: Leonine

Rogue Hunter

Rogue Hunter ©2021 Leonine

Auch wenn seit Jahren nur noch wenig davon zu hören ist, so ist die Trophäenjagd auf Großwildtiere noch immer ein präsentes Problem, mit dem diverse Schutzorganisationen zu kämpfen haben. Man mag es kaum glauben, aber laut prowildlife.de gehört Deutschland nach den USA und Spanien zu den Spitzenreitern solcher Jagden, bei denen gefährdete und geschützte Arten noch weiter dezimiert werden. Wie auf der Seite ebenfalls berichtet wird, wurden in den letzten drei Jahren Trophäen von 636 Zebras, 418 Pavianen, 104 Braunbären, 100 Leoparden, 99 Flusspferden, 93 Afrikanischen Elefanten, 68 Löwen, 58 Wölfen, 39 Wildschafen, 25 Geparden, 9 Breitmaulnashörnern, 7 Eisbären und einem Spitzmaulnashorn nach Deutschland eingeführt. Da es sich hierbei nur um offizielle Zahlen handelt, ist anzunehmen, dass die Zahl der Tötungen noch weitaus höher liegt. Angesichts von nur noch rund 20.000 Löwenexemplaren, die zudem auch noch arg separiert leben, ist dies eine erschreckend hohe Zahl.

Regisseur M. J. Bassett nimmt sich in seinem nervenaufreibenden Thriller ROGUE HUNTER dieser Thematik unter anderem an. Dies ist naheliegend, weil er bereits als Teenager begann als Wildtierfotograf zu arbeiten und darauf basierende Dokumentationen zu entwickeln. Während zu seinen größten filmischen Erfolgen SOLOMONE KANE mit Max von Sydow sowie Philip Winchester, der auch im hiesigen Film wieder zu sehen ist, und die Serie ASH VS EVIL DEAD gehören, kann Megan Fox mit ihren 34 Jahren noch ein deutlich größeres Repertoire an Filmreferenzen aufweisen. Insbesondere mit den TRANSFORMERS Filmen konnte sie international durchbrechen, war aber auch immer wieder in kleineren Produktionen wie zuletzt ABOVE THE SHADOWS zu sehen. Auch Greg Kriek ist mit der Großwildtierjagd recht vertraut und hat bereits mit Filmen wie DAS GESETZ DER SERIENGETI und SOMEWHERE IN AFRICA auf seinen Geburtskontinent aufmerksam gemacht.

Darum geht es…

Samantha O’Hara hat bereits mehrfach bewiesen, dass sie vor nichts und niemandem zurückschreckt und als Anführerin einer kleinen Truppe von Soldaten es mit jedem aufnimmt, der sich ihr in den Weg stellt. Stets fokussiert auf ihr Ziel, geht sie in ihren Missionen sehr überlegt vor und überlässt nichts dem Zufall. Doch dies ändert sich, als bei einer Rettungsmission plötzlich nicht nur eine Person der Gefangenschaft entfliehen will, sondern noch zwei Weitere. Erst nach langem zögern willigt sie ein allen zu helfen, doch führt dies zu neuen Komplikationen in der Logistik, die einfach nicht eingeplant waren. Eine schwierige Nacht steht dem Trupp bevor, denn eine Evakuierung ist nicht vor Tagesanbruch möglich, doch wie sich herausstellt, versucht nicht nur die Extremistengruppe ihre Beute zurückzuholen. Ein fast noch viel gefährlicheres Geschöpf lauert in der Nähe des Unterschlupfs und gefährdet das Überleben aller.

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Rezension

Actiongeladener Film á la TYLER RAKE: EXTRACTION verknüpft mit einer recht wichtigen Message? Gar nicht mal so eine üble Idee. Allerdings bietet solch ein Stoff auch viel Raum für schlampige und unattraktive Filmarbeit, insbesondere mit einer Hauptdarstellerin wie Megan Fox, die gefühlsmäßig eher einem optischen Püppchen am Set gleicht, um die Träume der gesamten Männerwelt erfüllen zu können. Zwar ist es schwer diesen Punkt zu widerlegen, da Fox selbst nach der wildesten Schießerei noch beeindruckend gut gestylt ausschaut, doch gleichzeitig scheint sie mit ihrer Rolle auch zu zeigen, dass sich durchaus Mühe gibt diesem Klischeebild entfliehen zu wollen. Im Interview teilte sie selbst mit, dass sie keine Ahnung hatte, wie man eine Waffe richtig zu halten hat. Dennoch schafft sie es tatsächlich überzeugend die Anführerin der Spezialeinheit zu mimen und durch eine selbstsichere Haltung den Erfordernissen ihrer Figur gerecht zu werden.

Rogue Hunter

Rogue Hunter ©2021 Leonine

ROGUE HUNTER selbst bietet uns ein actiongeladenes Feuerwerk an Explosionen und Schießereien, die vor allem in der Intensität ihrer Konsequenz lobenswert sind. Entgegen sonstiger Actionfilme werden nicht 1000 Schüsse abgegeben, um dann zufällig mal einen Reifen zu treffen, sondern entsprechend der Fähigkeiten einer Spezialeinheit lautet die Devise zumeist: ein Schuss, ein Treffer. Auch wenn dieses Motto gerade in Richtung Finale hin doch deutlich abflacht und man hier zu alten Mustern wieder zurückkehrt, dominiert diese Stärke weitestgehend die Handlung. Auch Kampfeshandlung sehen in der Regel immersiv und präzise ausgeführt aus und schaffen es die physische Stärke der Protagonisten noch deutlich massiver zur Geltung kommen zu lassen.

Düster und verschroben

Besonders gut gelungen, ist dabei die angespannte Atmosphäre, die sich vor allem über den mittleren Part der Produktion verbreitet. Nachdem der Schauplatz mehrfach gewechselt wurde, siedelt sich die wesentliche Geschichte in und um einer verlassenen Wildererhütte an, die als Schutz und Rückzugsort dienen soll. Allgegenwärtig und spürbar im Raum ist dabei die Gefahr vor gegnerischen Angriffen. Fast schon überraschend, wenn auch letztlich vorhersehbar, wird diese noch um den Faktor eines wütenden Wildtieres erweitert. Dadurch entsteht einerseits eine recht willkürliche Bedrohung, die uncharmanter Weise eingesetzt werden kann, wie man es sich gerade zurechtlegen mag, und andererseits eine reelle Gefahr, die schier unbändig scheint und nicht berechenbar ist. Dies wird gestützt durch die intensive und verheißungsvolle Musikgestaltung, die in Kombination mit der präzisen Kameraarbeit, die Atmosphäre zusätzlich prägt.

Rogue HunterWährend der Actionfilm an einigen Stellen geschickt punkten kann, stellt sich offenbar die Bildgestaltung von ROGUE HUNTER als größtes Problem heraus. Scheinbar sind alle vorkommenden Löwen vollkommen animiert bzw. digital eingefügt wurden. Da hier natürlich kein großes Budget dahinter steckt wie bei der Realverfilmung von KÖNIG DER LÖWEN, ist naheliegend, dass diese Tiere bei weitem nicht so gut aussehen können. Besonders schnelle Bewegungen dieser Lebewesen verursachen fast schon visuelle Schmerzen und werfen die Fragen auf, warum hier keine dressierten Artgenossen rekrutiert wurden, um entsprechende Szenen abzudrehen? Die Antwort darauf scheint jedoch ganz klar, wenn die tieferliegende Message des Films betrachtet wird, die vor allem auf den Artenschutz solcher Wesen hindeutet. Eine Einbindung dressierter Löwen würde somit einer Art unschöner Doppelmoral gleichen, weshalb trotz mangelnden Budgets diese Art der Darstellung durchaus gerechtfertigt scheint.

Wichtige Message – aber gehört sie hierher?

Dennoch ist fraglich, ob diese beiden Schemata inhaltlicher Aufarbeitung wirklich zusammenpassen. Diese Art der Inszenierung hinterlässt einen unangenehmen Beigeschmack, da auf der einen Seite ein Actionszenario aufgebaut wird, welches cool anzusehen ist, aber substantiell fraglich und man sich im Nachgang mit erhobenem Zeigefinger hinstellt, um auf Krisenherde aufmerksam zu machen. Währe hier vielleicht eine bodenständigere Inszenierung besser angebracht gewesen? Oder soll hier gar gleichzeitig noch ein menschenverachtender Umgang in einigen afrikanischen Ländern kritisiert werden, was hier jedoch nur ansatzweise gestreift wird?

Rogue Hunter

Rogue Hunter ©2021 Leonine

Wie so häufig, vermutlich auch um Geld einsparen zu können, findet ein großer Teil der Handlung in der Nacht statt. Wie das schauspielende Team selbst feststellte, führten die vielen Nachtszenen zu einer enormen Belastung aller beteiligten und waren nicht immer so einfach. Auch wir als Publikum könnten darin Unzufriedenheit entwickeln, weil die Dunkelheit einfach auch viel Handlungskraft verschwinden lässt. Ohne Frage bekommen wir zudem auch einige Entwicklungen präsentiert, die nicht wirklich befriedigend sind. So wird einer der Soldaten von einer Löwin attackiert, die realitätsnah immer versucht direkt auf den Hals der Beute zu gehen, und nach dessen Befreiung humpelt dieser ein wenig. Auch in der finalen Auflösung fehlt ein wenig die Konsequenz, die anfangs noch recht angenehm etabliert wurden war.

Zu guter Letzt soll auch die durchaus wichtige Message von Regisseur M. J. Bassett hier eine Bühne bekommen (Zitat aus finaler Texttafel):

Diese Geschichte ist frei erfunden. Doch tatsächlich wurden 2019 über 12.000 Löwen auf „Farmen“ in Südafrika gezüchtet. Auch wenn das legal ist, leben sie größtenteils unter schrecklichen Bedingungen, bevor sie wegen ihrer Felle, Knochen und anderen Körperteile getötet werden, um den Markt für traditionelle Medizin zu versorgen. Löwenjunge werden an Streichelzoos verkauf, bis sie dafür zu alt sind. Dann werden sie geschlachtet oder für bezahlte „Jagden“ benutzt. Das ist eine Schande, und muss aufhören.

Rogue Hunter

Rogue Hunter ©2021 Leonine

Fazit

Insgesamt ist ROGUE HUNTER ein durchaus interessanter Film, der sich selbst ein eindrucksvolles Ziel gesetzt hat, dabei sich jedoch nicht immer ruckelfrei auf dem Gleis halten konnte. Tatsächlich bleibt ein wenig fraglich, warum hier die FSK eine Freigabe ab 18 Jahren erteilt hat, da es zwar durchaus einige intensivere Sequenzen zu sehen gab, unterm Strich aber die Gewaltexzesse sich im Rahmen hielten. Während der Film zwar mit guter Kameraarbeit und einem spannenden Score besticht, leidet die Qualität doch deutlich unter den visuellen Effekten, insbesondere hinsichtlich der digital eingearbeiteten Tiere. Die damit verbundene Tiefsinnigkeit des Films bleibt ein wenig fraglich. Auch wenn es wichtig ist auf entsprechende Problematiken aufmerksam zu machen, wirkt es doch wie ein vorgeschobenes Motiv, um dem eher seichten Film eine aussagekräftigere Ebene zu verpassen. Als Actionkino somit durchaus akzeptabel, abseits davon aber dann doch recht eintönig und lähmend.

Megan Fox bringt wieder einmal den Boden zu beben – doch diesmal kämpft sie nicht gegen außerirdische Roboterautos oder mit großen grünen Schildkröten, sondern muss sich in der Savanne Afrikas gegen extremistische Terroristen durchsetzen und dabei gleichzeitig Schutz vor den Gewalten der Natur suchen. Dabei macht sie ihre Arbeit jedoch tatsächlich überraschend gut und schafft es sogar als führende Soldatin durch beeindruckende Selbstsicherheit zu überzeugen. Massiv und gnadenlos entwickelt sich die Geschichte und ist sich kaum eines Opfers zu schade. Dabei gefällt vor allem, dass die ausgebildete Truppe auch wirklich als solche auftritt und nicht heillos in der Gegend rumballert und über die Gesamtlänge des Films niemanden trifft. Zudem schafft es Regisseur M. J. Bassett eine äußerst angespannte Atmosphäre zu erzeugen, die neugierig macht und zeitgleich für jede unerwartete Entwicklung zu haben ist. Leider muss bei all dem Lob auch angemerkt werden, dass vor allem visuell hinsichtlich der digital eingearbeiteten Tiere einiges im Argen geblieben ist und die Darstellung keineswegs mehr moderner Sehgewohnheiten gerecht wird. Auch wirkt die Geschichte teilweise etwas dünn und haltlos, was dadurch ausgeglichen werden soll, dass dem Film eine zusätzliche tiefere Ebene verpasst wurde, die jedoch teilweise im Nichts verpufft und zeitgleich eher wie ein Rettungsmanöver scheint, welches den Karren nochmal aus dem Dreck ziehen soll. Für ein unterhaltsames abendliches Actionkino sicherlich mal eine gute Wahl, aber die Erwartungen sollten dennoch möglichst flach gehalten werden.

Rogue Hunter

Rogue Hunter ©2021 Leonine

Schauspieler:in Rolle
Megan Fox Samantha O’Hara
Philip Winchester Joey Kasinski
Greg Kriek Mike Barasa
Brandon Auret Elijah Dekker
Jessica Sutton Asilia Wilson
Kenneth Fok Bo Yinn
Isabel Bassett Tessa
Adam Deacon Zalaam
Sisanda Henna Pata
Tamer Burjaq Masakh
Ashish Gangapersad Nuru
Calli Taylor Chloe
Lee-Anne Liebenberg TJ
Mangaliso Mazibuko Bobbie
Austin Shandu Alfred


Rogue (2020) on IMDb