Ronnie Wood: Somebody up there likes me

Ronnie Wood: Somebody up there likes me ©2020 Eagle Rock Entertainment

FilmkritikIn KürzeDas sagen die Kollegen
Jetzt auf Amazon kaufen oder leihen Originaltitel: Ronnie Wood – Somebody up there likes me

FSK 6

FSK 6 ©FSK

Kinostart: 09.07.2020
Länge: ca. 72 Minuten
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Regie: Mike Figgis
Genre: Dokumentation | Biografie
Verleiher: Piece of Magic Entertainment

Das Londoner Urgestein Ronald David Wood – kurz Ronnie Wood – ist nun seit fast 60 Jahren im Musikgeschäft tätig und versteht diese Kunst wie wohl kaum ein Zweiter. Nach The Birds, Santa Barbara Machine Head, Jeff Beck Group und The Creation spielte der Gitarrist und Bassist vor allem für die beiden großen Bands The Faces und Rolling Stones. Zu letzteren stieß er 1975, als diese einen Ersatz suchten für den Gitarristen Mick Taylor, der erst kürzlich ausgeschieden ist. Eigentlich wollte Wood nur vorrübergehend seine Dienste anbieten, entschied sich jedoch am Ende des Jahres zu bleiben. Vollwertiges Mitglied wurde er jedoch erst 1993. Neben dem Musikgeschäft interessiert sich der 73jährige Künstler auch zeitlebens für die bildende Kunst, welches schon in seiner Jugend am Ealing Art College gefördert wurde.

Darum geht es…

Regisseur Mike Figgis, der vor allem mit LEAVING LAS VEGAS im Jahr 1995 auf sich aufmerksam machte, hat sich mit dieser heimlichen Musiklegende ein wenig näher beschäftigt. In seinem Dokumentarfilm RONNIE WOOD: SOMEBODY UP THERE LIKES ME beleuchtet er vor allem die Anfänge des Rockstars, seine Karriere, seinen Bezug zur Kunst, die Einflüsse, die er auf andere Bands ausgeübt hat, sowie auch die Persönlichkeit des Menschen selbst. Mit Hilfe von Interviews mit den größten Künstlern der Rockgeschichte breitet Figgis das umfassende Informationsbündel vor uns aus und gibt uns einen Eindruck in Woods spektakuläre Karriere. Gleichzeitig bekommen wir auch einen ausgiebigen Einblick in seine Bühnenkarriere durch mehrere Livemitschnitte, die in den Film eingebaut wurden.

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Rezension

Dienstags früh um 10 Uhr ist man als Kinogänger selten so richtig fit. Wenn man dann auch noch monatelang zuvor im Corona-Wahnsinn die heimische Decke rund um die Uhr betrachtet hat, fällt die Konzentration gleich noch einmal so schwer. Nicht viel anders war es bei mir und meiner ersten Pressevorführung nach dieser schrecklichen Zeit, weshalb ich mich schon jetzt für die etwas oberflächliche Rezension entschuldigen muss. Doch trotz meiner dort aufgetretenen Müdigkeit und meiner thematischen Desinteresse, möchte ich euch gerne einen Einblick in diesen Film verschaffen. Tatsächlich habe ich gerade vor wenigen Tagen wieder die Biografie von Pavarotti mir anschauen dürfen und habe daher eine Vorlage, wie ein hochwertig produzierter Film dieses Genres aussehen kann.

Ronnie Wood: Somebody up there likes me

Ronnie Wood: Somebody up there likes me ©2020 Eagle Rock Entertainment

RONNIE WOOD: SOMEBODY UP THER LIKES ME ist absolut nichts Besonderes und Spektakuläres. Immer wieder überschwemmen den Filmmarkt genau solche Dokumentationen und Biografien, die eine Sache fokussieren, die womöglich irgendwem wichtig ist, aber generell eher weniger Aussagekraft beinhaltet. Erneut bekommen wir das Leben eines Künstlers präsentiert und erneut sehen wir eine Lebensgeschichte, die auch gefühlt hunderte weitere Filme zeigen. Muss also jeder große Star unbedingt noch seinen eigenen Film bekommen? Gibt es da nicht viel spannendere Themen?

Viel Mühe, doch nichts dahinter

Doch soll dies natürlich keines Wegs respektlos gegenüber dem Regisseur oder dem Musiker sein, denn der eine hat ein bewegtes Leben hinter sich und der andere sich vermutlich viel Mühe gegeben für diesen Film und man muss auch ehrlich sagen, dass dies absolut kein schlechtes Werk ist. Figgis schafft es nämlich geschickt durch viele kleine Anekdoten, die erzählt werden eine angenehme Heiterkeit zu etablieren, die neugierig auf noch mehr macht. Hierzu passt Ronnie Wood als Geschichtenerzähler fast schon perfekt. Mit äußerster Inbrunst und Leidenschaft berichtet er von herzlichen und lebhaften Momenten seines Lebens und wird dabei durch die Storys seiner langjährigen Kollegen ergänzt. Mit viel Lebenslust und Enthusiasmus gleicht das Werk teilweise einem netten Plausch bei einem allabendlichen Bierchen zusammen mit Freunden, was durchaus sehr amüsant sein kann.

Ronnie Wood: Somebody up there likes me

Ronnie Wood: Somebody up there likes me ©2020 Eagle Rock Entertainment

Doch reicht dieser Faktor leider nicht für eine gute Dokumentation. Im Rückblick auf den Film fühle ich mich nicht wirklich schlauer, außer das ich wieder einen Namen mehr kenne und nun ein weiteres Bandmitglieder der Rolling Stones benennen kann. Zudem wirkt auch der rote Faden im Film etwas willkürlich gewählt und als ob man schon zu Beginn des Projekts nur das Ziel vor Augen hatte, dass irgendwie ein Film über diesen Menschen produziert werden soll. Ob es nun ein scherzhaftes Mittel war oder nicht, so wirkte das Spiel, in welchem Wood eine Karte ziehen musste, um eine entsprechende Anekdote zu erzählen, doch eher wie ein 0815-Mittel, nachdem man heute Filme zu drehen scheint. Müssen wir nun demnächst auf einen weiteren Film fürchten, in dem die anderen Fragen des Kartenspiels gestellt werden?

Ronnie Wood: Somebody up there likes me

Ronnie Wood: Somebody up there likes me ©2020 Eagle Rock Entertainment

Ausblicke auf mehr als nur die Starallüren

Lobenswert empfand ich durchaus, dass endlich mal nicht nur diese große erfolgreiche Musikkarriere fokussiert wurde, sondern auch abseits von dieser ein wenig zu sehen war. Auch wenn die künstlerischen Aufzeichnungen doch sehr gestellt wirkten und mir nicht das Gefühl verliehen, dass Wood wirklich auch in der Kunstszene vertreten sein soll, bekamen wir doch zumindest einen Eindruck auch abseits der offensichtlichen Karriere, die jeder Mensch üblicherweise verfolgen kann. Doch unterm Strich gesehen, was bringt uns nun dieser Film? Ich persönlich würde sagen nichts, denn für ein wenig Unterhaltung bevorzuge ich doch lieber andere Werke und der Informationsgehalt ist doch eher mager. Ein wenig fühle ich mich erinnert an WER 4 SIND, der mich ebenfalls schon nicht so wirklich bereicherte.

Eine Rocklegende am Ende seines Lebens – Klar, da machen wir doch einen Film. Genau das scheint sich Mike Figgis gesagt zu haben, denn ganz dem heutigen Trend folgend bekommen wir mal wieder eine inspirationslose Dokumentation geliefert, die irgendeinen großen Star und sein Leben aufarbeiten soll. Hierzu muss ich gleich ergänzen, dass es wirklich fabelhafte Biografien gibt, die packend, mitreißend und informativ sind und einen Menschen von einer völlig neuen Seite präsentieren. Hier jedoch trifft all dies nicht hinzu. Eher wirkt es, als ob jemand entdeckt hätte, dass einer der Stars noch keinen eigenen Film hat und dies nun noch schnell nachgeholt werden müsse. So schön die vielen herzlichen Anekdoten von Ronnie Wood auch sind, die er während des Films immer wieder einbringt, so träge und langatmig ist der ganze Rest des Films – und dass muss man erstmal schaffen bei gerade einmal 72 Minuten Film. Ich fühle mich kein bisschen schlauer, ich bekam keine spektakulären Bilder oder Auftritte zu sehen, ich wurde nicht in ein Feuerwerk aus großartiger Musik geworfen und habe erst recht keine Produktion erhalten, die es lohnt, weiter zu empfehlen. Ich mag wieder einmal nicht ausschließen, dass Fans des Künstlers durchaus begeistert sein werden von diesem Film, doch alle Menschen, die sich einfach nur bilden wollen, werden hier nicht auf ihre Kosten kommen.

Ronnie Wood: Somebody up there likes me

Ronnie Wood: Somebody up there likes me ©2020 Eagle Rock Entertainment