Seit dem Ausbruch der Coronapandemie sind vierzig Jahre vergangen und in der Zeit ist viel passiert. Die Jungs sind erwachsen geworden, SPACE JAM 2 kam in die Kinos, Stan Marsh lebt als Alkoholiker mit seiner Amazon Alexa zusammen, Kenny McCormack ist ein weltweit anerkannter Wissenschaftler und Eric Cartman ist ein Rabbiner, der mit seiner Frau und vier Kindern zusammenlebt. Der Einzige, der noch in South Park wohnt, ist Kyle Broflovski. Die vier einstigen Freunde reden nicht mehr miteinander, die Pandemie hat sie auseinandergerissen. Nur der Tod von Kenny kann alle zu seiner Beerdigung in South Park wieder vereinen. Dabei stellen sich die Fragen, was der Ursprung von Corona ist, wer Kenny getötet hat, warum die Freundschaft der vier Jungs zerbrochen ist und was Randy Marshs Tegrität-Gras damit zu tun hat.
Review
„Das hier ist die bekackte Zukunft Jungs. Werdet erwachsen!“ Dieser Satz von Stan beschreibt SOUTH PARK: POST COVID treffend. Die ehemaligen Jungs sind zwar erwachsen geworden, aber der Einzige von ihnen, der sich so benimmt, ist überraschenderweise Eric Cartman. Die anderen verhalten sich wie Kinder, aber nicht auf die skurrile und bitterböse Art, die man von South Park gewohnt ist. Viel mehr bekommt man das Gefühl, Stan und Kyle in einer pubertären Beziehungskrise begleiten zu dürfen, in der immer wieder von vergangenen Konflikten gesprochen wird. Diese werden aber nur an der Oberfläche angekratzt und dienen keiner Charakterentwicklung.
Der einzige mit Charakterentwicklung ist Cartman. Er ist nicht nur zu einem Rabbiner, sondern auch zu einem besseren Menschen geworden, der einem ans Herz wächst. Er bringt zuerst frischen Wind in das Covid Special, aber der Witz, dass Kyle ihm nicht traut, ist sehr schnell ausgereizt. Das ist generell ein Problem des Specials. Die Witze werden in Mario-Barth-Manier immer und immer wieder erzählt, bis auch die letzte Person wenigstens mal schmunzeln muss. Hinzu kommt, dass diese Witze unkreativ sind. So hängt beispielsweise hinter jedem Namen eines Gebäudes ein Plus, Pro oder Max und es kommt mal wieder das eh schon viel zu abgenutzte Tegrität-Gras von Randy vor.
Ein neues South Park
Traurig ist, dass immer wieder bekannte Running Gags und Persönlichkeiten von South Park angedeutet werden, es aber nur kopiert und aufgewärmt wirkt. Nicht nur das, man lässt diese Ideen sofort fallen. Sei es ein „Hey, sie haben Kenny getötet“ oder Mr. Hankey der Weihnachtskot. Es wird mit der Erwartung gespielt, dass Klassiker vorkommen müssen, aber man wird enttäuscht und unbefriedigt zurückgelassen. Es scheint so, als ob man die schlechtesten Folgen der Serie in einen Mixer geworfen hat und dann dieses Special bei rauskam. Nicht nur das, SOUTH PARK: POST COVID löst sich von der Idee, die South Park einst war.
Das macht das Special aber nicht nur mit seinem Umgang alter Charaktere. Es ist sehr träge und die Geschichte ist langweilig, fast schon zäh. Man vermisst den alten Charme der Serie, der für einige schon in den letzten Staffeln verloren gegangen ist. Hinzu kommt, dass der anstößige Humor früher eine Pointe hatte und dazu diente, Klischees sowie Vorurteile zu dekonstruieren. Jetzt bekommt man das Gefühl, dass ein konservativer alter Mann seine anstößigen Kommentare als South Park Witz tarnen will. Alexa dient als Objekt um Sexismus und männliche Macht zu verherrlichen, da sie die Klischeefrau einer jeden konservativen Erzählung ist. Jimmys Comedyshow dient nur dazu, die vermeintliche Cancelculture zu kritisieren, da er angeblich nichts mehr sagen dürfe. Und das Zukunftsszenario ist eine Kritik an einer „woken“ und „politisch korrekten“ Welt, die angeblich entstanden ist, da angeblich niemandem auf die Füße getreten werden soll.
Dass dann Rentner wie in einem Schlachthaus eingepfercht und psychisch kranke Menschen wie vor noch 20 Jahren eingesperrt sind, soll dem Humor in den Szenen dienen, passt aber nicht zu der angeblich „woken“ Welt, die das Special so sehr versucht, zu kritisieren.
Einiges bleibt beim Alten
Der Zeichenstil von SOUTH PARK: POST COVID setzt keine neuen Maßstäbe, wagt keine Experimente und vertraut auf das bisherige Design von South Park. Das ist nachvollziehbar, da dieser schlichte und leicht trashige Stil das Markenzeichen der Serie ist. Wer das bisher nicht mochte, wird auch hier keinen Gefallen daran finden. Ebenso ist es mit dem Soundtrack, wenn man das in South Park denn so nennen möchte. Es sind vereinzelt Elemente, die die Stimmung der jeweiligen Situation untermalen sollen. Wie schon beim Zeichenstil: entweder mag man es als Markenzeichen der Serie, oder wird es auch hier nicht mögen.
SOUTH PARK: POST COVID ist zwar immer wieder kreativ, was den Werdegang der Stadt oder einzelner Personen angeht – ein gutes Beispiel sind hier Butters als NFT Scammer oder Cartman als Rabbiner–, aber es kommt dabei nicht an kreative Meilensteine der Originalserie heran. Es fehlt etwas von der Raffinesse, die früher existierte.
Das größte Highlight der Serie waren die leider viel zu kurzen Passagen in der Kindheit der Jungs. Hier findet sich der gewohnte Humor von South Park wieder, die vier Jungs schikanieren sich auf die bitterböse bekannte Art und auch die Version ihres älteren Ichs passt in das Szenario, da die kindlichen Kommentare der Jungs die Ernsthaftigkeit gespielt auflockern. Man wünscht sich mehr davon und erkennt, was für ein Potential in SOUTH PARK: POST COVID gesteckt hat.
Fazit
Die Doppelfolge SOUTH PARK: POST COVID lässt einen ratlos zurück. Einerseits vermisst man die Pointen, den typischen Humor und die gewohnte Kreativität der Serie. Andererseits gibt es mit Cartman und Butters echte Lichtblicke, die auch Spaß machen. Jedoch reicht das nicht aus, um das ganze Special gut unterhalten zu werden. Wer South Park liebt, kann trotzdem einen Blick wagen.
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Originaltitel | South Park: Post COVID |
Kinostart | 25.11.2021 |
Länge: | 60 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Animation | Komödie | TV-Film |
Regie | Trey Parker |
Executive Producer | Trey Parker | Matt Stone | Anne Garefino | Frank C. Agnone II |
Producer | Eric Stough | Adrien Beard | Bruce Howell | Vernon Chatman | Greg Postma | Bouakeo Thongkham | John Hansen | Gian Ganziano | Daryl Sancton | Jenny Shin | Lydia Quidilla | Mark Munley | Nate Pellettieri | Wonnie Ro | David List |
Kamera | Gareth Taylor |
Musik | Jamie Dunlap |
Cast | Trey Parker, Matt Stone, April Stewart, Mona Marshall, Kimberly Brooks, Adrien Beard, Delilah Kujala, Betty Boogie Parker, Nanami Iwasaki |
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