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tick, tick... BOOM!

tick, tick… BOOM! ©2021 Netflix | Macall Polay

Was für ein ungewöhnlicher Titel für einen Film. Allerdings ein Titel, der auf mehreren Ebenen Sinn ergibt, wie ihr im Laufe dieses Textes feststellen werdet. Es handelt sich bei TICK, TICK…BOOM! um den ersten Spielfilm des Broadway Regisseurs Lin-Manuel Miranda, der mit seinem Musical HAMILTON neue Maßstäbe gesetzt hat. Nun verarbeitet er seine Liebe zu Musicals in einem Biopic über einen aufsteigenden Stern am Broadway, der leider viel zu früh erloschen ist. Der Film erzählt die Geschichte von Jonathan Larson, einem jungen Musiker, der alles darangesetzt hat, dass seine Stücke für ein großes Publikum zugängig werden. Er wurde 1960 im kleinen Ort Nanette im Bundesstaat New York geboren. Mit jungen Jahren ist er nach Manhattan gezogen und hat in einer WG an seinen Theaterstücken gearbeitet, bis zu seinem 30. Lebensjahr sollte der Erfolg allerdings ausbleiben.

Sein erster Erfolg war der Rock-Monolog mit dem Titel TICK, TICK…BOOM!, in dem er verarbeitet hat, wie viel Energie er in seine Karriere gesteckt hat und mit wie viel Schmerz diese Zeit verbunden war. Der größte Erfolg von Larson sollte das Stück “Rent” werden, dass von 1996 bis 2008 auf dem Broadway aufgeführt wurde, so lang wie kein anderes Musical. Nur sollte Larson nichts von dem Erfolg des Stückes mitbekommen. Am Tag der Premiere, zehn Tage vor seinem 36. Geburtstag, ist Larson an einer Aortendissektion gestorben. Posthum wurde ihm für “Rent” der Pulitzerpreis verliehen.

tick, tick... BOOM!

tick, tick… BOOM! ©2021 Netflix | Macall Polay

Darum geht es…

Es ist das Jahr 1990, wir befinden uns in Manhattan. Der junge Künstler Jonathan Larson arbeitet an seinem ersten Musical. Mittlerweile schreibt er seit acht Jahren an dem Stück SUPERBIA, einem Science-Fiction Musical, in dem die armen Leute den Reichen auf kleinen Empfangsgeräten bei ihrem Leben zusehen. Larson ist es gewohnt Absagen zu bekommen und setzt nun alles auf eine Karte, der Musical-Workshop, in dem er sein Stück präsentieren kann, ist sein letzter Versuch, bevor er aufgeben wird. Für das Musical fehlt ihm allerdings noch ein Stück, das entscheidende Lied, dass die Beziehung der Figuren manifestieren soll. Durch den Druck, den sich Jonathan macht, gehen ihm die Ideen aus, teilweise sitzt er nächtelang vor dem Computer und bringt nicht eine einzige Zeile zustande. Währenddessen bröckeln seine Beziehungen, für ihn existiert nur noch der Musical-Workshop, alles andere wird zweitrangig.

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Rezension

Um hier eine Sache direkt aus dem Weg zu räumen: Ich bin nicht der größte Musical-Fan. Mich sprechen eher ruhige und geerdete Filme an, die es schaffen große Energie aus geringen Mitteln zu erzeugen. Filme, in denen mir die Hauptfiguren ihre Gefühle vorsingen stehen im krassen Gegensatz zu meinem persönlichen Geschmack. So dachte ich auf jeden Fall bisher. Schon öfter habe ich mir anhören müssen, dass ich nur noch nicht das passende Musical für mich gefunden habe und dass dieses Genre eine große Bandbreite hat. An dieser Stelle möchte ich mich für meine bisherige Ignoranz entschuldigen, denn TICK, TICK…BOOM! ist für mich das Musical, dass mir gezeigt hat, wie es gehen kann.

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tick, tick… BOOM! ©2021 Netflix | Macall Polay

Ein großer Unterschied zu anderen Filmen des Genres ist, dass die Songs passend in die Handlung integriert werden. Sie sind nicht nur gesungene Dialoge, die auch ohne musikalische Untermalung funktionieren würden. Die Stücke sind zentrale Elemente der Handlung, immerhin geht es hier um einen Musiker, dessen Gedanken voller Noten und Harmonien ist. Zu Beginn des Films kommt es zu einer Szene, in der Jonathan Larson bei einer WG-Party einfach anfängt zu singen, dabei wird auf Instrumente verzichtet, stattdessen erzeugen die Gäste einen Beat, indem sie rhythmisch auf ihre Brust trommeln. Solche Momente wirken nicht deplatziert, sie unterstreichen die Weltsicht der Hauptfigur. Beim Soundtrack des Films wurde dabei auf die Stücke von Larson zurückgegriffen, die er in seinem Rock-Monolog aufgeführt und damit einen Einblick in sein Leben gegeben hat.

Die perfekte Besetzung!

Jonathan Larson hat durch Andrew Garfield eine perfekte Besetzung erhalten. Der Film beginnt mit dem Song „30/90“, in dem es um den bald anstehenden Geburtstag der Hauptfigur geht. In dem Moment, in dem Garfield beginnt zu singen bleibt einem die Spucke weg, da man nicht mit einer so stakten Gesangsstimme rechnet. Darüber hinaus schafft es Andrew Garfield seiner Figur die nötige Tiefe zu geben, so wird der Film auf der einen Seite zur Verneigung vor einem Künstler, der leider viel zu früh von uns gegangen ist, auf der anderen Seite betrachten wir einen Mann, der fast alles verliert, weil er sich krampfhaft an seiner Arbeit festhält. Garfield macht Larson so zu einem Sympathieträger, aber auch zu einem Genie, dass sich fast im Wahnsinn verliert. Dabei bringt er so viel Herz in seine Figur, dass man sich beginnt für den echten Jonathan Larson zu interessieren.

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tick, tick… BOOM! ©2021 Netflix | Macall Polay

Insgesamt hat Lin-Manuel Miranda mit TICK, TICK…BOOM! eine Liebeserklärung ans Musical inszeniert. Dabei ist Miranda als Stern am Broadway der bestmögliche Regisseur für den Film, wer wenn nicht er versteht etwas davon, wie es ist ein Musical zu inszenieren. Dabei integriert er sehr viele spannende Details für Musical-Fans in den Film, so tauchen immer wieder Broadway-Sänger*innen auf, die sich an den Songs beteiligen, teilweise sogar ehemalige Mitglieder von Larsons Stück RENT, ehemalige Freunde und Bekannte von ihm, die ihm ein weiteres Mal ihre Liebe und Freundschaft bekunden.

Großes Kino mit kleinen Schwächen

Der einzig auffällig negative Punkt an TICK, TICK…BOOM! sind die Spezialeffekte, gerade wenn es darum geht Greenscreens zu entfernen, sieht man einige unschöne Übergänge, die in einer Produktion dieser Größe nicht passieren dürften. Dazu muss man allerdings anmerken, dass vieles in der Dynamik des Films untergeht, doch in einigen Momenten führen sich die Bilder durch die Effekte befremdlich an, man hat das latente Gefühl, als würde irgendwas nicht stimmen. Allerdings kann man das verkraften, da der Film sonst voller Liebe, Herz und großartiger Songs ist.

Bewertung Michel RieckFazit

Nachdem die Nominierten für die Oscar-Verleihung bekannt gegeben wurde, habe ich den Entschluss gefasst TICK, TICK…BOOM! nachzuholen, auch wenn ich nicht der größte Fan von Musicals bin. Aber was soll ich sagen, der Film hat es voll und ganz geschafft mich zu überzeugen. Die Songs gehen ins Ohr und haben eine enorme Energie und Andrew Garfield zeigt uns nicht nur, was er für ein talentierter Schauspieler ist, er beweist auch, dass ein ausgezeichneter Sänger in ihm steckt. Das Ergebnis ist eine Liebesbekundung an Musicals und eine Verneigung vor Jonathan Larson, ein Künstler, der leider viel zu früh von uns gegangen ist.

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Jonathan Larson (Andrew Garfield) träumt von einer Karriere am Broadway. Aus einem kleinen Apartment in Manhattan arbeitet er an seinem ersten Musical, dabei vernachlässigt er seine Freunde und wird durch eine Schreibblockade fast in den Wahnsinn getrieben.

In seinem Regiedebüt beweist uns der Broadway Star Lin-Manuel Miranda, dass er nicht nur Stücke auf die Bühne bringen kann, sondern auch auf den Bildschirm. Sein Film TICK, TICK…BOOM! erzählt die wahre Geschichte von Jonathan Larson, einem aufstrebenden Broadway-Regisseur, der kurz vor seinem 36. Geburtstag gestorben ist, an dem Tag, an dem sein erstes großes Stück “Rent” Premiere gefeiert hat.

Verkörpert wird er dabei von Andrew Garfield, der diese Rolle perfekt ausfüllt. Er verkörpert zum einen den sympathischen und inspirierenden Künstler, der alle in seinen Bann zieht. Zusätzlich zeigt er uns auch die zerbrechliche Seite von Larson, der sich von seinen Liebsten abwendet damit er endlich sein Stück zu Ende bringen kann. Der komplette Film ist eine Liebeserklärung ans Medium Musical. Lin-Manuel Miranda zeigt uns in seinem Film wie emotional man von einem Film berührt werden kann, in einem Genre, dem häufig Oberflächlichkeit unterstellt wird. Er schafft es zum einen Neulinge zu begeistern und versteckt genug spannende Details für eingefleischte Fans. Obwohl ich ein Musical-Muffel bin, hat mich TICK, TICK…BOOM! auf ganzer Linie überzeugt. Der Film hat mir gezeigt, wie facettenreich die Welt der Musicals sein kann.

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tick, tick… BOOM! ©2021 Netflix | Macall Polay

Originaltitel tick, tick… BOOM!
Kinostart 11.11.2021
Streaming – Release 19.11.2021
Länge ca. 115 Minuten
Produktionsland USA
Genre Biografie | Drama | Musical
Verleih Netflix
FSK
FSK 6

FSK 6 ©FSK


Regie Lin-Manuel Miranda
Drehbuch Lin-Manuel Miranda | Jonathan Larson (Vorlage)
Produzierende Lin-Manuel Miranda | Celia D. Costas | Kurt Crowley | Deb Dyer | Brian Grazer | Ron Howard | Alex Lacamoire | Julie Larson | Steven Levenson | Julie Oh | Owen Panettieri | Bill Sherman
Kamera Alice Brooks
Schnitt Myron Kerstein | Andrew Weisblum

Besetzung Rolle
Andrew Garfield Jonathan Larson
Alexandra Shipp Susan
Robin de Jesus Michael
Vanessa Hudgens Karessa
Joshua Henry Roger
Jonathan Marc Sherman Ira Weitzman
Michaela Jaé Rodriguez Carolyn
Ben Levi Ross Freddy
Judith Light Rosa Stevens
Bradley Whitford Stephen Sondheim
Laura Benanti Judy
Danielle Ferland Kim
Micaela Diamond Peggy
Utkarsh Ambudkar Todd

 

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