Staffel 2In KürzeFakten + Credits

Tiger King: Großkatzen und ihre RaubtiereEs war der 20.03.2020, als auf Netflix eine etwas andere True Crime Dokuserie starten sollte. Zu dem Zeitpunkt war die Corona-Pandemie gerade auf dem Vormarsch und wir haben es uns in unseren Wohnzimmern gemütlich gemacht. Damals sind wir alle noch davon ausgegangen, dass die Krise in ein paar Monaten überwunden sei und so haben wir genossen, mal keine sozialen Verpflichtungen zu haben. Der perfekte Zeitpunkt, um das Programm bei Netflix zu durchforsten. Sicherlich hat die Pandemie einen großen Teil zum Erfolg von TIGER KING beigetragen, nicht zuletzt haben uns aber die schrulligen Figuren vor den Bildschirm gefesselt. Allen voran Joe Exotic, der selbsternannte TIGER KING. In der ersten Staffel lernen wir Exotic als einen Enthusiasten für Raubkatzen kennen. Er ist der Leiter eines Zoos für Tiger, in dem es Raubtiere zum Anfassen gibt. Durch ihn lernen wir eine ganze Subkultur an Zoobetreibern kennen, die sich gegenseitig ausstechen wollen und um die es viele ungeklärte Geheimnisse gibt.

Joe gegenüber stehen Tierschützer*innen, die die Tiger aus den viel zu kleinen Käfigen befreien wollen und die Zoobetreiberin Carole Beskin, deren Ehemann im Jahr 1997 spurlos verschwunden ist. In der ersten Staffel wird die Frage gestellt, ob Carole etwas mit dem Verschwinden ihres Mannes zu tun hat. Außerdem geht es um einen vermeintlichen Plot, der gegen Exotic gesponnen wurde. Hat er einen Killer auf Beskin angesetzt, oder wollen ihn seine Konkurrenten aus dem Weg räumen? Seit dem erscheinen der ersten Staffel hat sich der Kult um die Figuren verselbstständigt und viele der Protagonisten sind zu Stars geworden. So hat Beskin beispielsweise bei der Fernsehshow Dancing with the Stars teilgenommen. Nur Joe Exotic ist im Gefängnis gelandet, aus dem seine Anhänger ihn mit allen Mitteln befreien wollen.

Darum geht es…

Es ist einiges an Zeit vergangen, seitdem Joe Exotic im Gefängnis gelandet ist. Der TIGER KING wurde beschuldigt einen Auftragskiller, auf seine größte Konkurrentin Carole Beskin, angesetzt zu haben. Nun muss er eine Haftstrafe von 22 Jahren verbüßen. Doch es gibt noch einige unbeantwortete Fragen, sowohl was den geplanten Anschlag auf Carole Beskin betrifft als auch das Verschwinden ihres eigenen Ehemannes. Hier setzt die zweite Staffel der erfolgreichen Dokuserie an. Erstmal bekommen wir einen Überblick, über das was in den letzten Jahren um Joe Exotic herum passiert ist, außerdem begleiten wir dieses Mal Kamerateams, die den Fokus auf Joes ehemalige Mitstreiter lenken. So sehen wir Jeff und Lauren Lowe, die Joes Park übernommen haben und sich nun mit Carole Beskin rumärgern müssen. Auf der anderen Seite begleiten wir die Töchter von Don Lewis, Caroles verschwundenem Ehemann, auf der Suche nach ihrem Vater. Sie holen sich dazu Hilfe von einem privaten Ermittler und einem medienaffinen Anwalt. So dringen wir immer tiefer in die düstere Welt der privaten Zoos ein und einige finstere Geheimnisse kommen zum Vorschein.

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Rezension

Obwohl sich die Inhaltsangabe liest, wie von einem fiktiven Werk, handelt es sich bei der Serie mit dem sperrigen deutschen Titel TIGER KING: GROSSKATZEN UND IHRE RAUBTIERE um eine Dokumentation. Allerdings gibt es hier schon den ersten großen Kritikpunkt. Wo ähnliche Serien versuchen die Wahrheit ans Licht zu bringen und das Augenmerk auf etwaige Ungerechtigkeiten zu lenken, fühlt sich TIGER KING etwas voyeuristisch an. Wir begleiten schrullige Charaktere, deren handeln unkommentiert dasteht, ein durchaus valides Mittel für eine Dokumentation. Allerdings werden unsere Sympathien ganz bewusst durch den Einsatz von bestimmten Aufnahmen und Musikstücken gelenkt. Ohne dass es von dem Dokuteam ausgesprochen wird, wird Carole Beskin zur Verantwortlichen für das Verschwinden ihres Mannes. Es ist sehr fragwürdig in einer True Crime Doku Thesen aufzustellen, ohne diese beweisen zu können, um dann eine Person zur Schuldigen zu erklären.

Tiger King: Großkatzen und ihre Taubtiere

Tiger King: Großkatzen und ihre Raubtiere ©2021 Netflix

Dabei greift das Dokuteam allerdings auch auf, was nach dem ersten Teil von TIGER KING passiert ist. Plötzlich waren alle Protagonist*innen Personen des öffentlichen Lebens und es haben sich Lager gebildet. Durch diese Bilder sehen wir, welchen gesellschaftlichen Einfluss eine Dokumentation auf die Figuren haben kann. Es gab beispielsweise Petitionen, die Joe Exotic aus dem Gefängnis befreien wollten, aber auch Morddrohungen gegenüber Carole Beskin. Viele der Begleiter des TIGER KINGS haben Profit aus der Doku geschlagen und sind von Fernsehshow zu Fernsehshow gereist. Teilweise wirkt es so, als solle kritisiert werden, dass diese Menschen davon profitieren, dass ein anderer Mensch im Gefängnis sitzt, allerdings hinterlässt es einen sehr faden Nachgeschmack, da die Dokumentation selbst ein Teil des Problems ist. So laufen nun immer neue Leute vor die Kamera, die scheinbar durch die neue Staffel ebenfalls von der Aufmerksamkeit profitieren wollen.

Tiger King: Großkatzen und ihre Raubtiere

Tiger King: Großkatzen und ihre Raubtiere ©2021 Netflix

Obwohl einige Entscheidungen sehr fragwürdig sind, muss man es dem Team um Eric Goode und Rebecca Chaiklin zugutehalten, dass sie ein Gespür dafür haben, wahre Storys spannend aufzubereiten. Man will immer mehr von den Geschichten um die sehr eigenen Charaktere sehen und erwischt sich dabei, dass man die ganze Staffel plötzlich in einem Rutsch gesehen hat (so ging es mir auf jeden Fall). Sie haben es durch die erste Staffel geschafft großes Vertrauen zu einigen der Protagonist*innen aufzubauen, sodass viele sehr menschliche Momente eingefangen werden. Leider können nicht alle zu Wort kommen und die interessanteste Figur, Joe Exotic, hören wir nur über eine schlechte Telefonleitung aus dem Gefängnis. Bei all diesen Punkten muss man sich die Frage stellen, ob eine zweite Staffel wirklich notwendig war, bzw. ob es schon der richtige Zeitpunkt war. Sicherlich sind die Geschichten wieder sehr verrückt und wahnsinnig unterhaltsam, trotzdem bietet der zweite Teil keine wirklichen neuen Antworten, stattdessen wird nur Stoff für neue wilde Theorien geliefert.

Fazit

Ich war bereits sehr fasziniert von der ersten Staffel TIGER KING, doch nun bin ich etwas ratlos und Frage mich was der zweite Teil sollte. Klar haben mich die Geschichten wieder unterhalten und haben meinen inneren Voyeur befriedigt, am Ende bleibt aber nichts hängen. Stattdessen beobachten wir Laien, die sich in laufende Ermittlungen einmischen und bekommen neue Verschwörungstheorien geliefert. Für Fans der ersten Staffel kann es sich lohnen, allerdings wurden hier einige sehr fragwürdige Entscheidungen getroffen, die nur schwer zu schlucken sind.

Nach dem großen Erfolg im Jahr 2020 ist die Dokuserie TIGER KING: GROSSKATZEN UND IHRE RAUBTIERE zurück. In fünf weiteren Episoden wird erzählt, was nach der ersten Staffel passiert ist. Joe Exotic wurde des versuchten Mordes an Carole Baskin angeklagt und muss nun eine Haftstrafe von 22 Jahren absitzen. Währenddessen haben die Menschen aus seinem Umfeld Profit aus dem überraschenden Erfolg der Serie geschlagen. In der zweiten Staffel wird nun weiteren Fragen auf den Grund gegangen. Es wird tiefer nachgebohrt, was es mit dem Verschwinden von Caroles Ehemann Don Lewis auf sich hatte, hat sie ihren Mann verschwinden lassen? Ist er aus den USA geflohen? Es gibt ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten, aber auch neue Figuren tauchen auf, die bei den Ermittlungen helfen wollen. Zumindest behaupten sie das. Nach dem Erfolg der ersten Staffel entsteht häufig der Eindruck, dass Anwälte und Ermittler durch die Aufmerksamkeit bei Netflix ein Sprungbrett ins Rampenlicht sehen. Deshalb muss man häufig sehr kritisch an die Aussagen der Beteiligten rangehen, da man sich nie sicher sein kann, was der Wahrheit entspricht und was gelogen ist. Trotzdem schaffen es Eric Goode und Rebecca Chaiklin erneut eine spannende Geschichte zu erzählen, die allerdings nicht mit der ersten Staffel mithalten kann.

Tiger King: Großkatzen und ihre Raubtiere

Tiger King: Großkatzen und ihre Raubtiere ©2021 Netflix

Originaltitel Tiger King: Murder, Mayhem and Madness
Staffelrelease 17.11.2021
Länge 5 x 39-45 Minuten
Produktionsland USA
Genre Dokumentation | Biografie | Krimi
Verleih Netflix
FSK unbekannt

Regie Rebecca Chaiklin | Eric Goode
Produzierende Rebecca Chaiklin | Eric Goode | Trevor Groth | Cassie Sagness | Chris Smith | Fisher Stevens | Tristen Tuckfield | Rick Austin | Kevin Brauss | Joel Gallen | Steven Murphy | Jonathan Mussman | Nicole Pasminski | Brad Stevens | Boyd Vico | Michelle Wilker
Musik Aaron Kaplan | John Enroth | Albert Fox | Mark Mothersbaugh | Robert Mothersbaugh | J. D. Thompson | Mutato Muzika
Kamera Jerome Upchurch | Damien Drake
Schnitt Doug Abel | Pedro Alvarez Gales | Nicholas Biagetti | Dylan Hansen-Fliedner | Camilla Hayman | Daniel Koehler | Geoffrey Richman | Oren Castro

Schauspieler:in Rolle
John Reinke Manager
Kelci Saffery Tierwärter
Rick Kirkham Produzent
John Finlay Joe’s Ehemann
Joe Exotic G. W. Zoo
Carole Baskin Big Cat Rescue
Erik Cowie Head Keeper
Bhagavan Antle Myrtle Beach Safari
Eric Goode Filmmaker
Howard Baskin Big Cat Rescue
Jeff Lowe Businessman
Lauren Lowe Jeffs Frau
Joshua Dial Joes Campaign Manager
Sylvia Corkill Reporterin