FilmkritikIn KürzeDas sagen die Kollegen
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Originaltitel: Trauma Center
DVD/Blu-ray – Release: 10.12.2020

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Länge: ca. 87 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Matt Eskandari
Schauspieler: Bruce Willis | Nicky Whelan | Steve Guttenberg
Genre: Action | Thriller
Verleiher: EuroVideo

Trauma Center

Trauma Center © 2017 EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

Steve Guttenberg ist zurück und zeigt sich wie so häufig nicht auf der Kinoleinwand, sondern kommt direkt in die heimischen Wohnzimmer. Steve Guttenberg? Wer ist das? Vermutlich kennen wir alle ihn, denn er spielte in den 80er Jahren gleich mehrfach die Rolle des Carey Mahoney in den POLICE ACADEMY-Filmen. Aber auch ein weiteres Werk lässt ihn uns niemals vergessen: NUMMER 5 LEBT! Seitdem schlägt er sich jedoch mehr oder weniger erfolgreich durch seine Schauspielerkarriere. Zuletzt wirkte er noch in einigen Trash-Streifen wie LAVALANTULA – ANGRIFF DER FEUERSPINNEN, dessen Fortsetzung 2 LAVA 2 LANTULA! und SHARKNADO 4 mit. Eigentlich schade, dass er es nie so recht in die großen Produktionen schaffte, denn er hat Generationen geprägt mit Sätzen wie „Der sieht aus wie Dork, der gerupfte Schwanzlurch“. Auch in TRAUMA CENTER bekommt Guttenberg nicht die Chance seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, denn wir bekommen ihn nur in einer Nebenrolle zu Gesicht.

Abgesehen von Bruce Willis, der sich nun gleich ein zweites Mal in kürzester Zeit für eine Direct to DVD-Produktion hergibt, setzt sich der restliche Cast eher aus kaum bekannten Darstellern zusammen, deren Vita sich zumeist eher durch Heimkinostarts auszeichnet. Mit Tito Ortiz bekommen wir erneut einen Wrestler zu sehen, der sich zunehmend dem Filmbusiness zuwendet. Bisher bestand diese Karriere eher aus Cameoauftritten bei Trashfilmen wie ZOMBIE STRIPPERS oder Nebenrollen wie in VALLEY OF THE WOLVES. Wieder mit dabei ist Regisseur Matt Eskandari, der auch schon SURVIVE THE NIGHT zusammen mit Bruce Willis inszeniert hat. Spannenderweise haben die Beiden noch einen weiteren Film zusammen gedreht mit dem Titel HARD KILL, der bisher jedoch hierzulande weder einen Verleih noch ein Release-Datum erhalten hat. Erste Eindrücke wirken jedoch qualitativ relativ simultan zu den derzeitigen Veröffentlichungen des Duos.

Trauma Center

Trauma Center © 2017 EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

Darum geht es…

Für Madison ist es ein ziemlich bescheidenes Jahr. Nicht nur, dass sie vor kurzer Zeit ihre Mutter verloren hat, nun muss sie sich auch noch um ihre kleine Schwester kümmern. Als wäre das noch nicht genug, wird sie eines nachts Zeugin eines Mordes und wird dabei auch noch angeschlossen. Detective Wakes, der den Killern dicht auf den Fersen ist, vertreibt die Täter und rettet damit unwissentlich der jungen Frau das Leben. Als wichtige Zeugin, wird sie ins Krankenhaus gebraucht und isoliert von den anderen Patienten behandelt, um für ihre Sicherheit zu garantieren. Sie bekommt das ganze Quarantäne-Stockwerk für sich, zu welchem niemand sonst Zugang hat. Doch womit weder Wakes noch Madison rechnen konnten: Die Täter sind ebenfalls von der Polizei und haben somit leichtes Spiel sich zu besagter Isolationsstation Zugang zu verschaffen. Eine dramatische Jagd beginnt!

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Rezension

Was zum Henker ist eigentlich gerade mit Bruce Willis los? Ewig lange sehen wir ihn gar nicht mehr in Filmen und plötzlich taucht er nur noch in B-Movies auf. Besteht da eine besondere Beziehung zum Regisseur, möchte er gerne No-Name-Produktionen mit seinem Namen pushen oder bekommt er einfach keine ordentlichen Angebote mehr? Mit TRAUMA CENTER bekommen wir erneut ein Werk vorgesetzt, welches eine simple Erzählstruktur besitzt und nicht gerade durch Brillanz glänzt. Der Film erinnert ein wenig an FRACTURED, der im Verlauf der Geschichte dann jedoch eher in die Horrorschiene abgerutscht ist, während wir aktuell dem Actionthriller-Genre treu bleiben.

Trauma Center

Trauma Center © 2017 EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

Im Prinzip fängt das Werk schon katastrophal an, denn wir bekommen ein ziemlich willkürlich zusammengeschnittenes Intro, welches nicht gerade Esprit ausstrahlt und Neugier schon im Keim erstickt. Genau auf diese Art und Weise baut sich folgend auch der gesamte Film auf. Es wird ein 0815-Actioner erzeugt der klassischen Strukturen folgt, keinerlei Überraschungen parat hält und bei dem die Produzenten davon ausgehen, dass er unterhaltend sei, nur weil es ein paar Schießereien und Schlägereien gibt. Und selbst wenn wir davon ausgehen, dass es durchaus ein Publikum gibt, oder auch gelegentlich einfach mal die Stimmung verlangt, dass Geballer und Prügeleien Spaß machen könnten, dann doch bitte in ordentlicher Qualität, ein wenig durchdacht und deutlich mehr, als wir es hier zu sehen bekommen. Denn TRAUMA CENTER lebt im Prinzip nur davon, dass ein wenig Verstecken gespielt wird, die Darsteller sich gegenseitig ein wenig jagen und idiotische Handlungen dazu führen, dass Figuren gefunden werden.

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Das kann ja jeder

Anfängerfehler reihen sich unentwegt aneinander und werden nur noch getoppt von sinnloser Effekthascherei. So versucht die Protagonistin mittels eines ausgelösten Feueralarms zu flüchten, der dafür sorgt, dass alle Lichter anfangen zu flackern und keiner mehr so richtig etwas sieht – entschuldigt bitte, aber sollte nicht gerade in einem Krankenhaus, gerade bei einem Feueralarm jedes Licht durch einen Notstromgenerator betrieben werden, um eine reibungslose Flucht zu gewährleisten? Welchen Sinn hätte es einen Feueralarm mit dem Licht so zu verknüpfen, dass dieses abgeschaltet würde? Weiter geht es damit, dass eine offenbar kugelsichere Tür, die einen der Angreifer durch den Rückprall der Patronenkugel fast getötet hätte, ganz einfach durch das Abschlagen der Türklinke mit einer Axt zu öffnen ist. Und dann schafft es die Protagonistin auch noch verletzt wie sie ist in Sekundenschnelle in einen Lüftungsschacht an der Ecke zu klettern? Das schaff ich nicht mal unverletzt.

Weiter geht es mit dem Aspekt, dass in einem Krankenhaus gleich zwei komplette Etagen nicht genutzt werden und komplett leer stehen? In Corona-Zeiten kaum vorstellbar, aber auch außerhalb muss man sich fragen, wo dieses Gebäude liegen soll – mitten in einer Wüste, wo es keine Menschen gibt? Wenn es nicht so traurig wäre, wie mit der Ignoranz des Publikums umgegangen wird, dann wäre es schon fast wieder lachhaft. Es gab so einige Momente, die durchaus einen herzhaften Lacher zugelassen hätten, da es völlig absurd ist, sich einfach alle Gegebenheiten wie Knetmasse zurecht zu formen, wie man sie eben gerade benötigt und im weiteren Verlauf immer wieder um zu modellieren.

Trauma Center

Trauma Center © 2017 EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

Endlich vorbei

Glücklicherweise geht dieser Film nur 87 Minuten und findet daher ein schnelles Ende. Im Prinzip ist TRAUMA CENTER einzig und allein für den Zweck geschaffen wurden, damit sich die Menschen irgendwas auf ihren Geräten anmachen können, um sich gleichzeitig mit etwas ganz anderem intensiv beschäftigen zu können – klassisches Ablenkungsprogramm. Dies merkt man auch daran, dass es beliebig oft möglich ist weg zu schauen und nicht aufzupassen und trotzdem niemals den Anschluss verliert. Die einzige Frage, die sich jedoch nicht geklärt hat: Warum heißt das Werk TRAUMA CENTER? Es handelt sich um ein stinknormales Krankenhaus und mir ist nicht bewusst auch nur einen einzigen Psychologen im gesamten Film gesehen zu haben, der ein Traum bekämpfen würde. Eins kann man dem Werk jedoch zu Gute halten: es ist nicht tragisch, wenn man sich dieses spart und seine Zeit sinnvoller investiert.

Wieder einmal habe ich gemerkt, wie unbeweglich und langsam ich bin. Wieder einmal bin ich neidisch auf die Fähigkeiten von Filmprotagonisten. Gerne würde ich auch in Sekundenschnelle mit einer Schusswunde in einen Lüftungsschacht über mir kriechen können, der in gefühlt drei Metern Höhe angebracht ist. Wenn ich dies schon nicht als gesunder Mensch leisten kann, bin ich doch zumindest heilfroh, dass die Protagonistin von Trauma Center unbemerkt schafft. Und dabei hat sie auch noch richtig Glück – schließlich muss man fragen, wie oft hattet ihr schon einmal ganze zwei Etagen in einem Krankenhaus komplett für euch allein?

Es ist wohl Zeit die Ironie nun abzuschalten, auch wenn dies die einzige Variante ist, wie man aus dem Film noch sympathische Momente herausschlagen könnte. Dieses Werk schafft es über die gesamte Spieldauer nur zu langweilen, zweitklassige Actionsequenzen aufzurufen und eine völlig an den Haaren herbeigezogene Geschichte zu erzählen, in der alle Gegebenheiten stets so gedreht und gewendet werden, wie man sie gerade benötigt. Inkonsequent, unästhetisch und ohne jegliche Form einer smarten Idee schafft es Regisseur Matt Eskandari, der auch schon die Filme Hard Kill und Survive the Night mit Bruce Willis zusammen inszeniert hat, eine spannungslose Thrillerenttäuschung zu bieten, die gerade einmal dafür dient, den Fernseher im Hintergrund unbeachtet laufen zu lassen ohne etwas zu verpassen.

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