FilmkritikIn KürzeEnglish VersionCast
FSK 6

FSK 6 ©FSK

Originaltitel: Gli anni più belli
Kinostart: 14.10.2021
Länge: ca. 129 Minuten
Produktionsland: Italien
Regie: Gabriele Muccino
Schauspieler:innen: Pierfrancesco Favino | Micaela Ramazzotti | Kim Rossi Stuart
Genre: Romanze | Drama
Verleih: Prokino Filmverleih

Auf alles, was uns glücklich macht

Auf alles, was uns glücklich macht © 2021 PROKINO Filmverleih GmbH

Trotz Corona-Pandemie startete AUF ALLES, WAS UNS GLÜCKLICH MACHT schon im vergangenen Jahr in Italien und wurde schlagartig zu einem großen Publikumserfolg, der rund 900.000 Besuchende ins Kino locken konnte. Schon jetzt ist abzusehen, dass in Deutschland ein solcher Erfolg wohl ausbleiben wird, auch wenn hinter dem Projekt Gabriele Muccino steht, welcher 2006 mit DAS STREBEN NACH GLÜCK und kurz darauf mit SIEBEN LEBEN zwei internationale Hits mit Will Smith landen konnte. Schon jetzt ist erkennbar, dass Muccino die emotionale Seite eines Films sehr wichtig ist. Mit Pierfrancesco Favino kehrt zudem ein fantastischer Schauspieler zurück auf die Leinwand, welcher bereits an internationalen Produktionen wie WORLD WAR Z und RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG beteiligt war, aber auch an dem letztjährigen italienischen Geheimtipp IL TRADITORE – ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA.

Der Film erstreckt sich über einen Zeitraum von 40 Jahren, beginnend Anfang der 80er. In dieser Zeit wuchs das Land Italien zur fünftgrößten Wirtschaftsnation der Welt an, was einherging mit einer massiven Staatsverschuldung. In den 90ern fand ein kompletter Umbruch in der Parteienlandschaft statt und wurde begleitet von einem scharfen Sparkurs infolge eines bevorstehenden finanziellen Kollapses durch zu hohe Schulden. Nicht gerade förderlich war diesbezüglich die organisierte Kriminalität, welche im Süden des Landes vorherrschte und mit hohen Steuerhinterziehungen einher ging. Der Norden des Landes ist zeitgleich eher von Wohlstand geprägt gewesen. Immer wieder wurde das Land seit der Jahrtausendwende von Finanz- und Wirtschaftskrisen heimgesucht, die letztlich auch das Bruttoinlandsprodukt deutlich sinken ließen und die Politik in Aufruhr versetzte. Auch die vielen Regierungswechsel brachten dem Land keine Stabilität.

Darum geht es…

AUF ALLES, WAS UNS GLÜCKLICH MACHT erzählt die Geschichte der vier Jugendfreunde Giulio, Gemma, Paolo und Riccardo, die als Kinder eine unzertrennliche Einheit bildeten. Im laufe der folgenden 40 Jahre entwickeln sich jedoch ihre Lebensgeschichten völlig unterschiedlich und neben dramatischen Trennungen finden die vier doch auch immer wieder in irgendeiner Form zusammen. Schicksalsschläge und unterschiedlicher materieller Wohlstand prägen die Vier genauso wie die romantischen Gefühle von Paolo und Giulio für Gemma.

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Rezension

Schon der Titel und das Poster des Films versprechen eigentlich einen lebensfrohen und mitreißenden Film voller positiver Gefühle – genau dass, was wir nach den schweren Zeiten des vergangenen Jahres eigentlich gut gebrauchen könnten. Umso überraschender erscheint der Einstieg in den Film, welcher geprägt ist von Aufruhr und Straßenschlachten, aber auch dem freudigen Ereignis des Gewinns der Fußballweltmeisterschaft durch das eigene Land. Schnell bildet sich also ein Auf und Ab der Gefühle heraus. Wie schon bei DAS STREBEN NACH GLÜCK schafft es Gabriele Muccino diese wechselhaften Eindrücke sanft ineinanderfließen zulassen. Der Film ist zudem geprägt von vier sehr unterschiedlichen Geschichten sowie dem Durchbruch der vierten Wand. Es ist also nicht selten, dass die Figuren, welche stets aus ihrer Perspektive erzählen sich auch direkt an das Publikum wenden und von ihren Erlebnissen berichten.

Auf alles, was uns glücklich macht

Auf alles, was uns glücklich macht © 2021 PROKINO Filmverleih GmbH

Eine konkrete Hauptfigur gibt es dabei nicht. Alle vier Protagonisten bekommen ungefähr ein gleiches Maß an Screentime und werden somit gleichberechtigt behandelt. Alle vier strahlen zudem eine wunderbare Sympathie aus und schaffen es allein aus diesem Grund die Zuschauenden stets neugierig zu halten. Die Geschichten werden dabei parallel erzählt und laufen immer wieder ineinander. Die schauspielerischen Interaktionen und die Setgestaltung vom Licht bis zur Musik wirken dabei stets wie eine idealisierte Darstellung der Realität. Der Blick durch die rosarote Brille, wie wir ihn fast schon selbstverständlich in der Romanze präsentiert bekommen, schlägt sich darüber hinaus auf den gesamten Film nieder und präsentiert uns eine scheinbar perfekte Welt, wie wir sie in CALL ME BY YOUR NAME kennen gelernt haben.

Ambitionierte Herausforderung

Dennoch werden hier auch einige kleine Krisen eingestreut, die jedoch nur sehr oberflächlich stattfinden und große Plottwists gar nicht erst entstehen lassen. Da somit kein wirkliches Spannungsmoment zu verzeichnen ist, dümpelt AUF ALLES, WAS UNS GLÜCKLICH MACHT weitestgehend einfach dahin. Das ist nicht immer schlimm, denn dadurch ist es möglich die italienische Atmosphäre genießen zu können und die Szenen ein wenig wirken zu lassen, doch in der Gesamtheit zieht sich dadurch der Film doch deutlich zu lang und schläfert teilweise mehr ein, als er müsste.

Auf alles, was uns glücklich macht

Auf alles, was uns glücklich macht © 2021 PROKINO Filmverleih GmbH

Regisseur Gabriele Muccino versucht hier etwas sehr Riskantes: 40 Jahre Geschichte in nur zwei Stunden Film unterzubringen. Und genau dieses Problem bricht AUF ALLES, WAS UNS GLÜCKLICH MACHT auch teilweise das Genick. Der Film wirkt sprunghaft und überfordert. Auch wenn wir einen interessanten Wandel der Figuren verfolgen können, so ist es doch nur schwer sich mit diesen Figuren wirklich identifizieren zu können. Die Idee hier eine Hommage an die italienische Heimat zu konstruieren, mag löblich sein, ist aber eben auch sehr ambitioniert und gelingt Muccino daher nur bedingt. Womöglich wäre hier ein anderes Filmgenre förderlicher gewesen oder zumindest die strikte Trennung zwischen Romanze und Historiendrama.

Fazit

Geprägt von Höhen und Tiefen spiegelt der Film seine eigene Geschichte wider: Die Begleitung einer, respektive mehrerer, Lebensgeschichten und ist daher geprägt von einigen herzlichen und besonderen Momenten, aber eben auch von langatmigen und eintönigen Phasen. Die schier unendliche Erzählung findet keinen wirklichen Höhepunkt und dadurch auch kein eindeutiges Ziel, auf welches das Werk hinsteuert. Auch wenn die Darstellenden wunderbare Arbeit leisten und sich sehr in ihre Rolle reingehängt haben, fällt es deutlich schwerer den Film empfehlen zu können, als es bei vorherigen Werken des Regisseurs möglich war. Liebhaber der ruhigen und herzlichen Töne, werden aber dennoch einige besondere Momente finden und in den Genuss einer überzeichneten Romanze kommen.

Italien, Sommer, Hitze, Romantik. Da kommen doch glatt die Urlaubsgefühle wieder hoch und lassen uns in eine andere Welt dahinschweifen. Mit dem hiesigen Film wird dies tatsächlich ein wenig möglich gemacht, denn Regisseur Gabriele Muccino beweist nicht das erste Mal, dass er weiß die großen Gefühle anzusprechen und herzergreifende Geschichten zu erzählen. Mit diesem Film möchte er sowohl die Lebensgeschichte von vier Freunden präsentieren als auch eine Hommage an seine Heimat Italien entwickeln. Während eines davon ganz gut gelingt, sehen wir doch erstaunlich wenig mitreißende historische Momente – ob das an der eher schnöden Historie des Landes liegt oder an der einfallsarmen Umsetzung bleibt ein wenig fraglich.

Die Story umfasst ganze 40 Jahre Lebensgeschichte und hat einige tolle Momente zu bieten, die vor allem durch die immer wieder gern gesehenen Darstellenden exzellent in Szene gesetzt werden. Und auch wenn es absolut keinen Spannungsbogen gibt, so bietet uns doch die Atmosphäre immer wieder ein tolles Gefühl. Die sprunghafte Erzählweise wirkt dem leider ein wenig entgegen und lässt es nur schwer zu sich in die Figuren hineinzufühlen. Wie ihr seht ist dies ein Film voller Kontroversen, weshalb es auch schwer ist eine absolute Empfehlung dafür auszusprechen. 20 Minuten weniger Spieldauer und ich würde wohl sofort dazu tendieren zu sagen, dass man sich das Werk einmal gönnen kann. So ist es jedoch eher etwas für Liebhaber des italienischen Kinos geeignet.

Auf alles, was uns glücklich macht

Auf alles, was uns glücklich macht © 2021 PROKINO Filmverleih GmbH

FSK 6

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Original title: Gli anni più belli
Cinema release: 14.10.2021
Length: approx. 129 minutes
Country of production: Italy
Director: Gabriele Muccino
Actors: Pierfrancesco Favino | Micaela Ramazzotti | Kim Rossi Stuart
Genre: Romance | Drama
Distributor: Prokino Filmverleih

Auf alles, was uns glücklich macht

Auf alles, was uns glücklich macht © 2021 PROKINO Filmverleih GmbH

Despite the Corona pandemic, AUF ALLES, WAS UNS GLÜCKLICH MACHT was released in Italy last year and became an instant hit with audiences, attracting around 900,000 cinema-goers. It is already clear that there will be no such success in Germany, even though the project is backed by Gabriele Muccino, who scored two international hits with Will Smith in 2006 with THE PURSUIT OF HAPPYNESS and shortly afterwards with SIEBEN LEBEN. It is already clear that the emotional side of a film is very important to Muccino. With Pierfrancesco Favino, a fantastic actor returns to the screen who has already been involved in international productions such as WORLD WAR Z and RUSH, but also in last year’s Italian insider tip IL TRADITORE – ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA.

The film spans a period of 40 years, beginning in the early 80s. During this time, Italy grew to become the fifth largest economy in the world, which was accompanied by a massive national debt. In the 90s, a complete upheaval took place in the party landscape and was accompanied by a sharp austerity course due to an imminent financial collapse caused by too much debt. Organised crime, which was prevalent in the south of the country and was accompanied by high levels of tax evasion, was not exactly conducive to this. At the same time, the north of the country was characterised by prosperity. Since the turn of the millennium, the country has been repeatedly plagued by financial and economic crises, which ultimately also caused the gross domestic product to drop significantly and caused political turmoil. Even the many changes of government did not bring stability to the country.

That’s the story about

AUF ALLES, WAS UNS GLÜCKLICH MACHT tells the story of the four childhood friends Giulio, Gemma, Paolo and Riccardo, who formed an inseparable unit as children. Over the course of the following 40 years, however, their life stories develop in completely different ways and, in addition to dramatic separations, the four of them always find their way back together in some form or another. Strokes of fate and differing material prosperity shape the four just as much as Paolo and Giulio’s romantic feelings for Gemma.

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Review

The title and the poster of the film already promise a lively and rousing film full of positive feelings – exactly what we could use after the difficult times of the past year. All the more surprising, then, is the start of the film, which is marked by riots and street fights, but also by the joyful event of the country winning the World Cup. So an ebb and flow of emotions quickly develops. As in THE PURSUIT OF HAPPYNESS, Gabriele Muccino manages to let these changing impressions flow gently into one another. The film is also characterised by four very different stories as well as the breaking of the fourth wall. It is therefore not uncommon for the characters, who always tell their stories from their own perspective, to address the audience directly and report on their experiences.

Auf alles, was uns glücklich macht

Auf alles, was uns glücklich macht © 2021 PROKINO Filmverleih GmbH

There is no concrete main character. All four protagonists get about the same amount of screentime and are thus treated equally. All four also radiate a wonderful sympathy and for this reason alone manage to keep the audience constantly curious. The stories are told in parallel and run into each other again and again. The acting interactions and the set design, from the lighting to the music, always seem like an idealised representation of reality. The view through rose-coloured glasses, as we are presented with almost as a matter of course in the romance, is furthermore reflected in the entire film and presents us with a seemingly perfect world, as we got to know it in CALL ME BY YOUR NAME.

Ambitious challenge

Nevertheless, a few small crises are interspersed here, but they take place only very superficially and don’t even allow big plot twists to develop. Since there is no real moment of suspense, AUF ALLES, WAS UNS GLÜCKLICH MACHT just bobs along for the most part. This is not always a bad thing, because it makes it possible to enjoy the Italian atmosphere and let the scenes take effect a little, but overall the film drags on far too long and sometimes falls asleep more than it should.

Auf alles, was uns glücklich macht

Auf alles, was uns glücklich macht © 2021 PROKINO Filmverleih GmbH

Director Gabriele Muccino tries something very risky here: to fit 40 years of history into only two hours of film. And it is precisely this problem that partly breaks the back of AUF ALLES, WAS UNS GLÜCKLICH MACHT. The film seems jumpy and overwhelmed. Even though we can follow an interesting change in the characters, it is difficult to really identify with them. The idea of constructing a homage to the Italian homeland may be laudable, but it is also very ambitious and Muccino only succeeds to a limited extent. Perhaps a different film genre would have been more conducive here, or at least the strict separation between romance and historical drama.

Conclusion

Characterised by ups and downs, the film reflects its own history: the accompaniment of one, or rather several, life stories and is therefore marked by some heartfelt and special moments, but also by long-winded and monotonous phases. The seemingly endless narrative has no real climax and thus no clear goal towards which the work is heading. Even though the actors do a wonderful job and put a lot of effort into their roles, it is much harder to recommend the film than it was possible with previous works by the director. However, lovers of the quiet and heartfelt tones will still find some special moments and enjoy an overdrawn romance.

Schauspieler:in Rolle
Pierfrancesco Favino Giulio Ristuccia
Micaela Ramazzotti Gemma
Kim Rossi Stuart Paolo Incoronato
Claudio Santamaria Riccardo Morozzi
Nicoletta Romanoff Margherita Angelucci
Emma Marrone Anna
Alma Noce junge Gemma
Francesco Centorame junger Giulio Ristuccia
Andrea Pittorino junger Paolo Incoronato
Matteo De Buono junger Riccardo Morozzi
Mariano Rigillo Avvocato Nobili
Francesco Acquaroli On. Sergio Angelucci
Paola Sotgiu Mutter von Paolo
Fabrizio Nardi Vater von Giulio