Originaltitel: Berlin, Berlin – Der Film
Kinostart: ehemals: 19.03.2020 – abgesagt!
Streaming – Release: 08.05.2020
Produktionsland: Deutschland
Regie: Franziska Meyer-Price
Schauspieler:innen: Matthias Klimsa | Jan Sosniok | Janina Uhse | Felicitas Woll | Abdelkarim
Genre: Drama | Komödie
Verleiher: Constantin Film Verleih
17 Jahre ist es bereits her, dass BERLIN, BERLIN erstmalig im TV ausgestrahlt wurde. Von 2002 bis 2005 produziert, strahlte die ARD die Serie regelmäßig im Vorabendprogramm aus und erzielte damit vor allem bei den jüngeren Generationen recht viel Erfolg.
Das Ende der Serie kam nicht wegen einbrechenden Zuschauerzahlen, sondern aus dem simplen Grund, dass die Hauptdarstellerin Felicitas Woll einfach nicht mehr weiter machen wollte.
Felicitas Woll ist zurück
Nun hat sie ihre Meinung geändert und einer Reunion für einen entsprechenden Spielfilm zugestimmt. An ihrer Seite wie gewohnt: Jan Sosniok als Sven, Matthias Klimsa als Hart, Sandra Borgmann als Rosalie Butzke und Kai Lentrodt in der Rolle des Harald Sommers. Neu gesellt sich nun auch Abdelkarim, der als etablierter deutscher Komiker in kleinen Nebenrollen zusehen ist.
Nachdem Lolle (Felicitas Woll) einst nach Berlin gezogen ist, um ihren Traum, Comiczeichnerin zu werden, zu erfüllen, hatte sie letztlich dann doch nur Scherereien. Insbesondere stellten die Männer Sven, Alex und Felix ihr Leben ganz schön auf den Kopf.
Nun jedoch hat sich scheinbar alles in gerade Bahnen begeben und ihre Hochzeit mit Hart steht kurz bevor. Es könnte alles so schön sein, wenn nicht plötzlich doch wieder ihre alte Liebschaft Sven am Altar auftauchen würde. Plötzlich ist die Sicherheit, wem ihr Herz gehört dahin und es beginnt eine wilde Jagd um ihre Gunst, auf der die Drei auf viele alte Bekannte treffen. Von Berlin in den Harz und zurück! Doch wird Lolle auf diesem Trip endlich zur Besinnung gelangen und erkennen, wer ihre große Liebe für die Zukunft ist?
Altbewährtes in neuem Gewand
Ist BERLIN, BERLIN nun eine gelungene Fortsetzung, eine Neuauflage oder einfach ein abgedroschener Versuch die alte Zeit wieder aufleben zu lassen? Leider ist es genau dieser Versuch einer Hommage an die Vergangenheit. Während alle paar Minuten immer wieder ein Rückblick in die damaligen Serienausschnitte eingefügt ist, beruhen jegliche Handlungsentwicklungen einzig und allein auf der Ursprungsgeschichte und liefern kaum neues Material, geschweige denn Einfallsreichtum. Da ich selbst die Originalserie nicht kenne, ist es für mich nur schwer zu sagen, ob Fans trotzdem auf ihre Kosten kommen werden.
Doch wo fängt die Misere an? Eigentlich erst nach dem ersten Drittel, denn dieses wirkt tatsächlich noch sehr unterhaltsam. Vor allem für Menschen, die die Serie nicht kennen, werden einige tolle Überraschungen parat gehalten. Etwas ganz Besonderes sind wohl die animierten Einspieler, die Gefühlsregungen und Gedankengänge versuchen zu visualisieren. Die Comic-Lolle zieht sich durch den gesamten Film und taucht immer wieder episodenhaft auf. Dazu schafft es Regisseurin Franziska Meyer-Price die Atmosphäre zurück zu bringen, die das TV-Programm zu Beginn der Nullerjahre durch unzählige Talkshows, Sitcoms und Comedy-Serien erzeugte.
Langeweile und öde Witze
Ab da an geht es jedoch steil Bergab mit der Qualität von BERLIN, BERLIN. Während anfangs durch den Roadtrip und die vielen unterschiedlichen Ereignisplätze eben jene Stimmung abhandenkommt, gesellen sich auch noch unzählige Handlungsfehler dazu. Die Story selbst mag vielleicht noch im Ansatz schlüssig sein, kann jedoch kein bisschen begeistern, insbesondere weil man in einem Werk, dass BERLIN, BERLIN heißt, nicht unbedingt eine Reise in den Harz erwartet, die große Teile der Spielzeit einnimmt.
Immer wieder wird versucht mit Hilfe von flachen Witzen die Zuschauer bei Laune zu behalten, doch sind diese so belanglos, dass sie schnell langweilig werden. Zudem werden offensichtliche Gags auch noch erläutert und verlieren damit zusätzlich noch an Charme. Zumindest jedoch harmonieren indes die Figuren recht gut miteinander, auch wenn diese keine gute Charakterisierung erhielten und in sich unschlüssig sind. Erkennbar ist dies zum Beispiel daran, dass Lolle als eine Person beschrieben wird, die sich keine Telefonnummern merken kann und in den entscheidenden Situationen kennt sie diese dann doch auswendig? Sehr seltsam!
Großer Fanservice, aber mehr auch nicht
Was bleibt noch zu sagen? Es gibt ein paar nette Bild in Bild-Cuts, die Handlung ist gegen Ende des Films Haare sträubend und Abdelkarim ist mit seinem Gastauftritt das einzige Licht am Ende des Tunnels. Insgesamt wird dies wohl einfach ein nachgeholter Abschiedsfilm sein, der durch den finalen Sprung in ein neues Leben wohl auch den Absprung von seiner Fanbase schaffen möchte. Schade, dass man sich dabei nicht mehr Mühe gegeben hat und mehr Wert auf Fanservice gelegt hat als auf eine solide Handlung, mit unterhaltsam geschriebenen Witzen.