Die Mittagsfrau |
|
Veröffentlichung: 2023-09-28Genre: DramaLänge: 137 minutenBudget: $ 0 | |
ÜbersichtDer Film erzählt die berührende Geschichte einer jungen Frau Anfang des 20. Jahrhunderts, die unter widrigsten Umständen Mutter wird. Quelle: www.themoviedb.org |
Rezension
Der Titel Barbara Alberts larmoyanten Lebensbilds passt nicht, insofern die schlesische Sagengestalt in der fünf Jahrzehnte umspannenden und sich noch länger anfühlenden Adaption Julia Francks gleichnamigen Bestsellers gänzlich irrelevant bleibt, und passt doch, weil er den Schnittpunkt trifft von Aberglaube, Altdeutschem, Abenteuer und Ahnensagen, die essenziell sind für den romantischen Revisionismus zeitgenössischer Heimatliteratur und -filme wie Dörte Hansens Altes Land oder Daniela Kriens Irgendwann werden wir uns alles erzählen. Darin verdrängt die Sehnsucht nach Unberührtheit, Idylle und Eintracht eine nach Sinnlichem, Schicksalhaftigkeit und Schmerz. Theatralische Tropen und phrasenhafter Pathos (melo)dramatisieren belanglose Bildungsbürger-Biografien wie jene der von Francks Großmutter inspirierten Heldin.
Helen ist zu Beginn der im Nachkriegsdeutschland ansetzenden Handlung an die 50, sieht aber nicht älter aussieht als die 27-jährige Mala Emde. Sie immerhin spielt überzeugend die bourgeoise Unternehmertochter, deren fragwürdige Lebensentschlüsse in einer epischen Rückblende gerechtfertigt werden. Mit ihrer älteren Schwester Martha (Liliane Amuat) flieht Helene in den 20ern nach Berlin zu ihrer feierlustigen Tante (Fabienne Elaine Hollwege). Den Traum vom Medizinstudium und die Liebe zu Literaturstudenten Karl (Thomas Prenn) zerstört der Faschismus, der Helene zur Heirat mit Nazi Wilhelm (Max von der Groeben) veranlasst. Nicht nur hier rehabilitiert, relativiert und romantisiert die in Trivial-Theatralik schwelgende Story Privilegien und Opportunismus.
Fazit
Die weitgehende Beschränkung auf wenige häusliche Kulissen, Anachronismen und Theaterfundus-Kostüme lassen die eklektischen Ereignissen befremdlich bühnenhaft wirken. Papierene Dialoge und narrative Tropen untergraben die schauspielerischen Leistungen, insbesondere Mala Emdes. Zwischen Theatralik und Trivialität sucht die historische Seifenoper sympathische Rechtfertigungen für faschistische Verstrickungen und offenbart ihr Talent in der perspektivischen Korrektur problematischer Biografien.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Originaltitel | Die Mittagsfrau |
Kinostart | 28.9.2023 |
Länge: | 137 minuten |
Produktionsland | Germany |
Genre: | Drama |
Regie | Barbara Albert |
Producer | Boris Ausserer | Oliver Schündler |
Kamera | Filip Zumbrunn |
Cast | Mala Emde, Max von der Groeben, Thomas Prenn, Liliane Amuat, Fabienne Elaine Hollwege, Laura Louisa Garde, Eli Wasserscheid, Helena Pieske, Maria Matschke Engel, Lilia Herrmann, Finjen Kiefer, Laurids Schürmann, Steve Karier, Monique Reuter, Karin Pfammatter, Dimitri Stapfer, Jürg Plüss, Sven Schelker, Carolin Karnuth, Genet Zegay |
Wie hat dir der Film gefallen?
[…] This piece first appeared … […]