FilmkritikIn KürzeDas sagen die Kollegen
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Originaltitel: Bitva
DVD/Blu-Ray – Release: 26.06.2020

FSK 12

FSK 12 ©FSK

Länge: ca. 85 Minuten
Produktionsland: Russland
Regie: Anar Abbasov
Schauspieler: Rinal Mukhametov | Anna Isaeva | Ilya Antonenko
Genre: Drama | Musikfilm
Verleiher: Capelight Pictures

Feel That Beat

Feel That Beat ©2020 capelight pictures

Die Maschinerie rollt. Klingt wie ein abgedroschener Spruch – ist er auch – aber besser kann die russische Filmkunst derzeitig kaum beschrieben werden. Zwar bewegen sich deren Filmstarts vorrangig nur im Home Entertainment-Release, doch ist ein größerer Start hinsichtlich Kinostarts nicht mehr so abwegig, denn fast schon ohne Unterbrechungen bringen russische Filmproduzenten aktuell ihre Werke auf den Markt – alle in gewisser Weise innovativ und neu und dennoch orientiert an großen US-Vorbildern. So auch FEEL THAT BEAT, der sich stark an der STEP UP – Reihe orientiert, die vor einigen Jahren große Erfolge feierte.

Wie bereits üblich, besteht der Cast des Films aus mehreren Schauspielern, die hiermit ihr Spielfilmdebüt geben, womit naheliegend ist, dass es sich um eine Low-Budget-Produktion handelt. Einzig Hauptdarsteller Rinal Mukhametov kennen wir bereits, sogar auch aus einer meiner Kritiken. Anfang des Jahres hat er ebenfalls als Hauptdarsteller im Film COMA mitgespielt und dort eine recht beeindruckende Leistung gezeigt. Ein klein wenig Erfahrung brachte auch Co-Star Anna Isaeva mit ans Set, denn sie war bereits zuvor im Film BALLERINA – IHR TRAUM VOM BOLSHOI zu sehen. Selbst Regisseur Anar Abbasov gibt bei diesem Werk sein Debüt, was nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein muss, denn schon im Film ABGERISSEN wurde dieses Jahr bewiesen, dass auch „Laien“ spannende Werke hervorbringen können.

Feel That Beat

Feel That Beat ©2020 capelight pictures

Darum geht es…

Anton hat sich in seinen jungen Jahren bereits einen Namen gemacht und einen gewissen Status mit seiner Crew erarbeitet. Als Streetdancer und Choreograph ist er gerne gesehen und heimst die Preise unzähliger Dance-Battles für sich und sein Team ein. Doch wie das Leben so spielt, kann nicht immer alles gut gehen und so verliert er durch einen Unfall sein Gehör. Es dauert eine Weile, bis er begreift, was ihm widerfahren ist, doch als er erkennt, was dieses Ereignis für Auswirkungen auf sein weiteres Leben hat, steht er kurz vor der innerlichen Zerrüttung. Ein Leben als geschädigter steht ihm bevor – ohne jegliche Musik. Als er jedoch sieht, wie es anderen Menschen mit ähnlichen Problemen ergeht, schöpft er langsam wieder Mut und kümmert sich um eine Gruppe Jugendlicher, die Anton für seine Fähigkeiten vergöttern. Gemeinsam mit ihnen erkennt er, dass der Rhythmus nicht in der Musik zu finden ist.

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Rezension

Wie wohl schon in meiner Einleitung herauslesbar sein dürfte, bietet FEEL THAT BEAT zwei verschiedene Seiten: einmal die überraschende, innovative und einfallsreiche, die an die vielen anderen russischen Starts 2020 anlehnt, zum anderen die unkreative abgekupferte Story eines amerikanischen Vorbilds als vermeintlicher Erfolgsgarant. Ob russische Zuschauer einfach nur genauso eigensinnig sind wie amerikanische und partout keine fremdsprachigen Produktionen gucken, weiß ich leider nicht, aber eben jene Filmpolitik legt diesen Gedanken durchaus nahe. Dennoch betrachte ich dieses Werk als eigenständiges und unabhängiges und muss tatsächlich sagen, dass ich recht positiv mitgerissen wurde.

Feel That Beat

Feel That Beat ©2020 capelight pictures

Zwar gibt es hier absolut kein filmisches Meisterwerk zu sehen, doch schafft es wieder einmal ein russischer Regisseur eine Handlung wirklich auf den Punkt zu bringen. Es wird keine überflüssige Zeit mit Nebensächlichkeiten verbracht, Storyelemente, die selbstverständlich sind werden nicht explizit noch einmal gezeigt, nur damit der Zuschauer am Ball bleibt und es gibt keine nervigen Endloswendungen, die immer noch ein Höhepunkt oben draufsetzen. Klein und fein gehalten bekommen wir eine simple, bewegende und herzergreifende Story geliefert, die dennoch einen gewissen Hollywood-Charakter mitschwingen lässt. Dennoch muss gesagt werden, dass die ganze Geschichte wie aus dem Lehrbuch der Filmkunst wirkt und das nicht im positiven Sinne. Unzählige Male hat man diese bereits in anderer Konstellation schon gesehen, womit auf lange Sicht jede Überraschung ausbleibt.

Filmrezension

Feel That Beat ©2020 capelight pictures

Harmonische Neuinterpretation trifft auf billigen Abklatsch

Doch das ist gar nicht mal so dramatisch, denn Hauptdarsteller Rinal Mukhametov schafft es weitestgehend zu polarisieren. Nachdem er mir bereits in COMA recht gut gefallen hat, vor allem weil es endlich mal ein neues und unverbrauchtes Gesicht in der Filmlandschaft gab, bestätigt er hier weitestgehend seine Leistungen – auch wenn hier ebenfalls erwähnt werden muss, dass die Rolle nicht so sehr aufwendig angelegt scheint. Zusammen mit Anna Isaeva geben die beiden ein recht harmonisches Paar hab, was immer ein wichtiger Faktor für eine solche Romantik-Dance-Verfilmung ist. Schade ist dabei einzig und allein, dass die Synchronisation einiges an Charme liegen lässt, doch wem das zu wider ist, der kann sich ja auch die originale Fassung mit Untertiteln anschauen – der Anspruch der Dialoge hält sich schließlich sehr in Grenzen.

Feel That Beat

Feel That Beat ©2020 capelight pictures

Die grundlegenden Kriterien für einen unterhaltsamen Abend werden auf jeden Fall in FEEL THAT BEAT geboten: es gibt eine sanfte und nicht zu aufdringliche Love-Story, coole Musik mit imposanten Dance-Moves und einen eher flach gehaltenen dramaturgischen Bogen, der schlüssig den Inhalt zu einem gesamt Konzept vereint. Ist der Film nun empfehlenswert? Ich würde nicht soweit gehen, dass ich sage es lohne sich ihn zu kaufen, doch wer abends einmal abschalten möchte, im besten Fall sogar noch mit Begeisterung Spielfilme übers Tanzen guckt und jeglichen Anspruch auf ein Minimum runterschrauben möchte, der kann in diesem Film durchaus die richtige Unterhaltung finden.

Angelehnt an die großen Vorbilder der STEP UP-Reihe, zeigt uns nun auch ein russischer Produzent in beeindruckender Manier, was wir Laien alles nicht beherrschen auf der Tanzfläche. Wie ihr wisst, ist dies nicht mein erster russischer Film in diesem Jahr, der mich grundlegend positiv überrascht hat, sondern habe ich bereits zu mehreren Produktionen eine gewisse Sympathie aufgebaut, weil sie zwar das wiederspiegeln, was man in den amerikanischen Werken mag, doch diese dabei viel mehr und eher auf den Punkt kommen und dabei eine fast unbeschreibliche Art der Erzählung einbringen, die nicht so abgedroschen wirkt wie die 0815-US-Filme. Klar, so richtig innovativ ist FEEL THAT BEAT auch nicht, doch werden hier ein wenig Genre verknüpft, die sonst nicht so ganz vereinbar scheinen, wodurch eine neue Perspektive des Storytellings eröffnet wird. Dabei lässt zudem noch Hauptdarsteller Rinal Mukhametov seinen schauspielerischen Charme einfließen, den er mir schon einmal überzeugend präsentieren konnte in diesem Jahr. Gebündelt in gerad einmal 85 Minuten bekommen wir also eine nette Geschichte präsentiert, den Zuschauer zwar dauerhaft bei Laune behält, aber dennoch nicht wirklich aufdringlich wirkt. Zeitweise wirkt die Handlung dennoch etwas stark zusammengecuttet und abgehackt, was insoweit gut ist, dass uns nicht jeder überflüssige Moment vorgebeten wird. Leider jedoch verliert die Produktion hier einiges an emotionalen Basiselementen, die eine tiefere Bindung zu den Figuren und der Handlung selbst verhindert und den Zuschauer nur oberflächlich mitleiden lässt. Ein Blick in diesen Film ist nicht verkehrt, doch muss meine Empfehlung grundsätzlich dennoch ausbleiben.

Feel That Beat

Feel That Beat ©2020 capelight pictures