Puppen aller Art sind seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr aus dem Kino wegzudenken. Natürlich fallen einem sofort Filme wie die Pixars riesige Erfolgsreihe TOY STORY ein. Doch viele Regieführende sehen in den kleinen Spielzeugen weniger die unterhaltende Kinderbelustigung als vielmehr das Zeug für creepy Geschichten, denn wenn wir einmal ehrlich sind, sehen viele dieser Figuren schon ohne filmische Spezialeffekte zum Fürchten gruselig aus. Als eines der ersten existierenden Spielzeuge überhaupt wurden Puppen somit regelrecht zum Aushängeschild für viele ikonische Horrorfilme. Legendär wurde vor allem CHUCKY – DIE MÖRDERPUPPE, die seit fast 40 Jahren ihr Unwesen treibt. Auch ANNABELLE hat es zu einem gewissen Kult geschafft, der jedoch weniger aus dem eigenen Film resultierte, als das er aus den THE CONJURING – Reihe abgeleitet werden konnte. 2018 wollte zudem Regisseur Brian Henson aus dem Erfolg der Muppets seinen Nutzen ziehen und mit THE HAPPYTIME MURDERS eine erwachsenen Krimi-Komödie entwickeln, die jedoch floppte.
Mit seinem Regiedebüt für einen Langfilm greift Jesse Blanchard diesen Kult ebenfalls auf und präsentiert uns eine etwas andere Art des Puppen-Horrors, denn tatsächlich verzichtet FRANK & ZED auf jegliche menschliche Komponente und präsentiert uns eine Geschichte, die ausschließlich im Puppenuniversum stattfindet. Ganze sieben Jahre arbeitete er mit seinem Team an der Entwicklung und setzte dabei auf Crowdfounding-Kampagnen. Mittels Kickstarter konnten wurden mehrere Kampagnen erstellt, wovon eine leider nicht erfolgreich war, aber den anderen beiden jedoch insgesamt mehr als 50.000 US-Dollar erzielt werden konnten. Unter anderem wurde damit gelockt, dass die Unterstützenden ihre Namen im Film wiederfinden würden oder sogar ihre Gesichter auf einem Bleiglas-Kirchenfenster auftauchen.
Darum geht es
Frank und Zed sind das leidliche Überbleibsel einer früheren Schlacht zwischen dem Bösen und dem Guten. Als Diener ihres Meisters überlebten die Beiden die Auseinandersetzung mit den Dorfbewohnern, die in der Nähe des unheimlichen Schlosses leben, in welchem der Zombie Zed und der Frankensteins-Monster-ähnliche Frank ihr Dasein fristen. Beide leben sehr friedlich und sind für die Versorgung des jeweils anderen verantwortlich. So geht Frank jeden Tag auf Jagd, um dem Zombie seine tägliche Ration Gehirne zu bringen, während Zed in der Verantwortung steht, Frank täglich an ein ausgeklügeltes Stromleitsystem anzuschließen, um seine Batterien aufzufüllen. Alles könnte so friedlich sein, wenn nicht eines Tages ein Dorfbewohner sich in den Jagdgefilden von Frank aufhalten würde. Das Monster macht kurzen Prozess und liefert seinen Kumpanen eine ganz besondere Delikatesse, die Zed künftig nicht mehr missen will. Als die Dorfbewohner dies jedoch mitbekommen, bricht Panik aus und ein Racheplan wird geschmiedet.
Rezension
Eine Sache ist von der ersten Szene an klar: In FRANK & ZED steckt unglaublich viel Filmliebe, Aufwand und Leidenschaft für die Arbeit. Das Team hat nicht nur äußerst aufwendige Kulissen gebaut, die vor Detailreichtum strotzen und aus unglaublich viel Kleinstarbeit bestehen, sondern hat vor allem viel Kreativität bei den Figuren gezeigt, die schon allein in ihrer Entwicklung allesamt eine ganz eigene Persönlichkeit umgibt. Für die Aufnahmen wurden unterschiedlichste Arten von Puppen angefertigt. Einige gleichen Marionetten und werden durch Seile oder Holzstäbe geführt, andere haben mehr Ähnlichkeiten mit Handpuppen, deren Bewegungen direkt und somit ohne Hilfsmittel gesteuert werden. Wie uns die Credit-Szenen des Films zeigen, kam es sogar vor, dass manche Figuren einfach nur Ganzkörperkostüme waren, die eine Person sich übergestülpt hat, um interagieren zu können.
Allein für die Figuren FRANK & ZED benötigte es laut Angaben des Teams stets fünf Personen, um die Puppen zum Leben zu erwecken. Jeweils für die einzelnen Hände, die Finger insgesamt, den Kopf und die Augen wurden einzelne Bewegungen einstudiert und aufgezeichnet. In dem gesamten Film kommen sehr viele Figuren zum Einsatz, so dass der Arbeitsaufwand nahezu unvorstellbar wird. Trotz dieser mühseligen Leistung nutzte das Produktionsteam lieber die Visualisierung mittels Puppen, da sie viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten bieten und kostengünstig und flexibel angepasst werden konnten. Eine Realverfilmung hätte hier deutlich mehr Ressourcen erfordert. Optisch bekommen wir auch immer wieder kleine, aber feine, großartige Momente geliefert, die von gewaltvoller Kreativität bis hin zu unerwarteten praktischen Effekten reicht.
Angriff der Killerpuppen
In der ersten Hälfte des Films funktioniert die Art der Inszenierung noch recht gut, und gerade die Tiere von Eichhörnchen bis Vögel machen richtig Spaß. Das Problem dabei ist jedoch, dass viele Szenen daraufhin sehr überladen wirken und fehlende Kontraste die Wahrnehmung verschleiern. Sobald der Film immer mehr die pure Gewalt zentralisiert, verlagert sich die Handlung zunehmend in das alte Schloss, und statt den anfänglichen drei Sets (Wald, Schloss und Dorf), bekommen wir nun viele einzelne Räume des Schlosses präsentiert, die oftmals zum Orientierungsverlust führen. Auch der Versuch, eine Story zu etablieren, die uns mit den vermeintlichen Antagonisten FRANK & ZED mitfiebern lässt, scheitert in dieser Gewaltexplosion, in welcher eine vernünftige Story komplett über Bord geworfen wird, um dem Publikum möglichst viel spektakuläre Auseinandersetzungen zu bieten. Zunehmend rutscht der Film in eine repetitive Erzählweise ab und verliert die persönliche Bindung der Zuschauenden zu den beiden Hauptfiguren.
Viele Referenzen des Films sind recht klar erkennbar und beziehen sich auf große Klassiker des Horror-Genres. Gleichzeitig erinnern gerade die Anfangssequenzen oftmals an TUCKER AND DALE VS EVIL, in welchem ein ganzes Genre in bester Manier parodiert wird. FRANK & ZED bietet durch viel Selbstironie und die angedeuteten Filmanspielungen ebenfalls viele Möglichkeiten, seinen Humor auszuspielen, nutzt diese aber leider unterm Strich viel zu selten. Das schlimmste daran ist jedoch, dass der Film sich trotz einer recht kurzen Spieldauer von 90 Minuten ganz schön in die Länge zieht. 20 Minuten weniger hätten vollkommen ausgereicht oder andernfalls wäre eine etwas tiefere und emotionalere Story von Nöten gewesen, um die mangelnde Kurzweiligkeit wieder auszugleichen.
Fazit
In der Gesamtbetrachtung ist es jedoch äußerst beeindruckend, was Jesse Blanchard uns mit einem vergleichsweise geringen Budget in seinem Debütfilm präsentiert. Schon im Kurzfilm SHINE beweist er, dass er mit einfachsten Mitteln große Effekte erzeugen kann und weitet dieses Talent nun in Spielfilmlänge aus. Dennoch ist FRANK & ZED wohl nur etwas für absolute Genrefanatiker*innen, denn so genial, wie der Film aussieht, so speziell ist er doch auch. Die Leistung des gesamten Teams verdient auf jeden Fall die größte Würdigung, doch sollte auch beim Drehbuch künftig etwas mehr Wert auf die Qualitäten der einzelnen Figuren gelegt werden, um damit die Identität der Charaktere zu festigen. Wer eine Schlachtplatte auf Puppenart sehen möchte, ist jedoch bei diesem Werk goldrichtig.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Die meisten Horrorfilme sind Billigproduktionen, woraus gerade Produktionsstudios wie Blumhouse in den vergangenen Jahren einen großen Erfolg entwickelten. Doch gerade Newcomer in der Filmszene wie Langfilm-Regiedebütant Jesse Blanchard müssen sich trotzdem Gedanken um die Finanzierung ihrer Projekte machen. Mittels zweier Kickstarter-Kampagnen war es ihm jedoch möglich, das Geld aufzutreiben, um einen Film zu realisieren, die komplett aus Puppen besteht. FRANK & ZED ist ein filmisches Wunderwerk, in welchem viel Liebe fürs Detail und noch mehr Arbeit, die in das Projekt eingeflossen sein muss, sichtbar wird. Das Produktionsteam hat eine überragende Kulisse geschaffen und mit kreativen Figuren gefüttert, die sich einer Menge Selbstironie bedienen, aber durchaus auch immer wieder mit charmanten Referenzen auf andere Klassiker des Horror-Genres glänzen. Besonders die erste Hälfte des Films macht oftmals Spaß und bietet große Unterhaltung.
Schwierig wird es jedoch im Anschluss, denn da zeigt sich, dass das Drehbuch noch viel Luft nach oben aufweist. Die Dramaturgie des Films verliert im Verlauf immer mehr an Impact und löst sich auf in einem völlig unübersichtlichen Gemetzel, welches sich weit ab von den zuvor etablierten Figurenpersönlichkeiten bewegt. Erst die Outtakes machen noch einmal neugierig, kommen aber leider zu spät, um den Film noch zu retten. In jedem Fall sehen wir dennoch eine wirklich tolle Arbeit, und mit einem etwas stärkeren Drehbuch könnte diese Art von Puppenhorror noch einmal richtig interessant in der Zukunft werden.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Puppets of all kinds have been an integral part of cinema for several decades. Of course, films like Pixar’s hugely successful TOY STORY series immediately come to mind. But many directors see the little toys less as entertaining children’s entertainment and more as the stuff of creepy stories, because if we’re honest, many of these figures already look terrifyingly creepy without cinematic special effects. As one of the first toys in existence, dolls became the poster child for many iconic horror films. CHILD’S PLAYY, in particular, has been legendary for almost 40 years. ANNABELLE has also managed to achieve a certain cult following, but this was less the result of its own film than that it could be derived from THE CONJURING series. In 2018, director Brian Henson also wanted to capitalise on the success of The Muppets and develop an adult crime comedy with THE HAPPYTIME MURDERS, but it flopped.
With his directorial debut for a feature-length film, Jesse Blanchard also picks up on this cult and presents us with a somewhat different kind of puppet horror, because in fact FRANK & ZED dispenses with any human component and presents us with a story that takes place exclusively in the puppet universe. He and his team worked on the development for seven years and relied on crowdfunding campaigns. Several campaigns were created via Kickstarter, one of which was unfortunately unsuccessful, but the other two managed to raise a total of more than 50,000 US dollars. Among other things, the backers were enticed with the prospect of seeing their names in the film or even their faces appearing on a leaded glass church window.
This is what it is all about
Frank and Zed are the sorry remnants of an earlier battle between evil and good. As servants of their master, the two survived the clash with the villagers who live near the eerie castle where Zed the zombie and Frank the Frankenstein monster-like live out their existence. Both live very peacefully and are responsible for taking care of each other. So Frank goes hunting every day to bring the zombie his daily ration of brains, while Zed is in charge of hooking Frank up daily to an elaborate power conduction system to replenish his batteries. Everything could be so peaceful if it weren’t for one day when a villager finds himself in Frank’s hunting grounds. The monster makes short work of it and delivers a very special delicacy to his cronies, which Zed no longer wants to miss in the future. But when the villagers find out, panic breaks out and a plan of revenge is hatched.
Review
One thing is clear from the first scene: an incredible amount of film love, effort and passion for the work has gone into FRANK & ZED. Not only has the team built extremely elaborate sets, bursting with detail and consisting of an incredible amount of detail work, but above all they have shown a great deal of creativity in the characters, who all have their own unique personalities surrounding them in their development alone. A wide variety of puppets were made for the shots. Some resemble marionettes and are guided by ropes or wooden sticks, others have more similarities with hand puppets whose movements are controlled directly and thus without any aids. As the film’s credit scenes show us, it even happened that some figures were simply full-body costumes that a person put on in order to be able to interact.
For the FRANK & ZED characters alone, according to the team, it always took five people to bring the puppets to life. Individual movements were rehearsed and recorded for each of the hands, the fingers as a whole, the head and the eyes. A great many figures are used in the entire film, so that the amount of work becomes almost unimaginable. Despite this laborious effort, the production team preferred to use visualisation by means of puppets, as they offer many more design possibilities and could be adapted inexpensively and flexibly. A real film adaptation would have required considerably more resources here. Visually, we also get small but great moments delivered again and again, ranging from violent creativity to unexpected practical effects.
Attack of the killer dolls
In the first half of the film, the way the film is staged still works quite well, and especially the animals from squirrels to birds are really fun to watch. The problem, however, is that many scenes then seem very overloaded and a lack of contrast obscures the perception. As soon as the film centralises more and more the pure violence, the action increasingly shifts to the old castle, and instead of the initial three sets (forest, castle and village), we are now presented with many individual rooms of the castle, which often lead to a loss of orientation. Even the attempt to establish a story that makes us sympathise with the supposed antagonists FRANK & ZED fails in this explosion of violence, in which a sensible story is completely thrown overboard in order to offer the audience as many spectacular confrontations as possible. Increasingly, the film slips into a repetitive narrative and loses the viewers’ personal connection to the two main characters.
Many of the film’s references are quite clearly recognisable and refer to great classics of the horror genre. At the same time, especially the opening sequences are often reminiscent of TUCKER AND DALE VS EVIL, in which an entire genre is parodied in the best manner. FRANK & ZED also offers many opportunities to play out its humour through a lot of self-irony and the implied film references, but unfortunately uses them far too seldom. The worst thing about it, however, is that the film drags on quite a bit despite a fairly short running time of 90 minutes. 20 minutes less would have been enough or else a deeper and more emotional story would have been necessary to compensate for the lack of entertainment.
Conclusion
On the whole, however, it is extremely impressive what Jesse Blanchard presents us with in his debut film on a comparatively low budget. In the short film SHINE he already proves that he can create great effects with the simplest of means and now extends this talent to feature film length. Nevertheless, FRANK & ZED is probably only something for absolute genre fanatics, because as ingenious as the film looks, it is also very special. The performance of the entire team definitely deserves the greatest appreciation, but in future the script should also place a little more emphasis on the qualities of the individual characters, in order to consolidate the identity of the characters. However, anyone who wants to see a battle platter in puppet style is in the right place with this work.
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Originaltitel | Frank & Zed |
Kinostart | demnächst |
Länge | ca. 90 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Horror |
Verleih | Puppetcore |
FSK | unbekannt |
Regie | Jesse Blanchard |
Drehbuch | Jesse Blanchard |
Produzierende | Jesse Blanchard | Evan Baily | Justin Clutter | Ted Geoghegan | Chris Ihlenfeldt | Jane McGregor | Josh Pangell |
Musik | Michael Richard Plowman |
Kamera | Patrick Blevins |
Besetzung | Rolle |
Jerry Bell Jr. | Ibn |
Aaron Booth | Shadowbooth |
Randolph F. Christen | The Priest |
Chris Henry | The Baker |
Johnny Huang | Johnny the Bartender |
Brian McKann | Olaf the Blachsmith |
Jonathan McLain | Prince Donnie |
Timothy Morse | Timothy the Stone Sharpener |
Sam A. Mowry | Narrator |
Steve Overton | The Priest |
Daniel Rhovan | Grog (The Brute) |
Jason Ropp | Gramps |
Mandy Stockholm | The Bride |
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