Review Fakten + Credits


Freaks Out Filmstill

Freaks Out ©2023 SquareOne Entertainment

Habt ihr mittlerweile auch die unzähligen Filme aus dem Hause Marvel über? Mit Filmen wie BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER und ANT-MAN AND THE WASP: QUANTUMANIA hat Disney bewiesen, dass die glorreichen Zeiten des Marvel Cinematic Universe zu Ende scheinen. Währenddessen bringen sich Warner Bros. und DC in Stellung, mit James Gunn an der Spitze. Gunn hat mit GUARDIANS OF THE GALAXY VOL. 3 zuletzt bewiesen, dass Superhelden doch noch Spaß machen können. Umso mehr lohnt es sich, nach den Trüffeln außerhalb von Marvel, DC und Co zu suchen. Wenn man beispielsweise den Blick nach Italien wendet, wird man auf den Filmemacher Gabriele Mainetti stoßen. Im Jahr 2015 hat er den Superhelden-Film SIE NANNTEN IHN JEEG ROBOT veröffentlicht und kehrt nun mit dem Film FREAKS OUT zurück. Auch in diesem Film erkennt man die Liebe des Filmemachers für übermenschliche Wesen.

Darum geht es…

Es ist das Jahr 1943, und die Nazis haben Europa fest im Griff. In Italien hat Mussolini die Fäden in der Hand. Inmitten von Faschismus und Hass findet sich ein kleiner Wanderzirkus wieder, der von dem Juden Israel (Giorgio Tirabassi) geleitet wird. Der Zirkus schafft es, seine Zuschauer*innen mit ganz besonderen Künstler*innen zu verzaubern. Da wäre zum einen der haarige Wolfsmensch Fulvio (Claudio Santamaria), der über übermenschliche Stärke verfügt, der magnetische Clown Mario (Giancarlo Martini) und der Insektenflüsterer Cencio (Pietro Castellitto). Inmitten dieser ungewöhnlichen Persönlichkeiten befindet sich die 15-jährige Matilde. Matilde (Aurora Giovinazzo) hat ein gutes Herz und hat in der Gruppe eine neue Familie gefunden, nachdem sie bei einem tragischen Unfall ihre Mutter verloren hat. Als Israel eines Tages verschwindet, will Matilde den alten Mann suchen, doch die anderen drei wollen zum Zirkus Berlin, um für den Nazi Franz (Franz Rogowski) zu arbeiten. Sie ahnen nicht, dass er ganz eigene Pläne mit ihnen hat.

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Rezension:

Ein weiterer durchschnittlicher Superhelden-Film? Warum sollte man sich unbedingt FREAKS OUT ansehen, wenn man doch auf Disney+ die ganze Palette von Marvel-Filmen hat? Ganz einfach: FREAKS OUT ist ein Film voller Herz, der sich endlich wieder nach etwas Eigenem anfühlt. Eine abgeschlossene Geschichte, die in keinen kosmischen Plan einzahlen muss. Der Film ist keine Rampe für ein Finale, das vielleicht irgendwann kommt. Gabriele Mainetti präsentiert uns mit FREAKS OUT eine wunderbar durchdachte Geschichte, die ihre Figuren ernst nimmt und ihnen trotz ihres Außenseitertums Menschlichkeit verleiht. Wir begleiten vier Figuren auf dem Weg zu sich selbst. Jede hat dabei einen eigenen Charakter und bekommt genug Hintergrundinformationen, um sie nachvollziehen zu können. Auch wenn man einzelne Entscheidungen anders treffen würde, versteht man dennoch die Motive der vier Figuren. Mainetti zeichnet seine Figuren dabei ähnlich liebevoll wie James Gunn in all seinen Filmen.

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Freaks Out ©2023 SquareOne Entertainment

Die Figuren werden vor allem durch das Spiel der Darsteller*innen zum Leben erweckt. Gerade die jüngste im Bunde, Aurora Giovinazzo, zeigt hier ihr Talent. Sie ist zwar auch die Darstellerin, die am ehesten im Fokus steht, wird dadurch allerdings zum großen Highlight des Films. Sie ist nicht einfach eine gutherzige junge Frau, sondern trägt tiefe Narben auf ihrer Seele. Ihre Kräfte sind für sie eher ein Fluch, unter dem sie seit ihrer Kindheit leidet. Sie wird so zur tragischen Heldin des Films. Gerade in emotionalen Szenen spielt sie ihre Stärken vollkommen aus. Dem Film gelingt so der Spagat zwischen unterhaltsamer Leichtigkeit und tiefen Gefühlen, die stehen gelassen werden und ihre volle Wirkung entfalten können. Ihr gegenüber steht mit Franz Rogowski ein ausgezeichneter Widersacher. Rogowski hat bereits in Filmen wie FIKKEFUCHS oder IN DEN GÄNGEN bewiesen, was für ein vielschichtiger Charakterdarsteller er ist. In “FREAKS OUT” verkörpert er einen gescheiterten Nazi, der alles dafür tun würde, um in der Gunst seines Führers zu steigen.

Eine strahlende Perle inmitten des Superheldenkinos!

Einen Makel des modernen Superhelden-Kinos bringt auch FREAKS OUT mit, nämlich eine Laufzeit von 141 Minuten. Wo sind die Zeiten hin, in denen Filme mit einer knackigen Laufzeit von 90 Minuten ausgekommen sind? Man muss dem Film jedoch zugutehalten, dass man diese Laufzeit keinesfalls merkt. Vielmehr folgt man gespannt der Handlung, die zu keiner Zeit vorhersehbar ist. Wir begleiten die Figuren und denken, dass sie gewonnen haben, bis es dann unerwartet zu einem Rückschlag kommt. Im Großen und Ganzen hat FREAKS OUT einen ähnlichen Handlungsrahmen wie die meisten Superhelden-Filme, doch zwischen den bekannten Stationen begegnet uns dann die eine oder andere Überraschung. Da wäre beispielsweise die Zielgruppe. Der Film richtet sich nicht an ein junges Publikum, sondern ist eindeutig für Erwachsene konzipiert. So sieht man auch mal abgetrennte Körperteile, wenn der Wolfsmensch in Raserei verfällt.

Freaks Out Filmstill

Freaks Out ©2023 SquareOne Entertainment

Was FREAKS OUT beeindruckend macht, ist das Budget. Der Film hat 12 Millionen Euro gekostet. Auf den ersten Blick mag das eine hohe Summe sein, aber für einen Film auf diesem Produktionslevel ist es ein Schnäppchen. Zum Vergleich: ANT-MAN AND THE WASP: QUANTUMANIA hat 200 Millionen Dollar gekostet. Im direkten Vergleich sieht der kleine Film jedoch wesentlich besser aus. Die visuellen Effekte brauchen sich nicht vor den großen Blockbustern aus Hollywood zu verstecken. Gleiches gilt für die Kameraarbeit und den Soundtrack. Der Film spielt mit Farben, um den Zauber der Zirkuswelt von der Tristesse der realen Welt zu trennen. Zusätzlich wurde an vielen echten Schauplätzen gedreht und auf natürliches Licht gesetzt. Die gesamte Ästhetik erinnert an die Filme von Guillermo del Toro. FREAKS OUT erhält so eine Greifbarkeit, die man in vielen Hollywood-Produktionen vermisst. Man merkt, dass die verschiedenen Gewerke eng zusammengearbeitet haben, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Fazit:

Wenn man langsam die immer gleichen Marvel-Geschichten über hat und nach einem etwas anderen Superhelden-Film sucht, wird man vermutlich große Freude an FREAKS OUT haben. Der Film begleitet eine Gruppe liebenswerter Außenseiter, die auf der Suche nach sich selbst sind. Jede Figur hat dabei ihren eigenen Charakter und wirkt menschlich. Obwohl der Film knapp anderthalb Stunden dauert, vergeht die Zeit mit Matilde, Fulvio und den anderen wie im Flug. Und obwohl es sich um einen kleinen Film aus Italien handelt, braucht sich FREAKS OUT handwerklich nicht vor den großen Produktionen aus Hollywood zu verstecken. Tatsächlich könnten die Marvel Studios hier noch einiges von Regisseur Gabriele Mainetti lernen.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Freaks Out
Kinostart 28.10.2021
Länge: 141 minuten
Produktionsland Belgium
Genre: Abenteuer | Fantasy | Drama
Regie Gabriele Mainetti
Executive Producer Jacopo Saraceni
Producer Gabriele Mainetti | Andrea Occhipinti | Joseph Rouschop | Jean-Yves Roubin | Isabella Orsini | Paolo Del Brocco
Kamera Michele D'Attanasio
Musik Michele Braga | Gabriele Mainetti
Cast Claudio Santamaria, Aurora Giovinazzo, Pietro Castellitto, Giancarlo Martini, Giorgio Tirabassi, Max Mazzotta, Franz Rogowski, Eric Godon, Emilio De Marchi, Anna Tenta, Sebastian Hülk, Elia Pietschmann, Christoph Hülsen, Astrid Meloni, Ed Hendrik, Ricardo Angelini, Olivier Bony, Massimiliano Ubaldi, Michelangelo Dalisi, Alessandro Arcodia

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