FilmkritikCast
FSK 18

FSK 18 ©FSK

Originaltitel: Prey
Kinostart: 10.09.2021
Länge: ca. 87 Minuten
Produktionsland: Deutschland
Regie: Thomas Sieben
Schauspieler:innen: David Kross | Hanno Koffler | Maria Ehrich
Genre: Abenteuer | Drama | Thriller
Verleih: Netflix Deutschland

Prey

Prey ©2021 Netflix | Anke Neugebauer

Der Kampf ums nackte Überleben erfreut sich im Horrorgenre großer Beliebtheit. Außerirdische Kreaturen, Zombies, Haie oder mysteriöse und zuweilen auch durchgeknallte Killer. Wenn es darum geht, Figuren in ihren letzten Lebensminuten durch die sprichwörtliche Hölle gehen zu lassen, zeigt sich das Subgenre des Survivalhorrors oder Survivialthrillers durchaus facetten- und ideenreich. Regisseur und Drehbuchautor Thomas Sieben, der bereits 2019 für Netflix den Thriller KIDNAPPING STELLA realisierte, schlägt nun für seinen neuen Film PREY ähnliche Pfade ein und lässt einen unheimlichen Killer auf eine Gruppe Männer los, die eigentlich nur einen Junggesellenabschied feiern wollen. PREY macht allerdings merklich wenig aus dem skrupellosen Todesschützen, der aus dem Dickicht heraus seine Opfer ins Visier nimmt und kann sich damit kaum mehr von anderen Netflix Genreproduktionen abheben.

Darum geht es…

Roman (David Kross) und Lisa (Livia Matthes) heiraten bald. Gemeinsam mit seinem Bruder Albert (Hanno Koffler) und seinen Freunden Peter (Robert Finster), Stefan (Klaus Steinbacher) und Vincent (Yung Ngo) zieht es sie nach der Party noch raus in die Natur. Doch schon während der Wanderung zerreißt ein Schuss die friedliche Stille. Die Gruppe verschwendet aber dennoch keinen weiteren Gedanken daran, denn schließlich ist Jagdsaison. Erschöpft am Auto angekommen, fallen allerdings gleich die nächsten Schüsse. Als Vincent angeschossen wird und das Auto auch für die Flucht nicht mehr infrage kommt, ahnen die Männer, dass es sich hier nicht um einen Unfall handelt und sie tatsächlich zur Zielscheibe eines gnadenlosen Unbekannten werden. Ein Wettlauf um Leben und Tod beginnt.

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Rezension

PREY versucht schon in den ersten Momenten Spannung und gewisses Interesse zu schüren. Beginnend mit dem Zitat „Unsere Geschichte ist eine Ansammlung von vergangenen Momenten“ blendet der Film in eine fröhliche Erinnerung über, nur um sich kurz darauf in einem trüben Herbstwald wiederzufinden, durch den sich dichte Nebelschwaden drängen. Das in der unscheinbaren und ungewöhnlichen Umgebung ein Junggesellenabschied gefeiert wird, ist in den ersten Augenblicken des Films kaum erkennbar. Erst die Dialoge decken die Situation auf und offenbaren auch, dass es sich bei Roman und Albrecht um Brüder handelt. Allerdings sind nicht nur die Brüder seltsam distanziert zueinander, auch die unharmonische Gruppendynamik und schwache Charakterzeichnungen insgesamt erweisen sich für PREY zum Fallstrick.

Prey

Prey ©2021 Netflix | Anke Neugebauer

So kann nämlich der große Überraschungsmoment zwischen Roman und Albrecht, auf den der Film auch hinarbeitet, nicht mehr den gewünschten Effekt erzielen. Denn bis es so weit ist, hat man sich selbst eh schon eins und eins zusammengezählt. Dabei tragen vor allem nicht unerheblich die eingestreuten Rückblenden aus Romans Leben zur vorzeitigen Auflösung bei. Im Angesicht des versuchten Spannungsbogens unterfüttern diese Sequenzen nämlich lediglich das vorangestellte Zitat ohne tatsächlichen Mehrwert und wirken innerhalb der Erzählung sogar viel eher wie ein Fremdkörper. Wenn man dem Film also schon solch bedeutungsschwangere Worte zu Beginn auferlegt, so sollt doch zumindest eine Figur dabei sein, die das Interesse des Publikums weckt und von der man gern mehr wissen wollen würde. Im Fall von PREY ist das aber weder Roman noch sein aufgeblasener Bruder, sondern vielmehr der skrupellose Killer, der im Wald Unschuldige ins Fadenkreuz nimmt.

Prey

Prey ©2021 Netflix | Anke Neugebauer

Hilflose Offensichtlichkeit

Allerdings zeigt sich das Drehbuch auch hier zu freizügig im Umgang mit Geheimnissen und offenbart viel zu früh die Identität des Killers. Zusätzlich kreiert der Regisseur immer wieder Momente, die vielmehr zweckdienlich für den reibungslosen Handlungsablauf wirken und sich viel zu offensichtlich miteinander verknüpfen lassen. Warum nämlich die Gruppe immer wieder auf Altar ähnlich angerichtetes Spielzeug trifft, ist genauso wenig überraschend wie der laufende Computer, der natürlich mit nur einem Klick des Rätsels Lösung preisgibt. Spätestens ab der Hälfte geht dem Thriller dadurch spürbar die Luft aus und die Spannungskurve verschwindet zusehends in den Untiefen der Langeweile.

Bis zum Schluss kann sich der Film trotz zuweilen ganz ordentlicher Kameraarbeit auch nicht mehr aus den Fängen befreien. Zwar wird versucht, mit eindringlichen Kamerafahrten über den nebelverhangenen Wald Einsamkeit und Hilflosigkeit zu suggerieren und die Bedrohlichkeit des Mörders untermauern, letztlich wirkt das alles aber genauso verloren wie die Gruppe selbst. So bleibt von PREY am Ende nicht viel mehr übrig als die Enttäuschung darüber, dass es ein deutscher Genrebeitrag nicht geschafft hat sich von der Netflix Durchschnittsware abzuheben.

Fazit

Trotz starker Bilder und prominenter Besetzung mündet PREY in einer Enttäuschung. Ein zu durchschaubares Drehbuch und zu charakterschwache Figuren nehmen der Geschichte unnötig den Überraschungseffekt und lassen den Film gerade im letzten Drittel zur Geduldsprobe werden. Wenn man es überhaupt bis dahin geschafft hat und nicht doch schon abgeschaltet hat. Schade.

Schauspieler:in Rolle
David Kross Roman
Hanno Koffler Albert
Maria Ehrich Eva
Robert Finster Peter
Yung Ngo Vincent
Klaus Steinbacher Stefan
Livia Matthes Lisa
Nellie Thalbach Jenny