Review Fakten + Credits


Rezension

Einerseits scheinen die beiden Hauptfiguren September (Pascale Kann) und July (Mia Tharia) so unterschiedlich wie die Monate, nach denen sie benannt sind. Die eine extrovertiert und nicht nur gegenüber ihren Mitschüler*innen konfrontationsfreudig, die andere still und in sich gekehrt. Andererseits verbindet sie neben allen Unterschieden aber ein ebenso inniges Geschwisterband, das sich in SEPTEMBER & JULY, basierend auf dem Roman Sisters von Daisy Johnson, als gleichermaßen nützlich wie schädlich erweist. Als September von der gemeinsamen Schule suspendiert wird, ist July auf sich allein gestellt und beginnt nach und nach, ihre eigene Unabhängigkeit zu erfahren. Ein Urlaub in Irland stellt sowohl die neu gefundenen, als auch die tiefverwurzelten Gefühle auf eine Probe.

unter einer Decke liegen eine Mutter und ihre zwei Teenager-Töchter aneinandergekuschelt

September Says ©2024, Sackville Film and Television Productions Limited – MFP GmbH – CryBaby Limited – British Broadcasting Corporation ZDFarte

Ähnlich kantig wie die Zeichnung des zentralen Schwesterngespanns entblättert sich Ariane Labeds hin und wieder zerstreute Romanverfilmung zwischen bekannten Coming of Age-Elementen und tragischen Figureneinsichten. Schwarzer Humor, dringliche Performances und kleine Eskalations- und Horrorspitzen erwecken die Realität und Einstellungen der Geschwister zum Leben, während der eigenwillige Familienkosmos immer wieder mit dem Außenstehender und deren Anforderungen kollidiert. Ähnlich wie es der Film mit den Erwartungen seines Publikums versucht, dabei aber, besonders mit seinem Twist im letzten Drittel, zu durchschaubar bleibt.

Silly July, Silly September

Deckenhöhlenbauen, Fernsehabende und Kinderkostüme wirken wie Relikte der Geborgenheit in einer von der Pubertät, Mobbing- und Ausgrenzungserfahrungen bestimmten Gegenwart. Deren toxische Dynamiken, allen voran jene innig-destruktive zwischen den Schwestern, gibt der Originaltitel SEPTEMBER SAYS, angelehnt an das weitverbreitete Pfadfinderspiel Simon Says, im Gegensatz zum deutschen Pendant bereits voraus. Ehrliches Vertrauen und Machtgefälle verfließen in ungeschliffenen Bildern und psychologischen Schattierungen, die sowohl die Töchter als auch die Mutter (Rakhee Thakrar) umreißen, die Figuren und ihre Entscheidungen jedoch nur selten wirksam abrunden. Letzterer Handlungsstrang wirkt neben der Beziehung der Geschwister deutlich haltloser und andeutungshafter, verknüpft sich in dem fragilen Kleinfamilienporträt zumindest durch die aufgestauten Gefühlen und Traumata mit den Figurenabrissen der Geschwister.

zwei Mädchen liegen unter einem Glastisch, eine Schale mit Würmern steht auf dem Tisch

September Says ©2024 Sackville Film and Television Productions Limited – MFP GmbH – CryBaby Limited – British Broadcasting Corporation ZDFarte

Spätestens wenn ein Blitzeinschlag den Film und auch die Gefühle mancher Figur endgültig in mehrere Teile zerlegt, spitzen sich die Selbstfindungsreisen der Protagonistinnen und mit ihnen die Interpretationsspielräume des Films zu. Vom morbiden Humor bleiben tragische Schatten, von der zentralen Schwesternbeziehung nur eine nach außengekehrte Innenansicht. Kein sanfter filmischer Kuss auf die Stirn, sondern viel mehr ein Messerkratzen über die Fensterscheibe; kein Warten auf Hoffnung oder Besserung, sondern eher darauf, dass Schiffe (und Emotionen) am Horizont kentern.

Fazit

Unruhig bewegt sich Ariane Labeds roh erzähltes und diverse Genre streifendes Spielfilmdebüt zwischen den drei auf unterschiedlichste Art und Weise mit sich und der Welt ringenden Familienmitgliedern und ist dabei wie eines der Kostüme aus Kindheitstagen, in das sich die Schwestern auch noch in ihrer Jugend zwängen: immer kurz davor, dass die Naht aufreißt.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel September Says
Kinostart 19.2.2025
Länge: 95 minuten
Produktionsland Germany
Genre: Drama
Regie Ariane Labed
Executive Producer Niamh Fagan | Claudia Yusef | Greg Martin | Greg Martin
Producer Ed Guiney | Romanna Lobach | Lara Hickey | Viola Fügen | Cécile Tollu-Polonowski | Michael Weber | Rachel Dargavel | Chelsea Morgan Hoffmann | Andrew Lowe
Kamera Balthazar Lab
Musik Johnnie Burn
Cast Mia Tharia, Niamh Moriarty, Cal O'Driscoll, Pascale Kann, Rakhee Thakrar, Barry John Kinsella, Shane Connellan, Amelia Valentina Pankhania, Rachel Benaissa, Emmanuel Okoye, Charlie Reid, Sienna Rose Velikova, Suzy Bemba, Daisy Johnson, Rose Garnett, Danielle Ryan, Frank Melia, Levi O'Sullivan, Donna Anita Nikolaisen, Maeron Libomi

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