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Originaltitel: Sleepy Hollow
Kinostart: 24.02.2000
DVD/Blu-ray – Re-Release: 21.05.2020

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Länge: ca. 105 Minuten
Produktionsland: USA | Deutschland
Regie: Tim Burton
Schauspieler:innen: Johnny Depp | Christina Ricci | Christopher Walken
Genre: Fantasy | Horror | Thriller
Verleiher: Constantin Film Verleih

Sleepy Hollow

Sleepy Hollow © 2002 by Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Basierend auf Die Sage von der schläfrigen Schlucht, einer Erzählung aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts von Washington Irving, ist der Ursprung dieses Films sogar noch viel früher zu finden, denn Ansätze sollen bereits in Rübezahl-Märchen entdeckt wurden sein aus denen angeblich ganze Sätze einfach rauskopiert wurden. Dennoch gilt die Sage als erste und eine der Bekanntesten der amerikanischen Literatur. Sie wurde im Letzten der drei „Skizzen“ von Irving am 15. März 1820, also vor ziemlich genau 200 Jahren veröffentlicht, worauf die aktuelle Wiederveröffentlichung möglicherweise beruht.

SLEEPY HOLLOW erzählt nun die Geschichte neu in altem Gewand und zählt seit mehreren Jahrzehnten als einer der bekanntesten und wichtigsten Filme des Sensationsregisseurs Tim Burton, der zuletzt mit einer Realverfilmung von des Disney-Klassikers DUMBOs wieder auf sich aufmerksam gemacht hat. Üblicherweise hat Burton einige Darsteller, die immer wieder in seinen Werken auftauchen, allen voran natürlich Johnny Depp, der auch hier die Hauptrolle spielt. Neben ihm sind auch Christopher Lee, Michael Gambon und Lisa Marie zu sehen, die auch in anderen Produktionen von Burton mitgewirkt haben. Zudem hat er sich auch ein gewisses Markenzeichen erzeugt, in dem er immer wiederkehrende Stilmittel nutzt und dabei vor allem düstere, skurrile und bizarre Elemente einbindet, die zumeist im Horror-Genre angesiedelt sind. Zudem finden morbide Übertreibungen und schrille Farbspiele häufig Platz in seinen Werken.

Sleepy Hollow

Sleepy Hollow © 2002 by Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Darum geht es…

So auch hier, wo Johnny Depp einen tüchtigen, aber auch unerfahrenen Polizisten spielt, der seine ganz eigenen Herangehensweisen an Verbrechen entwickelt hat. Nicht zuletzt durch seine vielen selbst entwickelten Gerätschaften, die der Aufklärung dienen sollen. Diese Art der Ermittlungen sind jedoch in seinem Dienstbereich nicht sonderlich angesehen, weshalb seine Kollegen besonders glücklich sind, als sie ihn weit wegschicken können, um seltsame Geschehnisse auf dem Land aufzuklären. Als er in Sleepy Hollow eintrifft, wird er mit viel Skepsis empfangen, insbesondere als er darauf beharrt, dass die seltsamen Morde, bei denen gleich drei Opfern der Kopf in einem einzigen Schnitt abgetrennt und gestohlen wurde, logisch zu erklären sind und er den Täter finden würde.

Die Bewohner des Dorfes sind sich nämlich sicher: hierbei handele es sich um einen Fluch. Der kopflose Reiter, der die Morde begangen haben soll, ist ein Symbol der Unterwelt. Als hessischer Söldner war dies der Legende nach ein furchtloser und mächtiger Kämpfer, der im Alleingang große Schlachten gewann. Doch irgendwann erwischten ihn seine Feinde und enthaupteten ihn gnadenlos. Die Bewohner des kleinen Örtchens sind sich sicher, dass er nun zurückgekehrt ist, um sich zu rächen. Nun gilt es für den Ermittler Ichabod Crane dieses Mysterium aufzuklären und die übrigen Menschen vor dem Mörder zu schützen.

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Rezension

SLEEPY HOLLOW ist ein zeitloser Klassiker der mystischen Horrorgeschichten und wird auch als genau solcher von Tim Burton präsentiert. Ganz in seinem Stile mit schaurigen, viel zu überschminkten und bestens ausgearbeiteten Figuren entwickelt sich hier eine Sagenerzählung, die sich recht nah an die originale Geschichte anschmiegt und dennoch den ganz eigenen Touch des Regisseurs trägt. Zeitlich spielt der Film im Jahre 1799, schafft es jedoch kaum den Charme dieses Jahrhunderts auszuarbeiten, denn genauso gut könnte die Handlung auch um 1950 in den Weiten der amerikanischen Ländereien spielen.

Sleepy Hollow

Sleepy Hollow © 2002 by Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Wie allgemein üblich wird dem Zuschauer bereits in den ersten paar Minuten der Knackpunkt der ganzen Story gezeigt, worum sich daraufhin die ganze folgende Geschichte aufbaut und damit grundlegend schon jeden Ansatz von Spannung aushebelt. Dennoch schafft es Burton eine gute Symbiose aus entwickelnder Handlung und Horror-Elementen zu schaffen, die sich weit ab von einer klassischen Horrorgeschichte entwickelt. Eher entspricht das Werk einer Sherlock Holmes-Geschichte, da dem Zuschauer in einem Ermittlungsverfahren immer wieder ein paar Häppchen zugeworfen werden, mit denen er dann die Lösung des Falls finden soll, nur das hier von Beginn an die Auflösung mehr oder minder klar ist. Sprich man folgt den Ermittlungen des Protagonisten wortlos und beobachtet wie dieser aus einem anderen anfänglichen Schluss auf die finale Lösung kommt.

Depp und Burton als bekannt charmantes Duo

Im Mittelpunkt von fast jeder Szene steht dabei natürlich Johnny Depp, der, so trostlos sein Gesichtsausdruck auch zu scheinen mag, voll in seinem Element ist und damit eine überhebliche, scheinbar alles wissende Figur abgibt, die stets mit Skepsis im Gesicht auftritt und jegliche menschliche Interaktion zu verachten scheint. Burton hat ihn dabei, ähnlich wie auch bei DARK SHADOWS, als sehr blassen Jungspund dargestellt, der sich mit einer recht vornehmen und abgehobenen Art und Weise probiert zu artikulieren, die nicht so recht zum Stile der üblichen Umgangsformen passt.

Sleepy Hollow

Sleepy Hollow © 2002 by Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Burton setzt bei SLEEPY HOLLOW auf immer wiederkehrende Sequenzen. So taucht der kopflose Reiter immer in ähnlichem Stile auf und ein Anhänger, auf dessen Vorderseite ein Vogel und auf dessen Rückseite ein Käfig zu sehen ist findet häufig Verwendung. Wohl dosiert und doch in angemessenem Maße werden Spuk-Sequenzen übernatürlicher Art eingearbeitet, die ein wenig Slapstick-Humor ausstrahlen und doch zugleich Jump-Scare-Artig den Zuschauer zu überraschen. All das geschieht in sehr düsteren Umgebungen, die zudem häufig mit dichtem Nebel ausgestattet sind, was natürlich ein charmantes Mittel ist um die Setausstattung simpel zu halten und gleichzeitig den Gruselfaktor zu erhöhen.

Sleepy Hollow

Sleepy Hollow © 2002 by Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Überschwänglicher Einsatz von Stilmitteln

Zudem setzt der Regisseur viel auf unnötige, aber Atmosphäre verleihende Stilmittel, die keiner sinnvollen Logik entsprechen, jedoch auch nicht als solche verkauft werden. So blitzt es immer wieder in spannenden Momenten ohne dass die Wetterlage ein solches Phänomen hergeben würde. Auch wird mit übermäßig viel Blutdarstellungen gearbeitet, die jedoch ohne weitere Probleme als künstlich zu entlarven sind, da sie weder Konsistenz noch Farbe von richtigem Blut entsprechen. Doch auch dieses Element scheint eher einer scherzhaften Laune zu entspringen und zeigt durch das zumeist sehr tief leuchtende Rot die seltsame Liebe Burtons für abgedrehte optische Darstellungen.

Der wohl wichtigste Aspekt für den Erfolg des Films ist die musikalische Untermalung sowie die vielen eingebetteten Soundeffekte. Diese sind deutlich stimmungsgebend und wechseln arg zwischen sehr ruhigen und stillen Sequenzen und aufbrausenden, tobenden und raumfüllenden Soundeffekten, die stets einen recht schaurigen und verheißungsvollen Charme verbreiten.

Sleepy Hollow

Sleepy Hollow © 2002 by Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Atmosphärische Sage

Im Rückblick ist es jedoch schwer diesen Film tatsächlich richtig einzuordnen, sei es auf einer gesamten Bewertungsskala oder eben einem speziellen Genre. Eine herzliche Romanze paart sich hier mit Horror-Elementen und entwickelt sich Krimihaft. Es ist recht interessant der Handlung zu folgen, auch wenn es kaum Gründe gibt, die Neugier schüren würden. Leider jedoch ist dies auch ein Laber-Film wie es im Buche steht… Unmengen an Dialogen finden ihren Einsatz, die zu großen Anteilen die Geschichte kein bisschen voranbringen und dafür sorgen, dass Zuschauer auch leicht abschweifen können. Gut getan hätte SLEEPY HOLLOW wohl eine Kürzung der Spieldauer und damit eine etwas sorgfältigere Auswahl der liebevoll geschriebenen Dialoge.

Als Meister der extravaganten Darstellungen zeigt auch hier Tim Burton wieder eine Spur seiner originellen und schrulligen Ideen. Hierbei hangelt er sich an einer sagenhaften Geschichte entlang, die bereits seit mehreren Jahrhunderten existiert. Mit Johnny Depp in der Hauptrolle bringt Burton diesen typisch urigen und gleichzeitig unscheinbaren Charme in die Geschichte, welcher häufiger seine Werke dominiert. Gleichzeitig schafft er es eine Horror-Geschichte zu erzählen, ohne dabei überschwänglich die klassisch unattraktiven Stilmittel zu nutzen, die dieses Genre ausmachen oder diese so übertrieben darzustellen, dass sie schon fast einen komödienhaften Schmunzeleffekt hervorrufen. Zudem prägen allgemein bekannte musikalische Themen diesen Film, die der Atmosphäre noch den letzten entscheidenden Hauch verleihen und damit ein rundum seltsam abgedroschenes, aber eben auch spielerisch fantasievolles und magisches Werk schaffen.

Sleepy Hollow

Sleepy Hollow © 2002 by Paramount Pictures. All Rights Reserved.