FSK 6 ©FSK

Länge: ca. 104 Minuten
Produktionsland: Deutschland
Regie: Wolfgang Groos
Schauspieler:innen: Maren Kroymann | Heiner Lauterbach | Barbara Sukowa
Genre: Komödie
Verleih: StudioCanal Deutschland

Enkel für Anfänger ©STUDIOCANAL / Wolfgang Ennenbach

Heiner Lauterbach zählt mit seinen 67 Jahren und seiner 45-jährigen Filmkarriere als einer der wandelbarsten und begehrtesten Darsteller des deutschen Films. Es ist kaum vorstellbar, doch begann seine Kinokarriere mit drei der Fortsetzungen der SCHULDMÄDCHEN-REPORT-Reihe. Darauf wechselte er jedoch in ein etwas anspruchsvolleres Metier und nahm vor allem Rollen für Dramen und Krimis an. Seit einigen Jahren ist er nun auch immer häufiger in Komödien wie ZWEIOHRKÜKEN und SCHLUSSMACHER zu sehen. Der Generationenkonflikt ist mit seinen vergangenen Filmen immer mehr zum Mittelpunkt seiner schauspielerischen Auftritte geworden wie schon in WIR SIND DIE NEUEN in brillanter Darstellung zu sehen war sowie auch zuletzt in KALTE FÜßE.

In letzterem haben Heiner Lauterbach und Regisseur Wolfgang Gross bereits schon einmal zusammengearbeitet. Gross ist eher für die leichtere Unterhaltung sowie Kinder- und Jugendfilme bekannt und hat mit Werken wie SYSTEMFEHLER – WENN INGE TANZT bewiesen, dass er wirklich tolle deutsche Filme produzieren kann. Mit ENKEL FÜR ANFÄNGER setzt er diesen Unterhaltungstrend fort, versucht jedoch nun ein etwas breiteres Publikum anzusprechen.

Enkel für Anfänger ©STUDIOCANAL / Wolfgang Ennenbach

Opa auf Probe

Gerhard ist ein alter griesgrämiger und einsam verbitterter Mann, den nichts mehr so richtig ans Leben bindet. Nachdem nun auch noch sein letzter Ankerpunkt, sein Hund, verstorben ist, wächst bei ihm die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre auch seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Als er jedoch auf die beiden Schwägerinnen Karin und Philippa trifft soll sich plötzlich einiges ändern. Philippa nimmt nämlich seit kurzem an einem Projekt teil, in dem sie sich um ein völlig fremdes Kind kümmert, als wäre sie dessen Großmutter. Dieser Lebenswandel findet auch in Karin sofort anklang, welche von ihrem Mann dafür nur verspottet wird.

Durch einen eher unglücklichen Zufall trifft Gerhard ebenfalls auf einen kleinen Jungen, als er Karin zu der Beratungsstelle begleitet hat. Es kommt wie es kommen muss, plötzlich muss Gerhard den Tag mit einem völlig fremden Kind verbringen und erfährt dabei einiges an Leid. Doch regt sich in dem kalten Herz offenbar ein wenig Leben und so abwegig der Gedanke Anfangs noch war, freundet er sich immer mehr mit der Vorstellung an, seine Aufmerksamkeit jemand anderes zu schenken als nur sich selbst.

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Unterhaltung im Meer der deutschen Komödien

ENKEL FÜR ANFÄNGER ist ein süßer kleiner und unterhaltsamer Film, der sich dem häufig verfilmten Generationenkonflikt bedient und ihn zeitgemäß interpretiert. Mit zeigemäßen Gags orientiert sich der Film sehr an typischen deutschen Filmmechanismen, wie sie unter anderem in WIR SIND DIE NEUEN oder WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS zu sehen sind und damit ein breites Spektrum von Zuschauern ansprechen. Eine Spur Dramatik mit vielen flapsigen und dennoch nicht niveaulosen Sprüchen oder Fäkalhumor sorgen dafür, dass das Werk ein rundum gutes Gefühl vermittelt.

Enkel für Anfänger ©STUDIOCANAL / Wolfgang Ennenbach

Doch wie schon erkennbar reiht sich das Werk damit auch in eine Reihe von vielen immer gleichen Filmen ein, die eigentlich nur im Handlungsschwerpunkt einen Unterschied darstellen. Ansonsten wirkt es eher wie eine allgemeingültige Vorlage, die stets nur ein wenig abgewandelt wird, um damit immer wieder den gleichen Erfolg zu erzielen – dies klappt ohne Frage recht häufig sehr gut.

Schon das Intro überliefert eine tolle Stimmung, da Senioren einmal in die Rolle von jungen, agilen Menschen gesteckt werden und gezeigt wird, dass auch diese noch Spaß am Leben haben können. Mit einem herzhaften Bungee-Sprung wirft sich einer der Männer in die Tiefe, während andere lässig auf dem Skateboard stehen und für Aufmerksamkeit sorgen.

Unterhaltung um jeden Preis

Damit wird auch schnell klar, dass der gesamte Fokus der Geschichte mehr auf den älteren Darstellern liegt als auf den Kindern. Doch liegt es nun an den Akteuren oder an der Regiearbeit, dass die Kinderdarsteller recht armselig in den Schatten guter schauspielerischer Leistungen gestellt werden? Julius Maximilian Weckauf, der durch DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT und LINDENBERG! MACH DEIN DING bekannt wurde, zeigt eine dümmlich unschöne Rolle, die ihm absolut nicht gerecht wird. Währenddessen scheint eben jenes Negativum den Auftritt der älteren Generationen zu stärken.

Enkel für Anfänger ©STUDIOCANAL / Wolfgang Ennenbach

Während die Gagdichte über den gesamten Film hinweg sehr hoch ist, gibt es doch immer wieder Passagen, in denen der Humor einfach zu erzwungen eingebaut wird. Sprich über längere Szenen hinweg, wird fast schon zwanghaft versucht einen Moment stets mit einem Witz zu beenden. Dies wirkt sich nicht gerade positiv auf das Gesamtwerk aus, da zum einen eben der Humor auf der Strecke bleibt und gleichzeitig auch die Handlung keinen wirklich spannenden Verlauf nehmen kann.

ENKEL FÜR ANFÄNGER ist dennoch eine nette deutsche Komödie, die es schafft, den Zuschauer einfach mal vom Alltag abschalten und sich einfach in ein Meer aus lustigen und moralisch wichtigen Themen fallen zulassen. Ohne viel Anspruch wird eine simple Geschichte erzählt, die stets schwunghaft die Realität ad absurdum führt.

Nach WIR SIND DIE NEUEN wird mit diesem Film erneut der Kontrast zwischen zwei extrem unterschiedlichen Generationen in den Mittelpunkt humoristischer Darstellung gerückt. ENKEL FÜR ANFÄNGER schafft es auf locker leichte Art eine unkomplizierte Geschichte zu erzählen, die immer wieder untersetzt ist mit vielen Witzen. Während das Werk nicht mit irgendwelche besonderen Kameratechniken, einem einprägsamen Score oder tollen Bildern bestechen kann, bleibt doch zumindest ein hoher Unterhaltungswert, der vor allem durch Heiner Lauterbach getragen wird, welcher wie eh und je die „Bühne“ ganz für sich in Anspruch nimmt.

Enkel für Anfänger ©STUDIOCANAL / Wolfgang Ennenbach