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Originaltitel: La Palma
Kinostart: 04.06.2020

FSK 0

FSK 0 ©FSK

Länge: ca. 88 Minuten
Produktionsland: Deutschland
Regie: Erec Brehmer
Schauspieler:innen: Marleen Lohse | Daniel Sträßer | Michael Tregor
Genre: Romanze | Drama | Komödie
Verleiher: Four Guys Film

La Palma

La Palma ©️2020 FOUR GUYS Film Distribution

La Palma ist ein gängiges Kürzel für die nordwestlichste der Kanarischen Inseln mit dem Titel „La Isla de San Miguel de La Palma“. Sie gehört damit zu Spanien und liegt recht nah an La Gomera (über die ich im gleichnamigen Film vor kurzer Zeit berichtete). Als jüngste Insel der Kanaren, ist sie dennoch bei weitem nicht die Kleinste mit einer Gesamtfläche von ca. 710 km². Beliebt als Reiseziel, gehören zu der Inselkette außerdem Tenerife, Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote und El Hierro sowie die schon genannte La Gomera-Insel. Besonders deutsche Touristen sind auf La Palma viel gesehene Gäste, denn in den vergangenen Jahren stammten rund vier Mal so viele von Ihnen aus Deutschland wie aus Spanien, Portugal oder den Niederlanden. Mit knapp 80.000 deutschen Urlaubern und gerade einmal 81.000 Einwohnern, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch auf gleichsprachige Menschen zu treffen.

Als Regisseur und Drehbuchautor hat Erec Brehmer seinen ersten Langspielfilm produziert und sich dafür die Mitarbeit der beiden bekannten Schauspieler Marleen Lohse und Daniel Sträßer gesichert. Sträßer ist zumeist eher aus dem Theaterbusiness ein Name, hat jedoch auch im Film Exil, der ebenfalls dieses Jahr erscheinen soll, mitgewirkt. Marleen Lohse ist hingegen ein gern gesehener Gast im deutschen Fernsehen, wo sie bereits in vielen Krimiproduktionen mitwirkte. Auch auf der Kinoleinwand war sie schon früh zu sehen, hat sich jedoch erst in den vergangenen Jahren etwas mehr Engagements in diesem Bereich sichern können. So ist sie bekannt aus HAPPY BURNOUT, CLUB DER ROTEN BÄNDER – WIE ALLES BEGANN oder im vergangenen Jahr CLEO.

La Palma

La Palma ©️ 2020 FOUR GUYS Film Distribution

Darum geht es…

Sanne und Markus reisen als eigentlich glückliches Pärchen in den Urlaub. Es verschlägt sie nach La Palma, wo sie eine glückliche Zeit verbringen wollen. Doch Moment einmal. La Palma? Sollte es nicht eigentlich nach Las Palmas gehen, welches auf der etwas weiter östlich gelegenen Insel Gran Canaria liegt? Und schon ist die Krise da, denn offenbar hat Markus den Flug etwas falsch gebucht und nun stehen sie da ohne Unterkunft, ohne Verpflegung und das Budget ist nicht gerade sehr groß, um noch eben umzuplanen. Während nun also Einfallsreichtum gefragt ist, kann Sanne ihre Empörung kaum noch für sich behalten und der Erholungsurlaub wird eröffnet mit einer ausufernden Streiterei.

Insbesondere ist das Unverständnis groß, als Markus plötzlich mit einem gekünstelten spanischen Akzent sich als Pablo hinstellt und so aus heiterem Himmel so tut, als kenne er keinen Markus. Doch nach einigem Zwist geht sie auf das Rollenspiel ein und gibt sich künftig immer wieder als Pablos Freundin Alba. Nachdem sie illegal ein Ferienhaus gekapert haben und sich nun versuchen eine schöne Zeit zu machen, stellen die Beiden immer wieder in Alltagssituationen fest, dass der Sand im Getriebe vielleicht doch eher kleine Steinchen sind und die Situation kurz davor steht zu explodieren. Werden die Beiden es also schaffen sich wieder zusammen zu raufen, den Urlaub glückselig zu verbringen oder wird die Beziehung nach drei Jahren nun doch endlich zerbrechen?

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Rezension

Wenn der Urlaub ruft, ist der Streit nicht fern. Viele Paare kennen das wohl zu Gut, denn plötzlich findet man sich weit abseits vom Alltag in einer neuen Gegend wieder und stellt immer wieder fest, dass die Interessen doch nicht immer so gleichgerichtet sind, wie man es lange dachte. Und natürlich steckt in jeder Reiberei auch eine erzählenswerte Geschichte. Mit LA PALMA orientiert sich Erec Brehmer bewusst oder unbewusst an einer Vorlage wie TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER, denn tatsächlich gibt es viele Parallelen, auch wenn unter dem Strich doch zwei völlig unterschiedliche Genreinszenierungen zu sehen sind. Während TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER von Anfang bis Ende als offensichtliche Komödie dasteht, bekommt der Zuschauer bei LA PALMA noch ein wenig mehr Tiefgang und Romantik als i-Tüpfelchen oben drauf.

La Palma

La Palma ©️ 2020 FOUR GUYS Film Distribution

Dementsprechend handelt es sich hierbei auch nur im entferntesten Sinne um eine Komödie, denn das Publikum bekommt zwar immer mal wieder einen sanften Gag aufgetischt, doch bewegt sich die Handlung doch eher in ernsteren Gefilden. Sinnvoll strukturiert, wird es geschafft die Zuspitzung der Dramatik zwischen den beiden Figuren angemessen logisch zu verschärfen. Dabei beruhen viele Momente vor allem auf Mimik und Gestik, aber eben auch auf harschen Dialogen. Geschickt wird der Konflikt bereits in den ersten Minuten auf die Spitze getrieben, indem klar wird, dass der Hauptdarsteller Mist gebaut hat und sie aus der erholsamen Vorfreude plötzlich in die bittere und ungeliebte Realität zurück katapultiert werden, die nicht zuletzt durch den Mangel an Kapital, eine unabwendbare Misere vorausahnen lässt.

Ohne Moos – nichts los!

Die Geschichte wird aus den abwechselnden Perspektiven der beiden Protagonisten erzählt und fokussiert sich fast ausschließlich auch nur darauf. Nebenfiguren kommen nur sehr spärlich und mit äußerst wenig Screentime zum Einsatz, weshalb wir hier die gesamte Spielzeit nur mit den beiden Hauptdarstellern konfrontiert werden. Eben diese Einfachheit führt auch zum ersten größeren Problem, denn durch die magere Schauspielervielfalt bekommt der Zuschauer nur wenig Abwechslung geboten, und zwar verschärft sich die Dramatik zunehmend, aber gleichzeitig dreht sie sich auch immer nur im Kreis herum. Es fehlt somit ein wenig die Vielfalt und der Ideenreichtum, der zumindest ansatzweise aufflammt, als das Pärchen eines Abends zum gemeinsamen Essen mit den Nachbarn eingeladen werden.

La Palma

La Palma ©️ 2020 FOUR GUYS Film Distribution

Doch dabei bleibt es nicht. Während anfangs die Essenz des Films, die Mimik und Gestik der Darsteller, noch äußerst ausgeprägt auf die Handlung einwirkt, lässt dies jedoch im Verlauf der Story immer weiter nach. Somit fiel es mir schwer eine tiefergreifende Verbindung zu den Figuren aufzubauen und deren Empfindungen nach zu fühlen. Es wurde zwar versucht viele Reiberein möglichst nah an der Realität darzustellen, was auch weitestgehend wirklich gut gelungen ist, aber dennoch fragt man sich die ganze Zeit, warum so ein hohes Maß an Sturheit mitspielt und wenn schon diese große Distanz zwischen den Darstellern existiert, warum sie immer wieder denken, dass eine gemeinsame Zukunft doch Sinn machen würde. Und während anfangs klar ist, dass die Beiden sich seit Ewigkeiten kennen und jede Marotte des anderen bekannt ist, stellt sich im weiteren Verlauf immer häufiger die Frage: War das nicht abzusehen für dich?

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Liebe und Logik schließen sich nicht selten aus

Natürlich kann und muss man auch damit argumentieren, dass die Liebe häufig einfach nicht logisch ist und viele Menschen einfach in Bezug auf diese auch gerne mal ein Brett vor dem Kopf haben und nicht einmal eine rosarote Brille hier noch helfen würde. Daher ist es durchaus ein geschickter Schachzug des Regisseurs die zwei Persönlichkeiten beider Figuren in die Handlung einzuflechten und damit einen neuen interessanten Passus zu bieten, der sich auch etwas abseits der Logik bewegen kann.

Doch wenn wir schon bei Logik sind, muss doch zumindest eine Szene eine Bemerkung wert sein. Ich brate ja nun auch sehr gerne Eier bei mir zu Hause, doch kann mir bitte jemand erklären, wie es Daniel Sträßer schafft, fern von der Kochplatte die Pfanne in der Hand zu halten, ein Ei mit einer Hand zu zerschlagen und dies dann tatsächlich auch gar zu kriegen? Also selbst wenn meine Pfanne heiß ist und ich sie von der Platte nehme, hätte ich noch immer ein labbriges und glibbriges Etwas von Ei schlussendlich auf dem Teller, welches nur halb gegart ist. Aber gut es gibt ja Menschen, die wohl auch so etwas mögen und vielleicht schafft es auch mein Herd einfach nicht die Pfanne so hoch zu erhitzen.

Neu war gestern

Insgesamt zeigt sich uns nun jedoch eine nette deutsche Story, die man schon kennt und die nur wenig Besonderes bietet. Beziehungskonflikte sind ein gern gesehenes Thema und werden sicher auch hier den ein oder anderen Zuschauer überzeugen, dass man doch in der eigenen Partnerschaft auch immer wieder mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. Dennoch fehlt ein wenig der Pfiff und das Tempo, weshalb es zumindest dankenswert ist, dass wir hier nur etwas weniger als anderthalb Stunden Film zu sehen bekommen. Auch schauspielerisch entwickelt sich das Werk nicht ganz so spektakulär und hält eher zu Beginn die schöneren Momente bereit, schafft es also zum Schluss nicht mehr so ganz zu begeistern. Somit ein durchaus guckbarer Film, der jedoch keiner Meisterleistung entspringt und eher für das Programm nebenbei geeignet ist. Doch ist natürlich auch noch kein Meister vom Himmel gefallen und daher sollte trotzdem ein Lob an Herrn Brehmer ausgesprochen werden.

La Palma

La Palma ©️ 2020 FOUR GUYS Film Distribution

Somme, Sonne, Strand und Meer. In diesem Jahr ist dies wohl etwas schwierig, denn uns alle hält natürlich die Reisebeschränkung vieler Länder zumeist im heimischen Garten. Wie gut, dass mit La Palma nun ein wenig Urlaubsfeeling auf die Leinwand kommt. Und dabei bleibt tatsächlich nichts aus, denn selbst die obligatorischen Streitereien, die bekanntermaßen jeder gemeinsame Auslandstrip mit sich bringt, werden in umfassenden Maßen geboten. Marleen Lohse und Daniel Sträßer sind in den Hauptrollen zu sehen und kämpfen sich fast im Alleingang durch geschlagene 88 Minuten Film des Newcomer-Regisseurs Erec Brehmer. „Kämpfen“ kann hierbei wortwörtlich genommen werden, denn wir bekommen ein Beziehungskrise zu sehen, die ihren Ursprung schon in den ersten Minuten nimmt und sich durch den gesamten Film zieht.

Darauf basierend entwickelt sich jedoch eine eher gemächliche Geschichte, die einen nun nicht gerade vom Hocker haut, denn beinah alles haben wir schon unzählige Male in anderen Werken gesehen, auch wenn die Reiberein doch verdächtig real wirken und es leicht fällt sich in diesen Streitgesprächen wiederzufinden. Etwas eintönig und langatmig kommt der Film dennoch daher und bietet eher weniger abwechslungsreiche Momente. Als Erstlingswerk von Brehmer durchaus respektabel, wird es doch leider nicht geschafft die Stimmung, die Schauspielkunst und das neugierige Gefühl des Zuschauers bis zum Schluss aufrecht zu erhalten.

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