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Über die Unendlichkeit

Über die Unendlichkeit ©2019 Neue Visionen

Der schwedische Regisseur Roy Andersson ist bekannt für Filme der besonderen Art. Gerne lässt er sich dabei von tschechischen Novellen beeinflussen, zeigt Stand-Alone-Sequenzen, die zumeist völlig für sich stehen und doch einen gesamten Kontext bilden. Mit seinen sechs Spielfilmen hat er anfangs eher Hohn und Spott in seiner Heimat geerntet, doch konnte dieser daraus einen großen Bekanntheitsgrad ziehen, der ihm bei seinen zwischenzeitlichen Projekten als Werbefilmer enorm half, um damit die finanzielle sichere Grundlage zu schaffen für seine weiteren Produktionen. In der Folge entstand eine preisgekrönte Trilogie bestehend aus den Werken SONGS FROM THE SECOND FLOOR, DAS JÜNGSTE GEWITTER und EINE TAUBE SITZT AUF EINEM ZWEIG UND DENKT ÜBER DAS LEBEN NACH, mit dem er sogar den Preis für den besten Film auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig abräumte.

Über die Unendlichkeit

Über die Unendlichkeit ©2019 Neue Visionen

Seine Werke sind häufig geprägt von schlichter Eleganz, absurder Situationskomik und alltäglichen Vorkommnissen. ÜBER DIE UNENDLICHKEIT soll daher nach eigenen Aussagen durch die Geschichten von „Tausendundeine Nacht“ inspiriert sein. Dabei nimmt Andersson gerne so viel wie möglich selbst in die Hand. Als Autorenfilmer tritt er somit sowohl als Drehbuchautor als auch Regisseur ins Rampenlicht und beschäftigt sich zudem auch immer wieder selbst mit dem Schnitt der Filme. Markant ist dabei auch, der kleine und unbekannte Cast, den er sich für seine Produktionen beschafft. Auch diesmal hat Andersson sein Team auf gerade einmal acht Darsteller beschränkt.

Darum geht es…

Inhaltlich ist dieser Film tatsächlich schwer zusammenzufassen, da sich ÜBER DIE UNENDLICHKEIT aus vielen einzelnen Sequenzen zusammensetzt, die alle eine völlig eigene Aussage repräsentieren und scheinbar kein großes Gesamtbild erzielen wollen. Es werden scheinbare Alltagssituationen gezeigt aus allen Zeitebenen der Geschichte, so zum Beispiel auch ein Adolf Hitler in seinen letzten Tagen, der von seinen übrigen Kollegen träge begrüßt wird. Nach eigener Aussage ist das Hauptthema des Films dabei die Verletzlichkeit des Menschen mit dem Ziel die Schönheit des Lebens zu unterstreichen.

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Rezension

Um die Objektivität zu wahren sollte schon jetzt erwähnt werden, dass ich kein Fan der Werke von Andersson bin und die Machart des Films nicht meinem Verständnis von Kinoproduktionen entspricht. Dennoch verstehe ich die Fans dieser Kunst, die darin einen weitaus komplexeren Ausdruck feststellen können, als er sich mir zeigt.

Über die Unendlichkeit

Über die Unendlichkeit ©2019 Neue Visionen

Unvoreingenommen betrachtet entwickelt sich hier ein zweites ICH WAR ZUHAUSE, ABER… Über diesen Film berichtete ich bereits im letzten Jahr – damals noch auf justcelebrities.de – denn scheinbar völlig willkürliche Szenen werden so aneinandergereiht, dass selbst beim Versuch ein inhaltliches Grundthema zu finden der Zuschauer kläglich scheitern muss. Zudem werden die einzelnen Sequenzen unendlich in die Länge gezogen, ohne auch nur irgendeinen sehenswerten Aspekt einzufangen. Krönend gesellt sich dazu die nicht vorhandene Kameraführung, denn alle Bilder – denn das flackernde Licht auf der Leinwand zeigt eher Bilder als einen Film – werden ohne jegliche Bewegung des aufnehmenden Gerätes eingefangen und zeigen damit nur einen sehr begrenzten Ausschnitt, in dem wiederum kaum etwas geschieht.

Über die Unendlichkeit

Über die Unendlichkeit ©2019 Neue Visionen

Alle neuen Szenen werden gefüttert mit einem kurzen Off-Einspieler, der immer wieder aus dem gleichen Konstrukt besteht: Ich sah einen Mann / eine Frau, der/die…“. Auch die wenigen auftretenden Darsteller sorgen nicht dafür, dass die Szenerie auch nur ein bisschen ansprechender wirkt, denn sie zeigen stets ein regungs- und emotionsloses Gesicht mit sehr eingeschränkten Gestiken und Handlungen. Zudem gibt es kaum bis gar keine Dialoge und nur sehr wenige Monologe, die sich teilweise dann direkt an den Zuschauer richten, ohne jedoch eine wesentlich erkennbare Aussage zu verfolgen.

Roy Andersson Film

Über die Unendlichkeit ©2019 Neue Visionen

Was gibt es zu sehen?

Wie ihr seht, es fehlt einfach an allem. Was wird also nun 76 Minuten lang gezeigt? Ausschnitte wie einer Frau der Hacken abbricht, Momente wie ein Mann sein Kreuz einen Berg hochtragen muss und dabei ausgepeitscht wird und Szenen, in denen eine Verwechslung in einer Bar entstehen. Entweder ist die Metaebene, die hinter diesem Werk so abstrakt, dass sie im besten Fall hätte für den Zuschauer aufgeschrieben werden müssen oder sie ist einfach nicht ersichtlich. Mit aller Mühe, die ich aufbringen konnte, habe ich versucht mich dieser Art des Filmens hinzugeben und der Handlung zu folgen. Leider Erfolgslos.

Roy Andersson zieht dabei seine Art und Weise gnadenlos durch. Sequenzen werden schier unendlich in die Länge gezogen und als Zuschauer sitzt man da und hofft, dass entweder endlich etwas auf der Leinwand geschieht oder wenigstens mal ein Cut kommt, der auf eine neue Location und Szenerie blendet. Jede von ihnen zeigt nämlich einen anderen Ort und trotz skandinavischer Produktion findet sogar Köln einen Platz in diesem Werk, wenn auch nur zerbombt und zerfressen vom Krieg. Grundsätzlich ist dabei schon Anderssons Gedanke erkennbar, das wir die Freuden und Schönheiten der Welt nur kennen lernen und leben können, wenn wir auch die düsternden und schrecklichen Seiten kennen, doch ist diese Aussage nicht aus dem Werk herauszulesen und ergibt daher nur einen Sinn, wenn sich das Publikum nach oder vor der Vorstellung mit seiner Intention intensiv auseinander setzt.

Um nun im Stile dieses Films zu schließen: „Ich sah einen Film, der Probleme hatte zu erzählen, was er darstellen soll!“

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Roy Anderssons Hang zu eher unkonventionellen Produktionen ist weitestgehend bekannt. Ich persönlich kann diesem leider diesem Stil der Filmschaffung leider nichts abgewinnen, bin aber dennoch jederzeit bereit mich von gegenteiligen Erfahrungen überzeugen zu lassen, weshalb ich mir auch dieses Werk zu Gemüte geführt habe. Leider ergibt sich auch danach noch kein sinnvolles Bild, über die Sinnhaftigkeit seiner Werke. ÜBER DIE UNENDLICHKEIT soll von der Schönheit des Lebens erzählen, in dem es die Hässlichkeit der Realität zeigt. Diese Message ist eine wirklich schöne, doch wird diese erst deutlich, wenn man sich auch außerhalb des Kinosaals mit Anderssons Intention beschäftigt. Andernfalls muss man sich durch etwa 78 Minuten trostloser, farbloser, langweiliger, trister, unkreativer Bilder schlagen, in denen – grob zusammengefasst – absolut nichts geschieht. Habt ihr schon einmal im Theater gesessen und euch gefragt: Was passiert hier eigentlich gerade? – Genau dieses Gefühl darf der Zuschauer auch hier durchleben. Und um ganz im Stile des Films zu schließen: „Ich sah einen Film, der Probleme hatte zu erzählen, was er darstellen soll“!

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Über die Unendlichkeit

Über die Unendlichkeit ©2019 Neue Visionen

Originaltitel Om det oändliga
Kinostart 17.09.2020
Länge ca. 78 Minuten
Produktionsland Schweden | Deutschland | Norwegen | Frankreich
Genre Drama | Fantasy | Essayfilm
Verleih Neue Visionen
FSK
FSK 12

FSK 12 ©FSK


Regie Roy Andersson
Drehbuch Roy Andersson
Produzierende Philippe Bober | Johan Carlsson | Sarah Nagel | Pernilla Sandström | Isabell Wiegand | Håkon Øverås
Kamera Gergely Pálos

Besetzung Rolle
Jessica Louthander Erzählerin
Tatiana Delaunay Fliegende Frau
Anders Hellström Fliegender Mann
Bertil J. Nyberg Mann auf Parkbank
Inger Hernmyr
Jan-Eje Ferling Man in the Stairs
Conny Block Sverker Ohlsson
Florencio Urbano Restaurant Gast
Jan Steen Waiter
Kristina Ekmark
Lars Sandström The Man in The Song
Martin Serner The Priest
Nina Törmark
Ville Elfving

 

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