FilmkritikCast
FSK 12

FSK 12 ©FSK

Originaltitel: König der Raben
Kinostart: 19.08.2021
Länge: ca. 97 Minuten
Produktionsland: Deutschland

Regie: Piotr J. Lewandowski
Schauspieler:innen: Malik Blumenthal | Antje Traue | Karim Günes
Genre: Drama
Verleih: Salzgeber & Company Medien

König der Raben

König der Raben ©2021 Salzgeber

Seit dem 19.08. kann man sich den neuen Film vom Regisseur Piotr J. Lewandowski in den Kinos anschauen. Im Oktober 2020 feierte KÖNIG DER RABEN seine Premiere bei den Hofer Filmtagen. Piotr J. Lewandowski schrieb gemeinsam mit am Drehbuch. Er wollte einen Film erschaffen, der das Leben der Migranten auf eine glaubwürdige und reale Weise widerspiegelt. In den Hauptrollen sind Antje Traue und Malik Blumenthal zu sehen. Antje Traue kennt man am besten aus der deutschen Netflix Serie „Dark“. Sie hat auch schon in Hollywood Produktionen mitgespielt, wie zum Beispiel in Zack Snyders MAN OF STEEL. Für den Regisseur war es wichtig mit den zwei Hauptdarstellern ausführlich über die Eigenschaften ihrer Charaktere zu sprechen, um ein authentisches Bild zu kreieren. Der Regisseur ist dafür bekannt Charaktere zu erschaffen, die greifbar sind und vor allem ihre Ecken und Kanten haben. Die „Raben“ sind die Charaktere im Film, die von außen betrachtend sich gegen die Regeln im Leben stellen, aber genauer betrachtet auch Gefühle und Emotionen besitzen.

Darum geht es…

Der 22-jährige Darko (Malik Blumenthal) aus Mazedonien muss jeden Tag mit Deals auf einem Schrottplatz auskommen, um für seine Freunde und seine schwerkranke Mutter zu sorgen. Nebenbei verdient er Geld, in dem er seine weißen Tauben bei Hochzeiten fliegen lässt. Darko ist gemeinsam mit seiner Mutter illegal in Deutschland. Er schafft es geradeso noch seine Mutter gesundheitlich mit der Hilfe seiner Freunde zu versorgen. Seine Freunde Yanoosh (Karim Günes) und Manolo (Mert Dincer) bereiten ihm gute Laune in dem Leben, dass Darko führen muss. Als Darko die deutschstämmige Alina (Antje Traue) kennenlernt lässt er sich auf eine Affäre mit ihn ein. Das Leben, dass Darko sich aufgebaut hat, droht aufgrund dieser Affäre zu brechen. Nun muss sich Darko zwischen diesen zwei Leben entscheiden. Ob er sich auf die Liebe mit Alina einlässt oder auf die Freundschaft seiner Freunde und die Verantwortung gegenüber seiner Mutter, erfahren wir im Film.

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An der Oberfläche

Die Welt von KÖNIG DER RABEN zeigt in Darkos Umfeld ein Milieu, dass von der Öffentlichkeit im Hintergrund gerät und von den Menschen aus der oberen Schicht nicht erkannt wird. Wenn Aufmerksamkeit gerichtet wird, dann nur von der Polizei, die durch einen Hinweis mitbekommen hat, dass Menschen hier illegal in Deutschland sind. Dies spiegelt der Film authentisch wieder, doch leider gibt es nur einzelne Szenen, die sich auf die Gesellschaft konzentriert. Piotr J. Lewandowski eröffnet Themen, aber lässt sie nicht sonderlich vertiefen. Ich hätte zum Beispiel gerne mehr davon gesehen, wie Darkos Freund Karim mit seiner Familie auskommt.

König der Raben

König der Raben ©2021 Salzgeber

Ich hätte gerne erfahren wieso die Ärztin der Polizei nichts über den illegalen Aufenthalt von Darko und seine Mutter verrät. Wie ist das Leben von Alina aufgebaut? Wieso lässt sie sich auf eine Beziehung mit Darko ein? Diese und weitere Fragen sind mir durch den Kopf gegangen während des Films. Die Beziehung von Darko und Alina ist ein entscheidender Wendepunkt im Leben des Protagonisten, aber für meinen Geschmack beschäftigt sich der Regisseur zu viel mit der Leidenschaft seiner Charaktere, die sie teilen. Erst am Ende geht der Regisseur auf die Folgen dieser ungewöhnlichen Beziehung ein, von denen ich gerne mehr gesehen hätte.

Fehlende Emotionalität und Leidenschaft

KÖNIG DER RABEN hat sehr schöne Aufnahmen, wenn sich der Film auf die Beziehung zwischen Darko und Alina konzentriert. Dabei wollte man die Leidenschaft, die sie miteinander teilen hervorheben. Wiederum hat mir aber die Chemie zwischen den Hauptdarstellern gefehlt. Malik Blumenthal und Antje Traue machen ihren Job super, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich die Chemie nicht, welche die Bilder mir zeigen wollten. Der Score wirkte an manchen Stellen zu aufgesetzt, da es zu gewollt den Zuschauern berühren sollte. Als zum Beispiel das Leben mit seiner Familie den Bach runterging habe ich mir gedacht, wieso ich nichts Großes dabei fühle. Als jemand mit Migrationshintergrund weiß ich zu gut wie es ist, wenn eine Beziehung mit einer Frau aus einer anderen Kultur nicht gemeinsam funktioniert mit dem Leben der Familie. Piotr J. Lewandowski versuchte dieses Dilemma in nur einer Szene zu zeigen, sodass die Emotionalität zu wünschen übrigblieb.

König der Raben

König der Raben ©2021 Salzgeber

Das authentische Leben der Migranten

Piotr J. Lewandowski ist es meiner Meinung nach sehr gelungen das Leben der Migranten auf eine authentische Weise widerzuspiegeln. Die Dialoge in KÖNIG DER RABEN sind Alltagsgetreu, was ich äußerst wichtig fand. Auf diese Weise ist es nachvollziehbar gewesen, dass es sich hierbei wirklich um das Leben von Migranten handelt, die auch nur Leben wollen. Positiv fand ich auch, dass der Regisseur seine Rollen nicht klischeehaft umgesetzt hat. Auch wenn Menschen mit Migrationshintergrund ein anderes Leben führen, sind sie dennoch in der Lage ein Leben mit Erfolg und Karriere zu führen. Das konnte man vor allem an Darko erkennen, denn das Einzige was ihn unterscheidet ist, dass er ein verstecktes Leben führen muss, um seine Familie zu beschützen. Er hat nur nicht die Chance bekommen daraus hervorzutreten, denn das Potenzial besitzt er. Den Filmtitel KÖNIG DER RABEN finde ich hierbei sehr passend, denn jeder Mensch will seine Chance ergreifen und wegfliegen für ein besseres Leben.

Fazit

KÖNIG DER RABEN ist ein Film aus Deutschland der viel will und sein Potenzial hat, eine Geschichte zu erzählen über Menschen, die leider zu selten präsentiert werden in Filmen. Piotr J. Lewandowski spricht in seinem zweiten Kinofilm vieles an, doch ihm fehlt das Gespür dies mit der nötigen Emotionalität umzusetzen. Stattdessen verliert sich der Regisseur leider in eine Liebesgeschichte, um dann am Ende ein Finale zu zeigen, dass leider die Realität ist. Die fehlende Intensität und Tiefe für ein eigentlich sehr wichtiges Thema haben dazu geführt, dass der Film mich leider enttäuscht hat. Dennoch ist KÖNIG DER RABEN allein wegen den großartigen Bildern, der Schauspieler und dadurch, dass ein deutscher Film „Migration“ thematisiert, einen Blick im Kino wert.

Schauspieler:in Rolle
Malik Blumenthal Darko
Antje Traue Alina
Karim Günes Yanoosh
Mert Dincer Manolo
Danuta Stenka Ramona
Barbara Philipp Chanel
Ralph Herforth Schwarzenegro
André Röhner Martin
Slavko Popadic Rafal
Anja Schiffel Ärztin
Timo Jacobs Polizist
Sienna Hohmann Nachbarsmädchen
Giuseppe Fonte Schwarzenegros Hauptmann
Peter Schröder Älterer Herr