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Monte Verità

Monte Verità ©2021 tellfilm | Grischa Schmitz | DCM

Als Hügel erlangte der Monte Monescia in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine große Bekanntheit. In etwas mehr als 300 Metern über dem Meeresspiegel siedelten sich kleinere Gruppierungen von Kunstschaffenden, Pazifisten und Intellektuellen an, die zumeist einen Zufluchtsort suchten. Der Name Monte Verità galt ursprünglich für eben jene Siedlungsgemeinschaft, wurde jedoch im Laufe der Geschichte auch für den Hügel selbst übernommen. Der Name nimmt Bezug darauf, dass die dort Lebenden dem Bemühen nachstreben sollen, wahrhaftig zu leben und das Leben entsprechend auszukosten. Viele auch heute noch bekannte Persönlichkeiten fanden sich dort zusammen. So zum Beispiel der Schriftsteller Hermann Hesse, Hans Arp und Ernst Bloch. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs, fand das Treiben auf dem Hügel ein Ende. In dessen Folge wurde das Besitzrecht immer wieder neu verteilt. Auch ein Neustart wurde angestrebt, war jedoch nie mehr so erfolgreich wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Inszeniert wird der Film von Stefan Jäger, der zuletzt als Produzent für BLUE MY MIND auftrat und damit einen hervorragenden Film mitentwickelte. Die Regie hat er übernommen, weil er in den 80er Jahren selbst einmal auf dem Berg war und gewisse Erinnerungen sich nachhaltig eingeprägt haben. So ist er stets am Rätseln, ob er nicht selbst seine künstlerische Inspiration zum Filme machen an genau diesem Ort gefunden hat, was sich wohl aufgeklärt hat, als Drehbuchautorin Kornelija Naraks an ihn ran getreten ist und ihr Werk vorgestellt hat. Naraks hat selbst schon einige Filme als Regisseurin begleitet, wie zum Beispiel ALPAUFZUG und BLOODY MARY. Für den Cast setzte Jäger auf eine internationale Zusammenstellung von Österreichern, Schweizern und Deutschen. So sehen wir unter anderem die aufstrebende Schauspielerin Maresi Riegner, die bisher vor allem aus Fernsehfilmen bekannt ist, sowie Joel Basman (TIDES, LIEBER THOMAS) und Hannah Herzsprung (SWEETHEARTS).

Monte Verità

Monte Verità ©2021 tellfilm | Grischa Schmitz | DCM

Darum geht es…

Hanna Leitner ist zweifache Mutter und in ihrem Leben vollkommen unglücklich. Zwar lebt sie in einer gut betuchten Familie, doch wird sie von ihrem Ehemann immer wieder gegen ihren Willen missbraucht und leidet zudem unter Angstzuständen. Um diese zu bekämpfen, reist sie schließlich zum Schweizer Berg Monte Verità, wo es ein neu gegründetes Sanatorium gibt, in welchem sie lernen soll, wieder zu sich selbst zu finden. Dort angekommen trifft sie auf eine Gesellschaft, die sie so nicht erwartet hat. Eine offenherzige Kommune, die sich zusammensetzt aus Künstlern, Dichtern und Tänzern. Auch der Psychoanalytiker Otto Gross hat sich dort niedergelassen, um selbst von den Drogen wegzukommen und nebenher auch anderen mit ihren Problemen zu helfen. Auch wenn Hanna anfangs wieder abreisen wollte, da sie unter den Umständen keine Erfolgschancen für eine Heilung sieht, lebt sie sich doch immer mehr ein und es wächst der Wunsch, sich von ihrem alten Leben abzuwenden.

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Rezension

Auch wenn keine direkte zeitliche Einordnung der Handlung stattfindet, so macht der Regisseur bildlich unmissverständlich klar, dass die Handlung in MONTE VERITÀ sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts abspielt. Die Eröffnungsszene zeigt die Aufnahme eines Familienfotos, bei welcher noch ein Uraltgerät genutzt wird, welches die Abgebildeten dazu zwingt, völlig ruhig zu stehen und sich nicht zu bewegen. Diese Szene ist tatsächlich sehr detailliert ausgestaltet und hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Was jedoch nach dieser Szene das Publikum erwartet, ist leider bei weitem nicht so rund und stimmig. Die Geschichte ist rückblickend erzählt und wird begleitet durch die Hauptdarstellerin als Off-Erzählerin. Gerade zu Beginn des Films gibt es viele Zeit und Ortssprünge, so dass wir oftmals nicht so richtig eruieren können, wo das gegenwärtige Geschehen gerade angesiedelt ist. Dis legt sich mit der Zeit ein wenig und konzentriert sich daraufhin fast ausschließlich auf den Monte Verità Hügel.

Monte Verità

Monte Verità ©2021 tellfilm | Grischa Schmitz | DCM

Wir bekommen eine sehr eintönige und schnörkellose Geschichte präsentiert, die fast schon dokumentarischer Natur ist und einfach nur auf das Geschehen auf dem Hügel draufhält. Viele Handlungen dienen schlichtweg der Erzählung, wie der Lebensstil der Menschen auf diesem Hügel war und wie die Kunstschaffenden sich dort entsprechend entfalten konnten. Dementsprechend tingelt der Film ohne ein klares Ziel dahin und schwebt recht losgelöst von einer klaren Storyline einfach dahin. Es wird zudem nicht auf einen zentralen Höhepunkt zugesteuert, auch wenn natürlich ein gewisser Konflikt durch die Hauptfigur und ihre entfernte Familie dem Ganzen aufgezwungen wird.

Die Fotografie in ihre Anfängen

Die Protagonistin hegt zudem eine Affinität zur Fotografie und vertieft diese Kunst. Dies beschert uns immer wieder wundervolle Einblicke in die Ursprünge dieser Kunstform. Es gelingt dem Regisseur wunderbar, hier ein Gefühl für die Leidenschaft zur Fotografie zu etablieren. Zudem nimmt er die Zuschauenden an die Hand und zeigt ihnen die Faszination und den Entwicklungsprozess und vor allem die Schwierigkeiten, die früher noch mit Fotoapparaten existierten. Dafür kriegen wir ein beeindruckendes Spektrum an alten Gerätschaften zu sehen, an welches es mit Sicherheit nicht leicht war heranzukommen. Neben der spannenden Thematik der Fotografie selbst, präsentiert uns Kamerafrau Daniela Knapp zudem immer wieder herrliche Landschaften, auch wenn für den Dreh das Kommunale Zentrum an einen völlig anderen Ort verlagert wurde und die Dreharbeiten auf einer Wiese im Maggiatal stattfanden.

Monte Verità

Monte Verità ©2021 tellfilm | Grischa Schmitz | DCM

Problematisch sind, wie so häufig in deutschsprachigen Werken, die Dialoge. Sie wirken oftmals ziemlich willkürlich etabliert und scheinen die Handlung nicht wirklich voranzubringen oder sie mit Leben zu erfüllen. Darüber hinaus wirken sie statisch und hölzern und schaffen es kaum die Leichtigkeit wieder zu spiegeln, die uns eigentlich die gesamte Zeit propagandiert wird. Dementsprechend werden auch die Beziehungen zwischen den Figuren oftmals nicht so recht klar und es bleibt ein wenig im Trüben, warum die Menschen sich dort zusammenfinden. Das ist eigentlich recht schade, weil gerade dies der zentrale Punkt der Geschichte sein sollte. Stattdessen wird stets das Freiheitsgefühl forciert und wir finden uns in einer hippieähnlichen Gemeinschaft wieder, die die Naturverbundenheit in vollem Ausmaß lebt.

Fazit

MONTE VERITÀ ist somit ein Film, der sich irgendwo zwischen Zeitgeschichte, dokumentarischer Hippieskizzierung und wirrer Erzählung ansiedelt. Da ich mich selbst nicht mit einer solchen Lebensweise und Naturverbundenheit identifizieren kann, ist es für mich schwer dem Werk viel Positives abzugewinnen, was nicht nur inhaltlich bedingt ist, sondern sich auch in der recht eintönigen und langweiligen Filmgestaltung niederschlägt. Meiner Ansicht nach schafft es der Regisseur nicht, eine Begeisterung für die damalige Lebenskultur auf dem Monte Verità zu wecken, dennoch aber die Historie wunderbar einzufangen und ein interessantes dokumentarähnliches Bild dieser Zeit zu erzeugen. Mir wird jedoch nicht so ganz klar, für welches Publikum der Film geschaffen wurde und was mir das Filmteam mit dem Werk nun genau erzählen möchte – warum wird diese Thematik nicht als Dokumentarfilm erzählt?

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Heute dient der Hügel Monte Verità als Teepark und beherbergt einen Zen-Garten sowie ein Tee-Haus. Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch waren die Interessen an dem in der Schweiz gelegenen Ort noch etwas anders gelagert und dieser erfreue sich über viele Jahre hinweg einem vergleichsweise hohen Besucheraufkommen. Dieser Film erzählt nun die Geschichte einer Frau, die kurz nach 1900 dorthin reist und ein beeindruckendes Zentrum künstlerischer Zusammenkunft kennen lernt. Das Werk selbst ist jedoch kein filmisches Highlight, da Regisseur Stefan Jäger offenbar nicht so richtig wusste, wo er eigentlich mit seiner Erzählung hinwill: eine dokumentarische Erzählung eines historischen Ortes oder eine Spielfilmgeschichte mit einer Dramaturgie, in welcher beiläufig der Kult um den Hügel vorgestellt wird. Letztlich bekommen wir von beidem ein Bisschen und damit nicht halbes und nichts Ganzes.

Das wohl spannendste an dem Werk, ist die Darlegung der Fotographiekunst in ihren frühsten Entwicklungen. Hier erwarten uns einige wundervolle Bilder und Gerätschaften. Alles weitere jedoch dümpelt ein wenig vor sich hin und zeigt uns eine eher einschläfernde Geschichte, der leider ein Höhepunkt fehlt. Da wir die gesamte Spieldauer nicht so richtig wissen, worauf der Film zusteuert, dümpeln wir ein wenig im Nichts herum und können uns einzig und allein von der dort gezeigten Lebensweise inspirieren lassen. Dafür mag es Liebhaber geben, doch ich bin keiner davon. Mir hat der Film leider nicht viel gegeben und ich finde es schwer ihn irgendwo einzuordnen, weshalb sich nachträglich eine gewisse Gleichgültigkeit bei mir eingestellt hat. Von daher: probiert den Film am besten einfach selbst aus.

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Monte Verità

Monte Verità ©2021 tellfilm | Grischa Schmitz | DCM

As a hill, Monte Monescia in Switzerland gained a great deal of notoriety at the beginning of the 20th century. At a little more than 300 metres above sea level, small groups of artists, pacifists and intellectuals settled, mostly seeking a place of refuge. The name Monte Verità was originally applied to this settlement community, but in the course of history it was also adopted for the hill itself. The name refers to the fact that those who live there should strive to live truly and savour life accordingly. Many personalities who are still well-known today gathered there. For example, the writer Hermann Hesse, Hans Arp and Ernst Bloch. In the course of the Second World War, the hustle and bustle on the hill came to an end. In its aftermath, ownership was redistributed again and again. A new start was also attempted, but was never as successful as at the beginning of the 20th century.

The film is directed by Stefan Jäger, who last acted as producer for BLUE MY MIND and thus helped to develop an excellent film. He took over the direction because he himself was once on the mountain in the 80s and certain memories have made a lasting impression. So he is always puzzling over whether he himself did not find his artistic inspiration for making films in this very place, which was probably cleared up when screenwriter Kornelija Naraks approached him and presented her work. Naraks has directed several films herself, such as ALPAUFZUG and BLOODY MARY. For the cast, Jäger relied on an international mix of Austrians, Swiss and Germans. So we see, among others, the up-and-coming actress Maresi Riegner, so far known mainly from TV films, as well as Joel Basman (TIDES, LIEBER THOMAS) and Hannah Herzsprung (SWEETHEARTS).

Monte Verità

Monte Verità ©2021 tellfilm | Grischa Schmitz | DCM

That’s the story about

Hanna Leitner is a mother of two and completely unhappy in her life. Although she lives in a well-off family, she is repeatedly abused against her will by her husband and also suffers from anxiety. To combat these, she finally travels to the Swiss mountain Monte Verità, where there is a newly founded sanatorium where she is supposed to learn to find herself again. Once there, she encounters a society she did not expect. An open-hearted commune made up of artists, poets and dancers. The psychoanalyst Otto Gross has also settled there in order to get away from drugs himself and, at the same time, to help others with their problems. Even though Hanna initially wanted to leave again, as she sees no chance of success for a cure under the circumstances, she settles in more and more and the desire to turn away from her old life grows.

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Review

Even though there is no direct chronological classification of the plot, the director makes it unmistakably clear in visual terms that the action in MONTE VERITÀ takes place at the beginning of the 20th century. The opening scene shows the taking of a family photo, in which an antique device is still used that forces the people depicted to stand completely still and not move. This scene is indeed very detailed and left a lasting impression. However, what awaits the audience after this scene is unfortunately nowhere near as rounded and coherent. The story is told in retrospect and is accompanied by the main actress as an off-screen narrator. Especially at the beginning of the film, there are many jumps in time and place, so that we often can’t really figure out where the current events are set. Dis subsides a little over time and then focuses almost exclusively on the Monte Verità hill.

Monte Verità

Monte Verità ©2021 tellfilm | Grischa Schmitz | DCM

We are presented with a very monotonous and no-frills story that is almost documentary in nature and simply focuses on what is happening on the hill. Many of the plots simply serve to tell us what the lifestyle of the people on this hill was like and how the artisans were able to flourish there accordingly. Accordingly, the film plods along without a clear goal and simply floats along quite detached from a clear storyline. Moreover, there is no central climax, even though a certain conflict is of course forced upon the whole by the main character and her distant family.

Photography in its infancy

The protagonist also has an affinity for photography and delves into this art. This gives us wonderful insights into the origins of this art form again and again. The director succeeds wonderfully in establishing a sense of passion for photography. In addition, he takes the viewers by the hand and shows them the fascination and the development process and above all the difficulties that still existed with cameras in the past. In return, we get to see an impressive range of old equipment, which was certainly not easy to get hold of. In addition to the exciting subject of photography itself, cinematographer Daniela Knapp also presents us with wonderful landscapes again and again, even though the Municipal Centre was moved to a completely different location for the shoot and the filming took place in a meadow in the Maggia Valley.

Monte Verità

Monte Verità ©2021 tellfilm | Grischa Schmitz | DCM

Problematic, as so often in German-language works, are the dialogues. They often seem rather arbitrarily established and do not really seem to advance the plot or fill it with life. Moreover, they seem static and wooden and hardly manage to reflect the lightness that is actually propagated to us all the time. Accordingly, the relationships between the characters often don’t become very clear either, and it remains a little murky why people come together there. This is actually quite a pity, because precisely this should be the central point of the story. Instead, the sense of freedom is always pushed and we find ourselves in a hippie-like community living the nature connection to the fullest.

Conclusion

MONTE VERITÀ is thus a film that sits somewhere between contemporary history, documentary hippie sketch and muddled narrative. Since I myself cannot identify with such a way of life and closeness to nature, it is difficult for me to gain much positive from the work, which is not only due to the content, but is also reflected in the rather monotonous and boring film design. In my opinion, the director does not manage to arouse any enthusiasm for the culture of life on Monte Verità at that time, but nevertheless manages to capture the history wonderfully and create an interesting documentary-like image of that time. However, it is not quite clear to me for which audience the film was created and what exactly the film team wants to tell me with this work – why is this subject matter not told as a documentary?

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Originaltitel Monte Verità
Kinostart 16.12.2021
Länge ca. 116 Minuten
Produktionsland Deutschland | Österreich | Schweiz
Genre Drama
Verleih DCM Filmdistribution
FSK
FSK 12

FSK 12 ©FSK


Regie Stefan Jäger
Drehbuch Kornelija Naraks
Produzierende Neshe Demir | Robert Geisler | Bastian Griese | Christine Kiauk | Gabriele Kranzelbinder | Barbara Pichler | Katrin Renz | Herbert Schwering | Jens Wolf
Musik Volker Bertelmann
Kamera Daniela Knapp
Schnitt Noemi Katharina Preiswerk

Besetzung Rolle
Maresi Riegner Hanna Leitner
Max Hubacher Otto Gross
Julia Jentsch Ida Hofmann
Hannah Herzsprung Lotte Hattemer
Joel Basman Hermann Hesse
Philipp Hauß Anton Leitner
Daniel Brasini Lucio
Tiana Distefano Helene Leitner
Alina Distefano Marie Leitner
Eleonora Chiocchini Isadora Duncan
Michael Finger Henri Oedenkoven
Igor Mamlenkov Monte Verità resident

 

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