2021 ist mit Abstand mein filmischstes Jahr in meinem Leben gewesen. Niemals zuvor habe ich so viele Filme geschaut, niemals zuvor habe ich so viele Kritiken geschrieben und niemals zuvor fühlte sich dieses Medium wie eine Substanz an, ohne die ich nicht leben könnte. Immer wieder spannend ist daher ein Blick auf meine persönliche jährliche Statistik:
Gesehene Filme: 709 = 59.1 pro Monat = 13.6 pro Woche
Filmkritiken: 191
Erstsichtungen: 623
davon in 2021 Veröffentlichte: 173
davon Langkritiken: 132
Spieldauer: 1.288,5 Stunden = 53,6875 Tage
Wer noch einmal einen Blick auf meine ausführliche Gesamtjahresstatistik werfen möchte, findet diese HIER auf Letterboxd. Zum Vergleich könnt ihr zudem HIER meine Statistiken von 2020 sehen.
Meine besten Filme waren nicht so schwer auszuwählen. Diese Liste ist jedoch wirklich sehr persönlich und es gibt viele große Filme dieses Jahr, die überragend stark waren und hier auch auftauchen sollten (einige davon werden unterhalb der Liste genannt), doch finde ich es besonders wichtig diesen wunderbaren kleinen Perlen die Bühne zu bieten, die sie verdienen.
Die besten Filme
Platz 15: Herr Bachmann und seine Klasse
Herr Bachmann ist Lehrer an einer ganz besonderen Schule und hat mit einer kunterbunten Zusammensetzung aus Schülern und Schülerinnen zu arbeiten. Diese Dokumentation ist äußerst ungewöhnlich, denn mit rund drei Stunden und vierzig Minuten Spieldauer toppt sie sogar viele der großen Filmepen. Viel Zeit um Langeweile zu erzeugen möchte man meinen, doch ganz im Gegenteil, denn gerade die Sympathie der zentralen Lehrerfigur ist äußerst mitreißend. Wir begleiten eine Klasse im Grunde ein ganzes Schuljahr und es ist fabelhaft, wie Regisseurin Maria Speth es schafft, dass mir die Kinder regelrecht ans Herz gewachsen sind und ich nun unglaublich neugierig bin, wie es diesen heute geht. Ich habe eine Weile mit mir gerungen, doch dieser Film hat es vollkommen verdient in der Top 15 zu erscheinen, weil er einfach ein ganz besonderes kleines Stück deutscher Filmgeschichte ist.
Platz 14: Große Freiheit
Mit deutscher Filmgeschichte geht es auch gleich weiter, denn GROẞE FREIHEIT hat es geschafft erstmals bei mir Sympathien für den Schauspieler Franz Rogowski hervorzubringen, mit dem ich leider bis nie wirklich viel anfangen konnte. Dass er ein besonderes schauspielerisches Talent hat, stand zwar stets außer Frage, doch konnte er mich bis zu diesem Film leider nie so wirklich überzeugen. Nun hat er jedoch im Zusammenspiel mit Georg Friedrich ein wirkliches Meisterwerk hingelegt und das Drama um den §175 in der Nachkriegszeit erlebbar gemacht. Diese Hassfreundschaft der beiden Protagonisten wird gefühlvoll und emotional präsentiert und auch wenn der Film alles andere als leichte Entspannungskost ist, so bietet er doch ein hervorragendes Pacing und ziemlich geniale Bilder für deutsche Verhältnisse.
Platz 13: Godzilla vs. Kong
Hier scheiden sich definitiv die Geister, denn natürlich ist GODZILLA VS. KONG kein filmisches Meisterwerk der Extraklasse – doch das entscheidende ist: Es ist der Film, den die Menschen gebraucht haben. Nach unzähligen Monaten pandemischer Lage, in der die Kinos geschlossen waren und wir im Heimkino mit einem Drama nach dem anderen beschossen wurden, war dieser Film der erste große Blockbuster auf den Leinwänden, der zudem einfach unglaublich viel richtig gemacht hat und das Fanherz mitriss. Wo Vorgänger wie die letzten GODZILLA-Filme noch Schwierigkeiten hatten und immer wieder irgendwelche belanglosen “Menschengeschichten” erzählten, hält Regisseur Adam Wingard nun gnadenlos drauf und kümmert sich nicht um mögliches finanzielles Einsparpotential bei der Produktion. Wir bekommen ein paar monströse Kämpfe der besten Art präsentiert, die den Film komplett dominieren und neben einem wuchtigen Sound auch ein brachiales Bildabenteuer bieten. Und auch wenn sich immer wieder logische Lücken auftun, die Kritikfähig wären, schafft es das Werk die Liebe fürs große Kino so dermaßen zu zelebrieren, dass bei mir keine Wünsche offen geblieben sind.
Platz 12: Nobody
Ein ähnliches Schicksal wie mein Platz 13 durchlebt auch NOBODY, der einfach zu einem sehr guten Zeitpunkt auf die Leinwände kam und im JOHN WICK-Stil das Action-Genre neu definierte. Zusätzlich zur gnadenlosen und massiven Gewalt, die vor nichts zurück schreckt, bekommen wir hier jedoch auch eine charmante kleine Story präsentiert, die sich immer wieder auch Zeit nimmt für kleine liebevolle Details. Bob Odenkirk hat zudem sein persönliches Meisterwerk abgeliefert und bewiesen, dass er für dieses Filmgenre einfach grandios geeignet ist, da er selbst eher unscheinbar auftritt und man ihm diese Persönlichkeit trotzdem vollkommen abkauft. Das Sahnehäubchen setzt wieder einmal der großartige Christopher Lloyd auf den ganzen Film, denn als alter Tattergreis sorgt er für eine Menge Lacher und beweist trotzdem, dass er auch in seinem Alter noch ordentlich die Sau raus lassen kann. Auch hier gibt es Möglichkeiten der Kritik, doch für das, was der Film darstellen will, hat er einfach alles richtig gemacht und sich vor allem durch einige hervorragende Kampfsequenzen ausgezeichnet. Und auch wenn man dem Werk vorwerfen kann, dass es reichlich bei anderen Filmen geklaut hat, so wurde doch geschickter Weise nur das wirklich Gute herausgepickt und vor allem brachte er die Unterhaltung, die man sich eben wünscht.
Platz 11: Cruella
Ich bin selbst erstaunt, wie sehr der Film untergegangen ist in diesem Jahr, was natürlich auch sehr daran lag, dass dieser es nur ansatzweise in die Kinos geschafft hat, nachdem er zuerst ein Streamingrelease erhielt. Das schlimme daran ist, dass dieser Film regelrecht für die Kinoleinwände geschaffen wurde, denn CRUELLA besticht durch eine spektakuläre Bandbreite an genialem Kostümdesign, welches noch mehr Wirkung entfaltet durch die überragende Arbeit in der Maske. Emma Stone gehört ohne Frage zu den besten Darstellerinnen, die derzeitig weltweit vor der Kamera agieren und dies beweist sie hier wieder in einer mitreißenden One-Woman-Show. Emma Thompson als Antagonistin ergänzt dieses Filmerlebnis bravourös. Doch auch die Nebenrollen haben mich einfach begeistert, und so hat sich Paul Walter Hauser noch mehr in mein Herz gespielt als es ihm bereits mit DER FALL RICHARD JEWELL gelungen ist. Zugegeben ist es fast schon eine Beleidigung, dass die Dalmatiner so übel animiert wurden, da diese jedoch nur eine sehr unbedeutende Nebenrolle einnehmen, habe ich keine großen Bedenken diese Katastrophe einfach zu ignorieren. Ich war hervorragend unterhalten, erlebte einen kurzweiligen und imposanten Blockbuster, genoss den Rivalenkampf zwischen Antagonistin und Protagonistin und liebe einfach den Score des Films, welcher natürlich arg Mainstreamlastig daher kommt, aber eben auch die Stimmung perfekt einfängt.
Platz 10: Silver Skates
Es gibt einen großen und wesentlichen Faktor, warum SILVER SKATES es in diese Liste geschafft hat: Dies war der erste Film überhaupt, der in Deutschland 2021 auf einer Kinoleinwand gezeigt wurde. Ich selbst konnte ihn zu diesem Zeitpunkt zwar leider nur in den heimischen vier Wänden genießen, doch war es einfach fabelhaft einen Film besprechen zu dürfen, der eine kleine historische Wertigkeit bekommt. Doch das ist natürlich nicht der einzige Grund für den verdienten 10. Platz. Michael Lockshin zaubert uns mit diesem Film ein grandioses russisches Märchen der Neuzeit auf die Leinwand, welches an nichts missen lässt. Es steckt voller Magie, einer romantischen Storyline und vereint den russischen Hochadel am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem rebellierenden Proletariat. Der Film schafft es zum Träumen anzuregen und offeriert eine Art von Inszenierung, die ich sehr lange nicht mehr gesehen habe. Zudem scheint dies eine Kreuzung aus Musical, Theaterstück und Kinoprodukt zu sein. Das ganze Team arbeitet mit äußerst viel Leidenschaft und zaubert all dies auch noch in ein beeindruckendes visuelles Spektakel. Ein absoluter Überraschungshit!
Platz 9: Shorta – Das Gesetz der Straße
Diesen Film könnte man auch das dänische DIE WÜTENDEN – LES MISÉRABLES nennen, denn im Grunde sind recht viele Parallelen erkennbar. SHORTA greift dabei ebenfalls das Problem von Stadtvierteln auf, in denen sich größere Gesellschaftsgruppen (geprägt durch Immigration und Ausstoßung) radikalisieren und aufständisch agieren. Frederik Louis Hviid und Anders Ølholm zeigen dabei den gnadenlosen Kampf zweier unterlegener Beamten gegen die Kriminalität, der sich im Prinzip nur noch um das nackte Überleben rankt. Die Regisseure schaffen es dabei eine überragende Tonalität aufzurufen, insbesondere im Angesicht der Überschneidungen in Sachen Polizeigewalt mit dem Fall George Floyd, obwohl der Film bereits vor dieser schrecklichen Tat entstand. SHORTA erzählt eine fast schon dystopische Geschichte, die jedoch mittlerweile zur bitteren Realität dazu gehört. Der Film glänzt zudem nicht nur mit inhaltlicher Stärke sondern immer wieder auch mit inszenatorischen Glanzmomenten, die sich aus der massiven Bedrohlichkeit einer Szenerie heraus entwickeln. Gerade eine Kampfsequenz auf einer Toilette hat sich bei mir regelrecht in den Kopf eingebrannt, da hier mit so viel Feingefühl die Kameraperspektive gewählt wurde, wie ich es dieses Jahr kein zweites Mal gesehen habe.
Platz 8: Rivalinnen – Duell auf der Klinge
Sportdramen sind immer wieder fantastisch und liefern schon von Natur aus eine mitreißende Spannungskurve. So gehört EDDIE THE EAGLE genauso zu meinen Lieblingsfilmen, wie ein COOL RUNNINGS. Besonders interessant wird es, wenn es um Sportarten geht, mit denen ich eigentlich sonst nicht viel anfangen kann. Bei Rivalinnen – Duell auf der Klinge geht es zum Beispiel um das Fechten und schon der erste große Pluspunkt ist, dass das Werk es schaffte mir diese Sportart auf beeindruckende Weise einmal näher vorzustellen. Regisseur Eduard Bordukov schafft es einerseits historische Präzision zu integrieren und gleichzeitig einen hohen Informationsgehalt über den Sport selbst zu bieten. Zudem zeigen Svetlana Khodchenkova und Stasya Miloslavskaya eine hervorragende Schauspielleistung und gehen bis an ihre Grenzen, um alles an Leidenschaft auf die Leinwand zu bringen. Ein paar Momente im Film wirken zwar etwas verworren, doch sind diese problemlos als Schönheitsfehler abzustempeln. Beeindruckend ist jedoch, dass es der Regisseur schafft, die Spannung bis zur letzten Sekunde hoch zu halten und das Publikum in ihrer Erwartungshaltung immer wieder eines besseren zu belehren. Als Sahnehäubchen bekommen wir einen dynamischen und rasanten Soundtrack, der, genauso wie der Film, komplett aus Russland stammt. Damit freut es mich zudem, dass nicht nur ein russischer Film in meiner Jahresbestliste vertreten ist, da diese einfach noch viel zu wenig wertgeschätzt werden.
Platz 7: Free Guy
So langsam wird es wohl deutlich: Dieses Jahr haben die unterhaltenden Blockbuster einen äußerst prägenden Eindruck bei mir hinterlassen – nicht ungewöhnlich angesichts dessen, dass wir rund ein Jahr ein Drama nach dem Nächsten um die Ohren geklatscht bekommen haben. Ich muss zugeben, dass ich äußerst skeptisch war, was FREE GUY anging, da die ersten Bilder doch arg danach aussahen als würde hier mal wieder eine nette Idee vollkommen verhunzt werden. Letztlich jedoch erwartete mich vollkommen das Gegenteil und Regisseur Shawn Levy bewies, dass er die Stärken seines Protagonisten einfach perfekt ausspielen kann. Auch wenn Ryan Reynolds einfach er selbst ist, muss einfach immer wieder gesagt werden, dass seine Art des Humors einfach unfassbar prägend für das gegenwärtige Jahrzehnt ist und er sich damit unvergesslich macht. In FREE GUY ist die Trefferquote von erfolgreichen Gags beeindruckend hoch und liefert uns eine so fesselnde Actionkomödie, wie ich sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen habe. Aus Gamerkreisen ist zudem zu hören, dass die Macher hier auch viel Sensibilität und Liebe gegenüber der Zocker-Community eingebracht haben und nicht nur oberflächliche Betrachtungsweisen nutzten. Zudem profitiert der Film einfach enorm davon im Disney-Universum angesiedelt zu sein und damit auch noch Brücken zu anderen Filmen problemlos schlagen zu können. Dies jedoch wird wirklich gut dosiert eingesetzt und das Filmteam ruht sich daher nicht auf dem Erfolg anderer Werke aus. FREE GUY liefert mir somit knapp zwei Stunden pure Unterhaltung, die auch im Rewatch noch immer hervorragend funktioniert.
Platz 6: Unter den Sternen von Paris
Doch auch die ernsteren Themen finden dieses Jahr wieder eine Bühne, auch wenn sie unter der großen Last der vielen Blockbuster häufig viel zu kurz geraten sind. UNTER DEN STERNEN VON PARIS ist ein sensibles französisches Drama, welches kein bisschen glanzvoll und Spektakulär daher kommt und viel mehr auf die leisen und sanften Töne setzt. Regisseur Claus Drexel fügt darin zwei große Gesellschaftliche Problematiken zusammen und schafft sich damit selbst eine hervorragende Erzählgrundlage. Wenn Armut auf Immigration trifft und dann auch noch mit französischer Filmleidenschaft und einem Jugenddrama versetzt wird, bekommen wir geradezu den perfekten Mix einer liebevollen und leidenschaftlichen Erzählung, die sowohl die Gefühle umfassend anspricht als auch gesellschaftliche Kritik vom Feinsten offenbart.
Platz 5: Zack Snyder’s Justice League
Die erste große Blockbuster-Überraschung des Jahres fiel definitiv diesem wunderbaren Werk zu – und das aus vielerlei Hinsicht. Zum einen war Joss Whedons Version dieses Films damals nicht gerade das herausragende Highlight, dass sich Fans erhofft hatten, zum anderen hat Zack Snyder bewiesen, dass er einfach ein Talent dafür hat düstere Filme zu erzählen. Es ist unfassbar genial einmal zu sehen, was zwei verschiedene Regisseure aus dem tendenziell gleichen Grundmaterial herauskitzeln können und wie enorm sich Szenen unterscheiden, wenn sie in einem völlig neuen Kontext auftauchen. Auch wenn ich bis heute keine Leidenschaft für das DCEU entwickeln konnte, so hat mir dieser Film doch endlich mal einen Ansatz geboten Interesse dafür zu entwickeln und mich somit fulminant überrascht. Snyder nimmt sich ausreichend Zeit, um all seinen Figuren eine entsprechend große Bühne bieten zu können ohne dabei jemals in langweilige Exposition abzurutschen. Ich hoffe sehr, dass wir noch mehr aus dem Snyder-Verse zu sehen bekommen, doch vermutlich wird dies nicht geschehen.
Platz 4: Possessor
Wie der Vater, so der Sohn. So heißt es auch im Hause Cronenberg und so hat Brandon Cronenberg für die erste große Filmüberraschung des Jahres gesorgt und mit POSSESSOR einen sehr subtilen und irrationalen Horrorthriller veröffentlicht, der unter die Haut geht. Dabei glänzt das Werk nicht gerade mit einer genial ausgeklügelten Story, sondern viel mehr mit seinem stetigen Spannungsaufbau, der wiederum geprägt ist von äußerst intensiven Gewaltsequenzen und mysteriösen Entwicklungen, die nicht immer sofort schlüssig erscheinen. Das Gute an POSSESSOR ist vor allem, dass uns Cronenberg Junior einfach eine alternative Realität aufzwingt und wir sie widerspruchslos zu akzeptieren haben. Es gibt keine große Einführung und kein überflüssiges Geschwafel, sondern werden wir mit festgesetzten Fakten konfrontiert, die den Rahmen der Geschichte umzeichnen. Zudem geht der Regisseur immer wieder unerwartete Wege und versucht regelrecht das Gegenteil von dem zu zeigen, was das Publikum als nächstes im Entscheidungsprozess erwarten würde. Als kleines Topping sehen wir auch Sean Bean mal wieder auf der Leinwand, der trotz einer sehr kleinen Rolle brillieren kann.
Platz 3: Queen Bees
Ich gehe fest davon aus, dass fast niemand meiner Leser:innen diesen Film auf dem Schirm hatte, auch wenn ich bereits eine umfassende Kritik dazu verfasst habe. QUEEN BEES ist leider im Sommer ein wenig untergegangen angesichts der vielen namhaften Filmstarts – umso schöner ist es, ihn doch noch soweit oben in meiner Top-Liste platzieren zu können. Schon der Film BIS ZUM HORIZONT, DANN LINKS hat mir damals vor Augen geführt, wie lebendig und emotionsgeladen doch Filme sein können, in denen Senioren im Mittelpunkt stehen. Auch QUEEN BEES erzählt davon, dass ein Seniorenheim nicht immer nur den letzten Umzug im Leben bedeuten muss, sondern dies auch einer der schönsten Lebensabschnitte sein kann. Liebevoll und herzzerreißend erzählt, hat das Werk besonders viele Emotionen bei mir hervorrufen können. Diese waren jedoch fast ausschließlich positiv und zeigten daher wunderbar, dass ein Film nicht immer die ätzende Kurve von Missgunst, Verrat oder Problemen jeglicher sonstiger Art ziehen muss, sondern auch funktionieren kann, wenn jede Sequenz einfach nur als schön bezeichnet werden kann. Mit Ellen Burstyn in der Hauptrolle wurde zudem eine fabelhafte Protagonistin gecastet, die mit einer wunderbaren schauspielerischen Bandbreite auftritt. Auch ist James Caan wieder mit von Bord, der als Gegenpart zur titelgebenden Mädelstruppe stets dir richtigen Töne trifft, um charmanten Humor und ein ehrenwertes Gentlemen-Auftreten zu vereinen. Ich hatte so eine wunderbare Zeit im Kino und das muss einfach mit dem dritten Platz belohnt werden.
Platz 2: The Lost Leonardo
So selten ich auch Dokumentationen im Kino zu sehen bekomme, so schön ist es doch, wenn diese mich dann so begeistern können. Ich selbst habe absolut nichts mit malerischer Kunst am Hut und habe bis heute nie verstanden, welche Reize diese ausstrahlt. Doch THE LOST LEONARDO ist nicht eine klassische Kunstdokumentation sondern viel mehr zeichnet der Film einen äußerst spannenden Weg des wertvollsten Gemäldes der Welt. Sie stellt dabei jedoch nur eine Momentaufnahme dar und weist ganz klar daraufhin, dass es sich hier um eine Geschichte handelt, die noch immer andauert und sich weiter entwickeln wird. Regisseur Andreas Koefoed ist es dennoch gelungen schon jetzt einen mitreißenden Einblick in den Weg des Gemäldes von Leonardo da Vinci zu geben und diese Reise krimiartig zu inszenieren, so dass wir in drei verschiedenen Perspektiven die Perversion der marktwirtschaftlichen Bedeutung präsentiert bekommen und sehen können, welche Auswirkungen ein Gemälde sogar auf Politik und Kultur haben kann. Die Dokumentation lässt Kritiker und Befürworter gleichermaßen zu Wort kommen und zeigt aus weitestgehend objektiver Sicht, eine spektakuläre Kette von Ungereimtheiten, die keine drehbuchschreibende Person sich besser hätte ausdenken können.
Platz 1: The Father
Schon früh im Jahr war klar, dass es um diesen Film kein Drumherum gibt. Oscar®-Nominiert und völlig überraschend ausgezeichnet für die beste Schauspieler-Performance, wurde die Messlatte frühzeitig sehr hoch gelegt und fing die Neugier der Kritiker:innen ein. Gerade dann jedoch steigt meine persönliche Skepsis umso mehr, da ich nicht selten uneins mit meinen Kolleg:innen bin, und hochgejubelten Meisterwerken nicht immer etwas abgewinnen kann. Bei THE FATHER jedoch kann es fast schon keine zwei Meinungen geben, denn Anthony Hopkins, einer der besten Schauspieler aller Zeiten, zeigt uns hier noch einmal deutlich, dass er noch lange nicht alles von seinem Können abgerufen hat und immer noch eine Spur grandioser werden kann. Nicht unbemerkt bleiben darf, dass es sich hierbei um ein Regiedebüt handelt und Florian Zeller sofort bewies, dass er hiermit das Werk seines Lebens produzierte. Doch was macht den Film so besonders?
Dieses Werk ist unglaublich feinsinnig und sorgt dafür, dass das Publikum immer wieder in die Irre geführt wird. Im Zentrum des Ganzen steht ein dementer Hopkins, der glaubt zu 100% Herr seiner Sinne zu sein und dennoch immer wieder eines Besseren belehrt wird. Doch nicht nur er befindet sich in dieser wabernden Realität, die sich sekündlich zu verändern scheint, sondern Zeller schafft es auch das gesamte Publikum in diese zu verfrachten und den Zuschauenden eine Perspektive zu vermitteln, wie schlimm das Leben mit Demenz sein muss. Dieses Thema wurde zwar in den vergangenen Jahren schon unzählige Male aufgegriffen, doch keiner der vorherigen Filme, wie STILL ALICE, hat es dabei geschafft die Tragik der Krankheit in vollen Zügen heraus zu kitzeln und sichtbar zu machen. Über die gesamte Spieldauer hinweg war ich vollkommen in den Bann des Films gezogen, auch weil ich unglaubliche viele Parallelen zu meinem eigenen Großvater wiederfinden konnte. Es war fast schon deprimierend mit anzusehen, wie sich vor allem auch Olivia Colman bemüht hat ihre beste Leistung zu präsentieren und dennoch immer wieder nur im Schatten von Hopkins stand, dessen Auftritt schon nicht mehr wie ein Schauspiel, sondern wie die bittere Realität wirkte. THE FATHER ist somit der einzige Kinofilm, der in diesem Jahr eine 10/10 von mir erhalten hat.
Lobend erwähnen möchte ich an dieser Stelle jedoch noch unbedingt folgende Filme: Ich bin dein Mensch | Raya und der letzte Drache | Respect | Nomadland | Ghostbusters: Legacy | Nowhere Special | Nebenan | Pieces of a Woman | Bring me Home | Promising Young Woman | Der Rausch
Der beste Kurzfilm: Save Ralph
Die schlechtesten Filme
Platz 10: Jungle Cruise
Kommen wir zum angenehmsten und tragischsten Teil zugleich, denn natürlich macht es irgendwie auch Spaß einen Filmverriss zu verfassen, doch bin ich auf der anderen Seite natürlich großer Verfechter davon, dass hinter jedem Film jemand steckt, der an dieses Werk geglaubt hat und da womöglich sogar einen persönlichen Erfolg drin sieht. Wie sehr das bei großen Filmen wie JUNGLE CRUISE noch der Fall ist, ist jedoch schwer abzuschätzen, da auch nicht ausgeschlossen werden kann, dass hier wirklich nur noch finanzielle Interessen Taktgebend sind. Nicht umsonst wirkt der Film unglaublich generisch und reiht sich ein in eine Liste unzähliger Jungle-Abenteuer und Dwayne Johnson-Filme, die allesamt ziemlich gleich wirken. Zwar verleiht Johnson dem Werk seinen allseits bekannten Humor, doch schon nach wenigen Minuten Film ist eigentlich ganz klar, wie das Werk enden wird und bietet uns ab da an auch keine wirklich mitreißende Geschichte mehr. Alles in dem Film wirkt, als hätte es eine Erfolgscheckliste für das Drehbuch gegeben, die routinemäßig runter gearbeitet wird. Für mich bedeutete dies Langeweile von Anfang bis Ende.
Platz 9: Honest Thief
Man will es gar nicht so recht glauben, doch Liam Neeson gehört mit einem Alter von 69 Jahren tatsächlich schon zu den alten Herren – doch noch immer produziert er einen Actionfilm nach dem Anderen. Gerade dieses Jahr habe ich die Phrase “Liam schießt…” erstmalig zu hören bekommen und muss sagen, dass sie vollkommen zutreffend ist, da einfach jeder seiner Filme genau so kategorisiert werden kann (Liam schießt im Zug, Liam schießt im Flugzeug, …). In HONEST THIEF schießt Liam zwar deutlich weniger als sonst, doch drum rum kommt er dabei nicht. Es ist ihm mittlerweile deutlich anzumerken, dass er nicht mehr das körperliche Leistungsniveau aufbringen kann, welches für seine Rollen erforderlich ist, weshalb wir eine Anhäufung von stümperhaften Schnitten präsentiert bekommen, die den Anschein einer actiongeladenen Szene erwecken sollen, in Wahrheit jedoch eine desolate Kampfsequenz widerspiegeln. Regisseur Mark Williams lässt zudem kein einziges Genreklischee aus und toppt all dies noch mit teilweise katastrophalen Spezialeffekten, die Ende des zwanzigsten Jahrhunderts schon deutlich besser aussahen. Gerade einmal eine einzige Szene im großen Finale wirkte äußerst positiv überraschend – alles andere glich einer inszenatorischen, logischen und cineastischen Beleidigung.
Platz 8: Chaos Walking
Der Preis des nervigsten Films geht definitiv in diesem Jahr an CHAOS WALKING und Tom Holland, wenn er mal nicht Spider-Man ist. Die 10er Jahre haben deutlich gezeigt, dass Jugendbuchadaptionen äußerst beliebt sind, aber auch dass sie eine große Spannbreite in der Qualität aufweisen können. CHAOS WALKING gehört definitiv zur deutlich schlechteren Inszenierung einer möglicherweise guten Romanvorlage. Nicht nur, dass der Film voll Exposition strotzt und die Motive der Figuren teilweise recht absurd wirken, es ist vor allem die Visualisierung, die dem Filmteam ordentlich Probleme bereitet hat. Es geht schließlich um eine Bevölkerung, die auf einem Planeten lebt, auf dem Gedankengänge sichtbar werden können. Allerdings geschieht dies offenbar nur nach belieben und wie es dem Regisseur gerade so passt. Besonders nervig jedoch wird das Werk, weil es Regisseur Doug Liman geschafft hat das Wort “Todd” in 109 Minuten ganze 205-Mal unterzubringen – fast zwei Mal pro Minute! Auch wenn sich der Film ein wenig an der Entwicklung des klassischen PLANET DER AFFEN zu orientieren scheint, so bekommen wir hier doch zwei völlig unterschiedliche Qualitäten zu sehen, insbesondere weil CHAOS WALKING nicht einmal groß versucht eine futuristische Welt zu erschaffen, sondern einfach mit der Behauptung arbeitet, dass die gesamte Story auf einem anderen Planeten stattfindet, auch wenn nahezu jedes Setting genauso gut die Erde sein könnte – was ein wenig ironisch ist, wo doch [ACHTUNG SPOILER!] PLANET DER AFFEN tatsächlich auf der Erde spielt.
Platz 7: Red Notice
Netflix bewies in diesem Jahr mal wieder deutlich, dass hinter dem Unternehmen mehr Schein als Sein steckt und sie dennoch mit der Auswertung ihrer eigenen Statistik und der entsprechenden Anwendung auf die eigenen Filme hervorragend fahren. Es ist der erfolgreichste Film des Streaminganbieters, gleichzeitig auch der Teuerste und nicht zuletzt auch einer der Schlechtesten. Doch ohne Frage hat die Marketingkampagne funktioniert und die Analysen haben der breiten Masse genau das gegeben, was sie wollen: eine hirnlose, überladene und abstoßende Actionkomödie, die weder inhaltlich noch visuell noch in sonst einer Art überzeugen konnte. Wobei das nicht mal 100%ig stimmt, denn tatsächlich bietet die Anfangssequenz sogar einige unterhaltsame Momente sowie einen ganz ordentlichen Kamerashot, der eine Verfolgungsjagd durch ein Museum einfängt. Doch da nach sehen wir leider nur noch ein Duell der drei Hauptfiguren, die allesamt versuchen ihre eigenen Stärken auszuspielen und wie bei einem Schönheitswettbewerb den Hauptpreis zu gewinnen. Die Story ist völlig Banane und wird nur noch von einem gruselig schlechten CGI getoppt, bei welchem die verdammt miesen Sets eindeutig erkennbar sind – kein Wunder, wenn die drei Schauspieler und der Regisseur zusammen rund 70 Millionen US-Dollar des gesamten Budgets für sich einkassieren. Dennoch ist faszinierend, dass eine Sichtung des Films sogar deutlich besser war als ich nur alle 5 Minuten auf den Bildschirm geguckt habe, was wiederum auch den Erfolg des Films deutlich erklärt. Für mich auf jeden Fall die größte Enttäuschung, nicht aber der schlechteste Film.
Platz 6: Stunde der Angst
Ein Film, der so schlecht ist, dass ich nahezu alles aus diesem Werk schon jetzt wieder vergessen habe. Noch dunkel schwirrt mir im Kopf rum, dass wir über einen langen Zeitraum Naomi Watts zuschauen, wie sie sich in ihrer eigenen Wohnung aus Angst vor einem Mörder einschließt und ein völlig belangloses Leben führt. Auch wenn Einsamkeit hier eine wesentliche Rolle spielt und einige Aspekte der entsprechenden Gefühlslage recht gut aufgezeigt werden konnten, so strahlt der Film genauso eine depressive Stimmung aus, wie die Hauptfigur es offenbar selbst ist. Wir sehen zwar mehr oder weniger ein Kammerspiel mit nur einer Person im Zentrum, doch wissen wir am Ende des Films absolut nichts über die Protagonistin, was einfach daran liegt, dass der Film ewig vor sich hin dümpelt und das Filmteam offenbar viel zu spät gemerkt hat, dass ja auch noch eine Storyentwicklung stattfinden muss. So wird der etwas interessantere Teil tatsächlich in nur wenige finale Minuten gepresst, in denen absolut keine erzählerische Entfaltung mehr stattfinden konnte. Somit ist dies ein Katastrophenfilm ohne eine Katastrophe und damit genauso wirksam wie eine Suppe ohne Flüssigkeit. Für eine Art psychologischer Erinsamkeitsstudie ist STUNDE DER ANGST leider viel zu unkritisch, für einen Thriller viel zu harmlos und für ein Drama viel zu langweilig.
Platz 5: Die Flummel
Auch hier bleibt nicht viel zu sagen, außer dass das Autorenteam offenbar sehr gerne Donuts isst und sich daher überlegt hat, wie man eine möglichst absurde Story mit sprechenden Donuts entwickeln kann. Die Donut-Theorie wird darin bestätigt, dass Autor Joel Cohen (wohlgemerkt nicht Joel Coen) zuvor Filme wie Garfield mitentwickelt hat, in welchem Essen ebenfalls omnipräsent ist. Der Film zeugt von gar keiner Tiefe, ist knallig bunt und überdreht und versucht dabei wirklich jeden Gag aufzuschnappen, der nur möglich ist, auch wenn er noch so grottig wirkt. Entweder ist mir mein Sinn für die Liebe zu Kinderfilmen verloren gegangen, es erscheint nur noch Unsinn für die heutige Jugend, was die nächsten Plätze recht eindeutig belegen werden.
Platz 4: Happy Family 2
Eine absolut grausige Fortsetzung eines ohnehin schon eher durchwachsenen Films. HAPPY FAMILY soll eine Art Halloween-Grusel-Abenteuer-Film für Kinder sein, der irgendwie auch eine Komödie ist, Actionelemente besitzt und einen dramatischen Spannungsbogen verfolgt. Dies gelang im ersten Teil zumindest noch ein wenig und bot uns ein paar gute Momente, während der zweite Teil jedoch vollkommen versagt. Es fängt schon an bei der visuellen Umsetzung, die einfach schrecklich ist. Die Bewegungen der Figuren sind nicht flüssig und sind grottig animiert, das 3D ist wie immer nicht vorhanden, auch wenn es als solches verkauft wird und die Bilder sind knallig bunt und decken wohl die gesamte Bandbreite einer Farbpalette ab. Nicht zu vergessen ist, dass die Story völlig absurd wirkt und sich so ziemlich aller Fabelwesen bedient, die Warner zu bieten hat. Schmalzige Musik und ein Musicalauftritt setzen dem Ganzen noch die Krone auf und sorgen nicht nur einmal für einen Brechreiz. Der Humor folgt zudem dem üblichen Slapstick- und Fäkalwitz, der einfach nur die niedrigsten Sinne der Kinder ansprechen soll und offenbar nicht mal das schafft.
Platz 3: Army of Thieves
Nach ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE erwartete uns dieses Jahr mit ARMY OF THE DEAD noch ein zweiter Film des großartigen Regisseurs, weshalb die Hoffnungen auf einen Leinwandkracher nicht mindergering waren. Bekommen haben wir eher ein durchschnittlichen Film, der immer punkten konnte, wenn die Zombies zu sehen waren und verloren hat, wenn die normalen Darstellenden in Szene gesetzt wurden. Ein Netflix-Erfolg wurde es dennoch und sogleich wurde auch angekündigt, dass dies nicht der letzte Film aus dieser Storyline sein wird. Matthias Schweighöfer stand in der Gunst von Snyder und wurde zudem von den US-Fans gefeiert, weshalb er kurzer Hand die Regie eines Prequels übernahm, welches noch im gleichen Jahr veröffentlicht wurde. Dies ist der hiesige Film, der eine absolute Vollkatastrophe wurde. Schweighöfer spielt genauso katastrophal, wie man es gewohnt ist und schafft es sogar dies noch ein wenig in die Richtung des Fremdschams zu toppen. Es gibt zwar eine grundlegende Handlung, doch wird aus dieser kein Nervenkitzel und keine mitreißende Energie rausgezogen und dümpelt unfassbar langweilig einfach vor sich hin. Schweighöfer, der wie erwähnt einfach nur nervig war, war leider auch omnipräsent und zerstört somit jede einzelne Szene. Und dabei will ich gar nicht aus Prinzip den Schauspieler haten, sondern bin ich wirklich einfach sehr enttäuscht von dieser Darstellung. Es gab einfach nichts in dieser Verfilmung, was mich gecatcht hat und es ist ein Werk, welches ich nie gebraucht hätte, was auch daran liegt, dass das Prequel sich auf den uninteressantesten Charakter des vorherigen Films fokussiert.
Platz 2: Hannes
Ab jetzt rutschen wir von den Enttäuschungen regelrecht in die cineastischen Beleidigungen und die beiden verbleibenden Plätze haben doch tatsächlich arg miteinander gerungen, wer von ihnen den glorreichen Platz 1 erhält. HANNES hat diesen nun knapp verpasst, was einfach daran liegt, dass Heiner Lauterbach in seiner sehr kleinen Nebenrolle einen minimalen Lichtblick darstellt und den Film somit ein My aufwertet. Alles andere ist einfach nur eine Frechheit. Noch nie bin ich aus dem Kino gegangen und habe mit meinen Kolleg:innen darüber gesprochen, dass man regelrecht dafür einstehen muss, von einem Film abzuraten, um den Menschen eine Katastrophe zu erfahren. Hier war es das erste Mal. Das Problem an dem Werk ist, dass er den Anschein macht, wertig produziert zu sein und in das deutsche “Blockbuster”-Kino zu gehören. Würde er nicht versuchen so wertig auszusehen, könnte man recht leicht an vielen Ecken ein Auge zudrücken und den Film als Laienproduktion abstempeln. So jedoch sehen wir eine absolute Enttäuschung von Ensemble, bei denen jede Szene so wirkt, als wären die Schauspielenden gerade zufällig am Set gelandet und müssten ein Text von einem Teleprompter ablesen. Es ist fast schon tragisch, dass dies der letzte Film von Hannelore Elsner ist, in dem sie eine Figur mimt, die geradezu die menschliche Inkarnation von Fremdscham darstellt. Das ganze wird noch noch mehr ad absurdum geführt durch die vollkommen idiotische Setgestaltung, bei der regelrecht alles entsprechend dem perfekten Kamerawinkel angepasst wird und nicht umgekehrt. Die Dialoge sind eine regelrechte Beleidigung und es ist einfach unfassbar, dass gewisse deutsche Darstellende sich für dieses Werk hergegeben haben. Wie in meiner Review nachzulesen: 92 Minuten vollkommen verschwendeter Lebenszeit, die mir leider niemand zurück erstatten wird.
Platz 1: Clifford der große rote Hund
Es ist kaum zu glauben, dass nur wenige Tage nach der Sichtung von HANNES, es ein Film geschafft hat mich noch mehr in Schockstarre zu versetzen. CLIFFORD DER GROẞE ROTE HUND mag mit eng zugekniffenen Augen ein wirklich charmanter Kinderfilm zu sein, der ja offenbar auch weltweit zu einem überraschenden Kinoerfolg mutierte, doch wenn wir uns einmal genau anschauen, was in diesem Film alles passiert, bleibt einfach nur noch blanke Fassungslosigkeit zurück. Der Film strahlt eine monströse moralische Verwerflichkeit aus und rechtfertigt seine Handlungen damit, dass eine egoistische positive Absicht ausreicht, um jegliche gesellschaftliche Verwerflichkeit zu neutralisieren. Einbrüche, Diebstähle, Täuschungen, Anspielungen auf Drogenkonsum, Verfolgungsjagden und Kämpfe werden unseren Kindern präsentiert und als vollkommen gut verkauft, weil man ja nur einem mutmaßlichen Laborexperiment helfen möchte (wohlgemerkt auch aus vollkommen egoistischen Motiven). Es gibt nicht eine einzige Szene, in der ein inhaltlicher Bogen gezogen wird, um Kindern eine gewisse Message mitzugeben. Stattdessen steuert einfach alles auf einen perfiden Slapstick-Humor hin und jede Ernsthaftigkeit wird der Comedy geopfert und damit breit lächelnd überspielt. Wenn hier einfach ein belehrende Schiene eingeschlagen worden wäre, glaube ich sogar, dass dies ein durchaus sympathischer Film hätte werden können. Diese Meinung wurde zudem noch verstärkt, als ich einige Tage später auf Basis der Kritik eine regelrechte Hassmail erhalten habe, die so voller Beleidigungen steckte, dass sie mir vollkommen bestätigte, was mir der Film zuvor verwerfliches präsentiert hat. Ein Muster ist erkennbar.
Erwähnen muss ich zusätzlich noch Eternals | Wonder Woman 1984 sowie Fast & Furious 9.
Beste Schauspielerin: Emma Stone / Frances McDormand
Erläuterung folgt
Bester Schauspieler: Anthony Hopkins
Erläuterung folgt
Highlights des Jahres: Aus filmischer Kleinstarbeit wird eine filmkritische redaktionelle Arbeit
Erläuterung folgt
Enttäuschungen des Jahres: Kinos als wirtschaftliches Konstrukt, welches keinerlei Liebe mehr für den Film und dessen Fans ausstrahlt
Erläuterung folgt
Auf welche Filme freust du dich in 2022 am meisten?: Spider-Man: Across the Spider-Verse Part One
2022 wird wohl ein starkes Kinojahr, denn schon jetzt sind viele überragende Filme angekündigt. Da ist es unglaublich schwer sich zu entscheiden. Doch SPIDER-MAN: A NEW UNIVERSE hat mich bereits so begeistert, dass ich nun mehr erfahren möchte und so unfassbar gespannt bin, ob das Niveau gehalten werden kann oder der Film, wie fast jeder Zweite, einem starken Abfall zum Opfer fällt. Nicht zuletzt möchte ich aber auch Filme wie AVATAR 2 nicht ausklammern, da ich nun seit 12 Jahren Angst habe, ob die Fortsetzung nicht eine Katastrophe werden könnte und gleichzeitig auf einen ebenso großen Epos hoffe, wie der erste Film darstellte (zumindest im Kino). Auch mein Harry Potter-Herz wird wieder anfangen zu schlagen und schon am 01.01. mit der Reunion hoffentlich einen wundervollen Jahresauftakt finden.
Texte geschrieben: 213
Die besten Filme
Platz 15: The French Dispatch
Wes Anderson ist in diesem Jahr neue Wege gegangen. Statt einen durchgängigen Film zu inszenieren, bekommen wir einen Streifen im Magazin-Format. Klingt auf den ersten Blick merkwürdig, allerdings ist dem Filmemacher dieses Experiment herausragend gelungen. Mit seinem Film huldigt er den Journalist:innen von Magazinen wie dem New Yorker. So ist ein Film entstanden, der uns drei Geschichten erzählt, jeweils aus der Perspektive eines Autors des Magazins THE FRENCH DISPATCH. Verkörpert werden die Journalist:innen dabei unter anderem von Frances McDormand, Jeffrey Wright und Tilda Swinton. In den Geschichten tauchen weitere bekannte Schauspieler:innen wie Bill Murray, Timothée Chalamet, Léa Seydoux und viele weitere auf. Auch dieses Jahr ist Anderson damit ein skurriler und spaßiger Film gelungen, der uns in eine andere Welt entführt.
Platz 14: The Nest – Alles zu haben ist nie genug
Eine Familie muss das heimische Nest verlassen, weil der Vater in seiner Heimat neue Karrierechancen wittert. Soweit die Prämisse von THE NEST. Sean Durkin hat einen Film über Familie, Entfremdung, aber auch Zusammenhalt inszeniert, der sich teilweise wie ein Schlag in die Magengrube anfühlt. In den Hauptrollen sehen wir auf der einen Seite Jude Law, einen Geschäftsmann, der zurück nach England will, da die Karriere in den USA stagniert, auf der anderen Seite Carrie Coon, in der Rolle seiner Frau, die sich einfach nach einem guten Leben für sich und ihre Kinder sehnt. Dabei ist ein Film entstanden, der uns die Rolle der Frau in den 1980er Jahren vor Augen führt. Sie scheint für ihren Mann nur ein weiteres Statussymbol zu sein, mit dem er sich vor seinen Kollegen schmücken will. THE NEST ist ein Film, der etwas unter dem Radar lief, den man sich aber auf jeden Fall ansehen sollte.
Platz 13: The Last Duel
Neben dem Modehaus Gucci hat uns Ridley Scott in diesem Jahr eine Episode aus dem französischen Mittelalter erzählt, die sich so zugetragen haben soll. Ein Duell zwischen zwei ehemaligen Freunden soll über Recht und Unrecht entscheiden. Die beiden Freunde, verkörpert von Adam Driver und Matt Damon, haben sich in den letzten Jahren immer weiter voneinander entfernt. Es gab Machtkämpfe, viel männliches Gehabe und Streitereien um Frauen, wie die von Jodie Comer verkörperte Maguerite. Das Spannende an Scotts Film ist die Erzählweise, der Film betrachtet nacheinander die Geschichte aus den Perspektiven der drei Figuren und verändert dabei jedes Mal die Szenen, um uns die Wahrnehmung der einzelnen Charaktere zu verdeutlichen. So sehen wir, dass die Wahrheit oft irgendwo in der Mitte liegt. Gekrönt wird der Film von den großartigen Schauspieler:innen, die uns in allen drei Versionen der Geschichte unterschiedliche Emotionen vermitteln, insbesondere Jodie Comer glänzt in ihrer Rolle.
Platz 12: Barb and Star go to Vista del Mar
Auf Platz 12 befindet sich bei mir ein Film, den vermutlich die Wenigsten gesehen haben. In BARB AN STAR GO TO VISTA DEL MAR begleiten wir die beiden Frauen Barb und Star, wie sie Urlaub in dem Ort Vista del Mar machen. Sie haben gerade ihre Jobs verloren und wollen sich eine Pause gönnen. Klingt erstmal nach einer durchschnittlichen Komödie, dieser Film ist allerdings so übertrieben, dass man viele der Entwicklungen nicht kommen sieht, eine Komödie, die selbst den größten Filmfan überraschen wird, ohne dabei einfach auf platte Gags zu setzen und erinnert dabei unweigerlich an Adam McKays Kultklassiker ANCHORMAN. Die beiden Hauptrollen werden dabei von Kristen Wiig und Annie Mumolo verkörpert, zwei Schauspielerinnen, die unglaublich gut miteinander harmonieren.
Platz 11: Inside
INSIDE ist kein klassischer Spielfilm, sondern läuft bei Netflix als Comedyspecial. Allerdings ist dieses Special so emotional und düster, dass einem die Lacher teilweise im Halse stecken bleiben. In INSIDE sehen wir den Komiker Bo Burnham, der sich im Lockdown in ein Zimmer eingeschlossen hat, um eben dieses Special zu produzieren. Nachdem der junge Mann mehrere Panikattacken auf der Bühne hatte, wollte er 2020 wieder auf Tour gehen, bis ihm die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. In INSIDE sehen wir einen verzweifelnden und depressiven Künstler, der versucht sich mit seiner Arbeit von seinem inneren Schmerz abzulenken. Dabei sind einige sehr spaßige Songs entstanden, aber auch etliche, die uns einen tiefen Einblick in Burnhams Seelenleben geben.
Platz 10: Minari – Wo wir Wurzeln schlagen
Eine koreanische Familie ist vor Jahren in die USA gekommen, hat sich mit kleinen Jobs über Wasser gehalten und Geld gespart, um sich den Traum von der eigenen Farm zu erfüllen. Aber ist das wirklich der Traum der ganzen Familie? Der Film des Regisseurs Lee Isaac Chung wurde bei der Oscarverleihung® im Frühjahr 2021 für sechs Preise nominiert und das zurecht. MINARI zeigt ein realistisches Bild von Einwanderern, die in die USA gekommen sind, da Chung seine eigenen Kindheitserfahrungen im Film verarbeitet, dabei erhebt er niemals den Zeigefinger, sondern präsentiert eine Welt, in der die Koreaner zwar mit einer gewissen Vorsicht, aber auch mit großer Offenheit aufgenommen werden. Obwohl wir in MINARI bekannte Gesichter wie Steven Yeun sehen, ist das Highlight der damals 7-jährige Alan S. Kim, aus dessen Blickwinkel ein großer Teil der Geschichte erzählt wird.
Platz 9: Palm Springs
Wäre PALM SPRINGS in den 1990ern erschienen, würde er vermutlich den unsäglichen Untertitel „und täglich grüßt der Hochzeitstag“ tragen, denn bei dem Erstlingswerk von Regisseur Max Barbakow handelt es sich um einen Zeitschleifenfilm. Wir begleiten Andy Samberg, wie er als Begleitung auf einer Hochzeit in Palm Springs ist und diesen Tag immer und immer wieder erlebt. Der Film bringt allerdings einige neue Elemente in das angestaubte Genre und wirft einige Fragen auf, die sich ein Bill Murray niemals gestellt hätte. Der Film lebt von Sambergs Humor, sowie der Chemie zwischen ihm und Cristin Milioti. PALM SPRINGS ist ein Film, der mich tief berührt hat.
Platz 8: The Green Knight
Mittlerweile wird David Lowery von vielen Filmfans als David Slowery bezeichnet, da er ein Händchen dafür hat ruhige, gediegene Filme zu inszenieren. Ein Beispiel dafür ist sein Film A GHOST STORY, in dem es um den Verlust eines geliebten Menschen geht und die Erinnerungen an diese Person. In THE GREEN KNIGHT hat er sich eine Geschichte der Artus Sage als Vorlage genommen und den Stoff auf die Leinwand gebracht. Der junge Gawain, verkörpert durch Dev Patel, will zum Ritter aufsteigen und tut alles dafür, um seinem Onkel Artus zu gefallen. Als bei einem Fest der grüne Ritter den Saal betritt stellt sich Gawain naiverweise seiner Herausforderung und muss dafür bezahlen. Der Film ist rätselhaft und verworren, strahlt aber eine große Faszination aus. Besonders auf der großen Leinwand ist dieser Film beeindruckend, da Lowery es versteht große Bilder in Szene zu setzen.
Platz 7: Last Night in Soho
Nachdem Edgar Wright zuletzt den Film BABY DRIVER inszeniert hat, ist er dieses Jahr mit einem sehr feministischen Film zurückgekommen, einen Film, den man als Antwort auf die Taten von Kevin Spacey verstehen kann. BABY DRIVER war einer der letzten Filme von Spacey, bevor öffentlich wurde, was der Schauspieler anderen Darsteller*innen angetan hat. LAST NIGHT IN SOHO setzt sich mit dem Machtmissbrauch erfolgreicher Männer auseinander. Wir begleiten eine junge Frau, die sich einen Namen als Modedesignerin in London machen möchte, in ihren Träumen aber eine Frau sieht, die sich in die Fänge eines Triebtäters begibt. Wie alle Filme von Wright ist auch LAST NIGHT IN SOHO sowohl optisch als auch musikalisch beeindruckend. Trotzdem lebt der Film vom großartigen Schauspiel seiner beiden Hauptdarstellerinnen Anya Taylor-Joy und Thomasin McKenzie.
Platz 6: Nomadland
Chloé Zhaos Film NOMADLAND entführt uns in die USA, wie wir sie noch nicht kennen. Normalerweise sehen wir die Reichen und Schönen, in riesigen Häusern, irgendwo in Kalifornien oder New York. Dieser Film zeigt uns, dass es in den USA immer noch Nomad:innen gibt, die meistens Aufgrund unglücklicher Ereignisse plötzlich aus ihrem Auto leben müssen. In NOMADLAND begleiten wir Fern, gespielt von Frances McDormand, die aus einer Stadt kommt, in der die Wirtschaft zum Erliegen gekommen ist. Sie beschließt sich einen Van zu kaufen, aus dem sie fortan lebt und von Stadt zu Stadt fährt, um sich dort ihr Geld zu verdienen. Das spannende an Zhaos Film ist, dass McDormand die einzige Schauspielerin ist, alle anderen Nomad:innen, sind echt. Dabei bekommt man einen sehr berührenden Einblick in das Leben einiger Menschen am Rande der Gesellschaft.
Platz 5: Spider-Man: No Way Home
So eine Jahresliste ist natürlich nie zu 100% objektiv. Deswegen ist SPIDER-MAN: NO WAY HOME so weit oben auf meiner Liste gelandet. Schon in meiner Kindheit habe ich die Comichefte der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft gelesen und dementsprechend begeistert war ich 2002, als Spidey auf der Leinwand zu sehen war. Seitdem verfolge ich jeden neuen Film sehr gespannt. SPIDER-MAN: NO WAY HOME ist der Film, den ich mir als langjähriger Fan gewünscht habe, er trifft mich voll ins Herz. So einen Film hätte sich der kleine Christian mit seinem Comicheft nie im Leben ausmahlen können. Der Film hat die typischen Schwächen eines Marvel-Films, da diese aber in jedem Film des MCU vorkommen kann ich sie hier ausblenden und mich auf die Stärken konzentrieren. Ich hätte Anfang des Jahres nicht erwartet, dass ein Marvel Film in meinen Top 10 landet.
Platz 4: Der Rausch
Laut einer Studie erreichen wir unser volles Potential, bei einem Alkoholpegel von 0,5 Promille. Da überlegen sich ein paar dänische Lehrer, dass sie dies unter wissenschaftlichen Voraussetzungen testen wollen. Sie beginnen jeden Tag zu trinken und verschieben die Grenze immer weiter nach hinten, bis sie die Kontrolle verlieren. Der Film von Thomas Vinterberg ist dabei keinesfalls ein Abgesang auf den Alkohol, sondern eher eine Bestandsaufnahme. DER RAUSCH präsentiert uns die Gefahren, die vom Alkohol ausgehen, zeigt uns aber auch, dass er tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Die Hauptrolle wird dabei von Mads Mikkelsen verkörpert, der bereits mehrfach mit Vinterberg zusammengearbeitet hat und hier eine der besten Performances seiner Karriere abliefert.
Platz 3: The Suicide Squad
Erinnert ihr euch noch an den unsäglichen SUICIDE SQUAD aus dem Jahr 2016, in diesem Jahr hat der Film eine Fortsetzung bekommen, mit neuer Regie und dem selbstbewussten Titel THE SUICIDE SQUAD. Nach den miesen Kritiken des Vorgängers möchte Warner Bros. den ersten Teil am liebsten vergessen und hat für die Fortsetzung James Gunn auf den Regiestuhl gesetzt. Nachdem Gunn aufgrund alter, aus dem Zusammenhang gerissener Tweets bei Marvel rausgeflogen ist, hat er nach GUARDIANS OF THE GALAXY das nächste Superhelden-Team auf die Leinwand bringen dürfen. Der Regisseur, mit der Liebe zum Horrorfilm der 1980er Jahre, hat mit seinem Film eine ungewohnt blutige Comic-Verfilmung inszeniert. James Gunn hatte für den Film fast die komplette kreative Freiheit und das merkt man dem Film auch an. Der Film bringt einige neue Ansätze in das immer gleiche Superhelden-Genre, ist mutig, anarchistisch und präsentiert Figuren, die uns ans Herz wachsen. Leider war der Film ein finanzieller Flop und man kann nur hoffen, dass es trotzdem eine Fortsetzung geben wird.
Platz 2: Promising Young Woman
Carrey Mulligan verkörpert eine Frau, die Jagd auf Männer macht. In Bars und Clubs gibt sie vor betrunken zu sein, um darauf zu warten von einem Mann „gerettet“ zu werden. Sie lässt sich von den Männern mit nachhause nehmen, um dann zu zeigen, dass sie nüchtern ist, um die Männer mit ihrer widerlichen Seite zu konfrontieren. Dabei ist PROMISING YOUNG WOMAN kein einfacher Film, Regisseurin Emerald Fennell setzt sich in ihrem Regiedebut, mit Themen wie Vergewaltigung und sexueller Gewalt auseinander. Sie zeigt uns, dass der sexuelle Missbrauch schon wesentlich früher anfängt, als die meisten denken und die Opfer tiefe Narben davontragen. PROMISING YOUNG WOMAN ist hart und schonungslos, aber auch wahnsinnig wertvoll, ein Film, den man gesehen haben sollte.
Platz 1: Dune
And the winner is… DUNE. Ausnahmeregisseur Denis Villeneuve hat mit der Verfilmung von Frank Herberts Science-Fiction Roman ein Meisterwerk geschaffen, dass sich vor Klassikern wie STAR WARS nicht verstecken muss. Mittlerweile kann man sich sicher sein, dass Denis Villeneuve, sobald er einen Film inszeniert, auf den Bestenlisten erscheint. In DUNE erzählt er eine komplexe Geschichte über eine weit entfernte Zukunft, in der die Menschen durch eine Droge Namens Spice den Raum falten können, wodurch interstellare Reisen möglich sind. Wer die Kontrolle über das Spice hat, wird über die Galaxie herrschen. Mitten in den Konflikten zwischen den verschiedenen Häusern steckt der junge Paul Atreides, gespielt von Timothée Chalamet. Paul ist der Sohn vom Herrscher Leto Atreides und gerät in eine Verschwörung galaktischen Ausmaßes. In seinem Film präsentiert uns Villeneuve eine beeindruckende Bildkulisse, in der alles zusammenpasst. Dazu einige der großartigsten Schauspieler:innen Hollywoods, die Höchstleistungen bringen und eine komplexe Geschichte über Verrat und familiären Zusammenhalt.
Die schlechtesten Filme
Platz 10: Chaos Walking
Tom Holland befindet sich auf einem Planeten, auf dem nur Männer leben. Als sie auf dem Planeten gelandet sind, konnten sie plötzlich die Gedanken der anderen Männer sehen und versuchen diese nun zu verbergen. Irgendwann landet eine Frau auf dem Planeten, die von dem fiesen Herrscher der Männer gejagt wird, doch Tom Hollands Figur hat ein gutes Herz. Viel durchschnittlicher geht es kaum, doch leider schafft es CHAOS WALKING durch die vielen Logiklöcher und die dummen Hauptfiguren zu einem furchtbaren Film zu werden.
Platz 9: Jolt
Nachdem Keanu Reeves als JOHN WICK auf seine alten Tage noch eine Karriere als Actionstar gestartet hat, muss sich Kate Beckinsale gedacht haben „das kann ich auch“. Dabei hat die Schauspielerin sich doch etwas überschätzt. Das Ergebnis ist ein wahnsinnig langweiliger Action Film, voller Klischees und vorhersehbarer Wendungen, dass man sich fragt, wer dieses Drehbuch durchgewunken hat.
Platz 8: The Woman in the Window
Kennt ihr das? Ihr schaut einen Film, der so doof ist, dass man sich als Zuschauer:in nicht ernstgenommen fühlt. So ein Film ist THE WOMAN IN THE WINDOW. Amy Adams spielt eine Frau, die allein in einem riesigen Haus mitten in New York wohnt, aber Angst hat vor die Tür zu gehen. So beginnt sie ihre Nachbarn zu beobachten und wird Zeugin einer Tragödie. Der Film tut so, als wäre er ein cleverer Thriller, ist aber nur eine plumpe Aneinanderreihung von konstruierten Wendungen. Am schlimmsten ist aber, dass talentierte Schauspieler:innen wie Amy Adams, Gary Oldman oder Julianne Moore ihre Zeit für diesen miesen Film opfern mussten.
Platz 7: Voyagers
„Der Herr der Fliegen” im All. Könnte spannend sein, ist es aber nicht. In einem Raumschiff sollen sich einige der cleversten Jugendlichen der Menschheit befinden, die eine neue Zivilisation auf einem entfernten Planeten gründen sollen. Diese Figuren verhalten sich aber alles andere als klug, sie sind nichts weiter als pubertierende Proleten, bei denen es wahrscheinlich gut wäre, wenn sie niemals an ihrem Ziel ankommen. Um die Handlung voranzutreiben Entdecken die Reisenden dann immer wieder neue Geheimnisse an Bord, wie eine versteckte Waffenkammer, sodass man merkt, was für ein mieses Drehbuch hier umgesetzt wurde.
Platz 6: Awake
In AWAKE ging es mir ähnlich wie den Hauptfiguren, ich wäre am liebsten eingeschlafen. Die Menschheit kann nicht mehr schlafen, wodurch viele Probleme konstruiert werden. Nur ein kleines Mädchen scheint nicht betroffen zu sein. Das Ergebnis ist ein sterbenslangweiliger Film, mit unglaubwürdigen Figuren, die zufälligerweise immer zum richtigen Zeitpunkt die passenden Fähigkeiten haben. Ein weiterer Film auf der Netflix-Resterampe.
Platz 5: The Tomorrow War
Aus der Zukunft kommen Soldaten, die Kämpfer aus der Gegenwart benötigen. Sie kämpfen gegen eine außerirdische Bedrohung und die eigenen Reihen dünnen immer weiter aus. Mittendrin befindet sich Chris Pratt, als gutaussehender Wissenschaftler mit militärischem Hintergrund. Er kämpft gegen die Monster und kommt ihrem Geheimnis auf die Spur. Ein Film, der bereits ab der ersten Minute keinen Sinn ergibt. Man beginnt als Zuschauer:in zu hinterfragen, warum das Zeitreise Feature nicht sinnvoller genutzt wird. Pratt spielt sich dabei mal wieder selbst und auch alle anderen Schauspieler:innen hat man nach dem Film wieder vergessen.
Platz 4: Cinderella
CINDERELLA war der verzweifelte Versuch von Amazon Prime, dem Märchen einen modernen Anstrich zu verpassen, indem man die Figuren abgewandelte Popsongs singen lässt. Für die Songs würde sich selbst ein HIGHSCHOOL MUSICAL schämen. Der Film versucht krampfhaft woke zu sein, ist dann aber in den eigenen Grenzen gefangen. Warum hat man die Handlung im Mittelalter gelassen? Zusätzlich bietet der Film unfassbar schlechtes Schauspiel, zwar können die Darsteller:innen wirklich gut singen, aber ihre Rollen nimmt man ihnen dafür zu keinem Moment ab.
Platz 3: Venom – Let there be Carnage
In meiner Kritik habe ich schon geschrieben: VENOM – LET THERE BE GARBAGE. Ein Film an dem sich die Geister scheiden. In meinen Augen weiß der Film nicht was er sein will. Zum einen sehen wir Tom Hardy, wie er sich mit Wabbel-Alien Venom streitet, was zu viel albernen Slapstick führt, dann sehen wir einen völlig verschenkten Schurken, mit Woody Harrelson als Cletus Kasady (Carnage), der überhaupt keine Zeit bekommt um sich zu entfalten, dem dann aber noch eine Freundin spendiert wird, die nur als Handlungsinstrument fürs Finale eingebaut wurde.
Platz 2: Sweet Girl
In diesem Film zeigt uns Jason Momoa, wie man nicht schauspielert. Mittlerweile wird er nur noch als der taffe tätowierte Typ besetzt, der seinen Schnaps direkt aus der Flasche trinkt. SWEET GIRL sollte eigentlich ein Thriller über Trauer und Verlust sein, zwei Facetten, die Momoa scheinbar nicht beherrscht. In einer Szene, in der seine Frau stirbt, vermittelt er seine Emotionen, indem er wild fuchtelnd über den Flur des Krankenhauses läuft. Bis kurz vor Ende bleibt der Film mittelmäßig, bis es dann zu einer Wendung kommt, die überhaupt keinen Sinn ergibt und alles was man vorher gesehen hat ad Absurdum führt.
Platz 1: Red Notice
RED NOTICE ist das beste Beispiel für einen Film, der komplett am Reißbrett entstanden ist, ein Film, in den zu keinem Zeitpunkt auch nur ein Fünkchen Kreativität geflossen ist. Hier haben sich die Analysten von Netflix zusammengesetzt, sämtliche Trends in einen Topf geworfen und einen Film zusammengerührt der nicht nur furchtbar langweilig ist, sondern Aufgrund seines Erfolges für noch weitere schlimme Filme sorgen wird. Die größte Frechheit an RED NOTICE ist das Budget von 200 Millionen Dollar. Den drei Hauptdarsteller:innen, Dwayne Johnson, Ryan Reynolds und Gal Gadot wurden jeweils 20 Millionen Dollar bezahlt, dafür dass sie sich selber spielen und im Film Werbung für die eigenen Getränke machen. Dieser Film ist ein Armutszeugnis für Netflix, einem Streamingdienst dessen Produktionen vor ein paar Jahren noch für Qualität gestanden haben.
Bester Schauspieler: Timothée Chalamet
Kaum einen Schauspieler hat man dieses Jahr so häufig gesehen wie Timothée Chalamet. In drei Filmen war der junge Darsteller in diesem Jahr zu sehen, natürlich hängt das mit Verschiebungen aufgrund der Pandemie zusammen, trotzdem sollte spätestens jetzt jede:r den jungen Schauspieler kennen. Er hat in Wes Andersons THE FRENCH DISPATCH einen aufständischen Studenten verkörpert, der einer Journalistin verfallen ist, hat die Hauptrolle in Villeneuves DUNE gespielt und ist aktuell in DON’T LOOK UP zu sehen, dem neusten Film von Adam McKay. Wie man schon erkennen kann, spielt Chalamet nicht irgendwelche kleinen Rollen, sondern taucht in den Filmen der besten Regisseur:innen Hollywoods auf. Natürlich ist Erfolg nicht automatisch ein Indikator für Leistung, aber Chalamet ist ein Schauspieler, der in allen Bereichen seiner Kunst glänzt, er brilliert in dramatischen Rollen genauso wie in Komödien, und erzeugt mit kleinen Gesten große Emotionen. Für mich ist Chalamet das nächste Talent auf dem Level eines Leonardo DiCaprio.
Beste Schauspielerin: Carey Mulligan
Bis zu diesem Jahr habe ich Carey Mulligan nicht wirklich wahrgenommen. Die Schauspielerin war mir ein Begriff durch Filme wie DRIVE, aber eben eher als Nebenfigur. Nachdem ich im Vorfeld bereits viele positive Stimmen zu PROMISING YOUNG WOMAN gehört habe, war ich sehr gespannt auf ihre Performance. Mir wurde nicht zu viel versprochen, in dem Rache-Drama spielt sie eine gebrochene Frau, die auf unkonventionelle Weise mit ihrem Trauma umgeht. Dabei verleiht sie ihrer Figur unglaublich viele Facetten und Emotionen. Nach außen gibt sie sich als taffe Frau, sie hat sich einen Schutzpanzer aus Ironie und Zynismus geschaffen, wenn man hinter die Fassade blickt merkt man ihre Trauer und Verletzlichkeit. Ich hoffe sehr, dass wir die großartige Carey Mulligan in den nächsten Jahren noch häufig zu sehen bekommen.
Bester Regisseur: Denis Villeneuve
In meinen Augen ist Denis Villeneuve nicht nur der beste Regisseur des Jahres, sondern einer der besten Regisseure aller Zeiten. Mit jedem seiner Filme schafft er sich selbst zu toppen, obwohl es sich bei den jeweils vorigen Filmen schon um großartige Streifen handelt. Er ist mit experimentellen Filmen wie ENEMY erstmals in der öffentlichen Wahrnehmung gelandet und hat darauf Filme wie das Noir-Rache-Drama PRISONERS inszeniert. Seit ein paar Jahren probiert sich Villeneuve im Science-Fiction Bereich aus, allerdings entfernt er sich dabei vom klassischen Popcorn-Blockbuster und fokussiert sich auf die ernsten Seiten des Genres. Von ihm stammen Filme wie ARRIVAL, BLADE RUNNER 2049 oder auch DUNE, der in diesem Jahr in den Kinos zu sehen war. Nach der 1984er Umsetzung von David Lynch, hat Villeneuve in diesem Jahr eine meisterhafte Adaption des komplexen Romans auf die Leinwand gebracht, bei dem wir uns alle auf die Fortsetzung freuen dürfen.
Beste Regisseurin: Chloé Zhao
Für die amerikanisch-chinesische Regisseurin Chloé Zhao dürfte 2021 ein ganz besonderes Jahr gewesen sein. Für ihren Film NOMADLAND hat sie im April den Oscar® für den besten Film erhalten, ein Film, in dem sie einen Blick auf die amerikanischen Arbeitsnomaden wirft und einen halb fiktiven, aber auch halb realen Film geschaffen hat. Sie hat uns auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie Menschen durch Schicksalsschläge dazu getrieben werden in ihren Autos zu leben, darin aber ihren Frieden finden. Durch die Pandemie konnte der Film erst in diesem Jahr in Deutschland starten, was dazu geführt hat, dass die Regisseurin mit noch einem weiteren Film im Kino zu sehen war. Die Regisseurin at die Möglichkeit bekommen den Marvel-Film ETERNALS zu inszenieren, ein Film, der die Fans spaltet. In meinen Augen handelt es sich um einen der interessantesten Filme des Filmuniversums, da die Regisseurin komplett neue Ansätze bietet und viel auf naturalistische Bilder setzt.
Persönliches Highlight: Eigene Filmkritiken
Über mein Persönliches Highlight 2021 musste ich nicht lange nachdenken. Seit Jahren verfolge ich Kinoformate und Filmpodcasts. Häufig dachte ich schon, dass ich das bestimmt auch könnte, immerhin beobachte ich schon seit Jahren gespannt die Filmwelt und interessiere mich für deren Hintergründe. Schon immer wollte ich mit anderen Filmfans über Filme diskutieren, sie analysieren und tief in die Materie eintauchen. Im Frühjahr habe ich dann die Entscheidung getroffen einfach damit anzufangen Kritiken zu schreiben. Jetzt sitze ich hier, schreibe für riecks-filmkritiken.de einen Text über mein Filmjahr und bin sehr froh über diese Entwicklung. Ich habe einfach mit dem Schreiben gestartet und dadurch ein neues Hobby gefunden, in dem ich voll aufgehe. Dass dieses neue Hobby eine Verbindung zu meiner Filmliebe bietet, ist dazu ein schöner Bonus.
Persönliche Enttäuschung: Netflix
Auch wenn man leider nicht die besten Filme vom Streaminganbieter Netflix gewohnt ist, schaffen sie es sich doch Jahr für Jahr wieder mit neuen Lowlights zu unterbieten. Als Netflix vor einigen Jahren in Deutschland gestartet ist, konnte man sich noch auf die Originale verlassen, das Netflix-Sigel stand für ein Mindestmaß an Qualität. So wie es aussieht ist der Qualitätsanspruch nun den wirtschaftlichen Interessen gewichen, sodass Filme und Serien nun aufgrund von Zahlen konzipiert werden, um die Zuschauerschaft möglichst lange am Bildschirm zu halten. Natürlich hat der Streaminganbieter in diesem Jahr auch ein paar Highlights wie SQUID GAME veröffentlicht, aber zu einem Großteil Grütze wie RED NOTICE. Ich hoffe sehr, dass Netflix in den nächsten Jahren die Kurve kriegt, für mich werden sie immer uninteressanter.
Blick auf 2022: Auf was freut ihr euch am meisten?
Nachdem die Pandemie dazu geführt hat, dass die Kinos nur teilweise besetzt werden konnten, oder leider ganz geschlossen waren, ist einer meiner Vorsätze wieder mehr ins Kino zu gehen als 2021. Gerade zum Ende des Jahres habe ich gesehen, dass das Filmerlebnis doch ein anderes ist, wenn man gemeinsam mit Fans in einem vollbesetzten Kino (natürlich unter 2G Regeln) sitzt und einen Film erlebt. Deswegen freue ich mich 2022 nicht speziell auf einen Film, sondern auf das Kino im allgemeinen, auf viele Vorführungen mit anderen Filmfans und vor allem auf die Emotionen, die man mit anderen Zuschauer:innen teilt.
Ein aufregendes und abwechslungsreiches Filmjahr 2021 geht zu Ende und selten sind mir Filme wohl so allgegenwärtig gewesen wie in diesem Jahr. Allein in den letzten 12 Monaten konnte ich über 650 Filme aus mehr als 50 Ländern sehen, in Summe mehr als eintausend Stunden. Trotz monatelanger Kinoabstinenz sah ich um die 60 davon im Kino, – einigen Filmfestivals zum Dank. Darüber hinaus 140 weitere, die dieses Jahr ihre Erstveröffentlichung in Deutschland hatten.
Anschließend soll es nun also meine persönlichen High- und Lowlights des Filmjahres 2021 geben – mit dabei Filme, die dieses Jahr in Deutschland veröffentlicht worden sind oder auf Festivals liefen und bis zum Zeitpunkt der Zusammenstellung keinen deutschen Kinostart haben. Filme, wie PETITE MAMAN hingegen, der bereits im Februar 2022 auch hierzulande zu sehen sein wird, werden vermutlich erst nächstes Jahr in einer meiner Bestenliste vertreten sein. Abseits des Releasedatums ist die Veröffentlichungsform vollkommen egal, neben Kinosichtungen werden sich also auch Streaming- und vielleicht auch der ein oder andere Blu-ray/DVD-Start finden.
Die besten Filme
Platz 15: 1982
Der Sommer steht kurz vor der Tür, letzte Prüfungen werden geschrieben, und vor den Türen wirbeln Sonnenstrahlen den Staub auf. Noch lockt der Himmel mit Wolkenlosigkeit, bald ziehen Kriegsmaschinen an ihm vorüber. 1982 erzählt nicht nur vom Beginn der Sommerferien, sondern auch vom Beginn einer kriegerischen Auseinandersetzung. Es ist Juni 1982, und die israelische Armee dringt in den Libanon ein. In seinem Langfilmdebüt verknüpft der libanesische Regisseur Oualid Mouaness persönliche Erinnerungen mit fiktiven Charakteren, die den Kriegsbeginn während ihres Schulalltages erleben. Der unscheinbare Film, der dieses Jahr in einzelnen deutschen Kinos lief, zieht enorme Kraft aus der Ruhe vor dem Sturm. Er ist ein Kriegsdrama, welches Rauch und Kampfgeschehen nur aus der Ferne zeigt und vorrangig durch seine unberührten und subjektiven Blickwinkel (An-)Spannung erzeugt. Trotz kleiner, gestelzter Dialoge und Zugeständnisse an einen 100-minütigen Spielfilm, ein bemerkenswertes Regiedebüt mit zurückhaltenden phantastischen Einflüssen und CAPERNAUM-Regisseurin Nadine Labaki in einer Nebenrolle.
Platz 14: Moving on
Stellvertretend für eine Handvoll kleiner aber feiner Filme des New Korean Cinema, welche hierzulande und in diesem Jahr erstmalig auf dem Streaminganbieter MUBI zu sehen waren, hat das Regiedebüt der Koreanerin Yoon Dan-bi einen Platz in dieser Liste gefunden. MOVING ON zeichnet das behutsame Porträt einer Familie, die nach der Scheidung des Vaters bei ihrem Großvater unterkommt. Dabei beleuchtet der Film auf einfühlsame und subtile Art und Weise verschiedene Beziehungsgeflechte, setzt sich mit allgegenwärtigen Themen wie dem Altern auseinander und bietet in seiner Stille vielleicht nicht die größten, aber lebhafte und innige Bilder.
Platz 13: Bergman Island
Zugegebenermaßen kein makelloser Film, aber Balsam für die cinephile Seele und ein persönliches Highlight des Kinojahres 2021. Die Hommage an den schwedischen Meisterregisseur Ingmar Bergman trifft auf eine facettenreiche Selbstreflexion und wunderbar eingefangenes, filmisches Fernweh. Kontrastierend zur Tonalität der meisten Bergman-Filme überwiegt in Mia Hansen Løve neustem Spielfilm das seichtere, zuweilen auch komödiantische Drama. Durch das gestalterische Herauslösen einzelner Handlungsstränge ermöglicht der Film neben distanzierten und in ihrer Liebe zu Bergman festgehaltenen, arbeitsversessenen sowie kopflastigen Figuren auch einfacher gestrickte emotionalere Zugänge, in deren Wechselspiel Løve sowohl autobiografische Elemente als auch eine Auseinandersetzung mit dem Filmemachen selbst einfließen lässt. Die Momente, in denen Figuren scheinbar ausbrechen, irritieren den Rhythmus des Films und gewinnen gleichzeitig an Kraft. Währenddessen schwebt der Geist von Ingmar Bergman über allem – seine Filme finden nicht nur direkten Weg in die Handlung, einzelne Szenen versuchen auch mit seiner Bildsprache zu kommunizieren. Und wenn man einzelnen seiner Werke schon erlegen ist, dann hält einem wenig von der Faszination des Films zurück.
Platz 12: Driveways
Unter zahlreichen Oscar®-Favouriten untergegangenes Filmdrama, welches hierzulande ganz plötzlich als Video on Demand erschien. Dabei kann es vielen Gewinnerfilmen wie NOMADLAND oder MINARI nicht nur das Wasser reichen, sondern in meinen Augen auch übertreffen. Die Geschichte von Mutter Kathy, die sich um den Nachlass ihrer Schwester kümmern muss, und ihrem Sohn Cody, der sich mit dem Nachbarn, einem alten Kriegsveteran anfreundet, ist einfühlsam und äußerst menschlich erzählt, subtil und dennoch ergreifend beobachtet. Kurzweiliges und berührendes Schauspielkino, wie es ein überzeugender Jungdarsteller Lucas Jaye, seine Filmmutter gespielt von Hong Chau und Brian Dennehy in einer seiner letzten Rolle wohl nicht besser hätten tragen können.
Platz 11: Annette
Für Musicalfans hielt das Kinojahr 2021 eine ganze Reihe an potentiellen neuen Lieblingssoundtracks bereits. Mit IN THE HEIGHTS, VIVO und TICK, TICK, BOOM waren Filme mit und von Lin Manuel Miranda gleich mehrfach vertreten, erst im Dezember brachte Spielberg seine Verfilmung von WEST SIDE STORY ins Kino. Ein eher ungewöhnliches musikalisches Filmereignis stammt von Leos Carax, der für ANNETTE den Regiepreis in Cannes gewann und sich mit einer wüsten energiegeladenen Inszenierung in meine Charts des Jahres manövrierte. Sein ungewöhnliches Filmmusical ist bedrückend und düster, ein darstellerisch aufbrausendes und mit pompöser Symbolik ausgestattetes Werk. Adam Driver und Simon Helberg liefern ein paar der eindringlichsten Performances und Filmmomente des Kinojahres, und die Musik der Sparks-Brothers ist auch ohne Hochglanz-Gesang und -Choreografien vereinnahmend. Carax spaltet sein Publikum, provoziert und unterhält sicherlich nicht jeden Kinofan, sorgt jedoch für ein unikales Seherlebnis, wie es in einem Filmjahr selten zu sehen ist.
Platz 10: Beyond Infinite Two Minutes
Fantastische Zeitreise-Prämisse trifft auf bemerkenswerte One-Take-Umsetzung, viele kreative Einfälle und ausnahmslos spielfreudige Schauspieler*innen. Und das trotz überschaubarer Handlungsorte und einer vermeintlich simplen Ausgangslage. In BEYOND INFINITE TWO MINUTES, der auf dem diesjährigen Nippon Connection Filmfestival, dem Festival für neue japanische Filme lief, können die Protagonist*innen mithilfe eines Bildschirms zwei Minuten in die Zukunft sehen und reizen diese Möglichkeit für ihre Zwecke aus. Herauskommt eine temporeiche Sci-Fi-Comedy, die aus ihren Mitteln und Ideen Bestmögliches herausholt, ihre kurze Laufzeit optimal ausgestaltet und der man die Leidenschaft seiner Filmemacher*innen zu jedem Zeitpunkt ansieht.
Platz 9: Nowhere Special
Uberto Pasolinis Filmdrama NOWHERE SPECIAL rundum einen todkranken Vater, der versucht, für seinen vierjährigen Sohn eine neue Familie zu finden, schreit förmlich nach allerhand Tränendrüsen-Momenten. Dass der Film darauf komplett verzichtet, macht ihn zu einer authentischen und unheimlich nahbaren Erzählung über einen Mann, der vor der schwierigsten Aufgabe seines Lebens steht. James Norton spielt herausragend, ihm zur Seite steht ein ebenso überzeugender Daniel Lamont im Kindesalter. Unaufgeregt und gut beobachtet.
Platz 8: Mitchells gegen die Maschinen
Welcher Animationsfilm referenziert schon Regiegrößen wie Rainer Werner Fassbinder und Agnes Varda? – Richtig, die größte und bunteste Sause, die es dieses Jahr im amerikanischen Animationsfilm zu sehen gab. DIE MITCHELLS GEGEN DIE MASCHINEN ist ein unterhaltsamer und stilsicherer Family-Road-Trip, gepaart mit Weltuntergangsaction und unverwechselbaren Look. Jede der 104 aufgeregten Minuten strotzt vor Kreativität und Einfallsreichtum, während der Film glücklicherweise davon absieht, Technologien und Social Media zu verteufeln, ohne ihre negativen Einflüsse zu beschönigen. Stattdessen hat er ein sympathisches und ehrliches Familiengefüge, eine glaubhaft charakterisierte und queere Teenagerin und die Liebe zum Kino im Mittelpunkt seiner aufregenden Spielminuten stehen.
Platz 7: Hit the Road
Der zweite von zwei hier erwähnten Festivalfilmen ist das Regiedebüt Panah Panahis, welches auf dem diesjährigen Around the world in 14 films – Festival in Berlin gezeigt wurde. Der Sohn des bedeutenden Regisseurs Jafar Panahi inszeniert ein ruhiges und trefflich gespieltes Roadmovie vor der weiten Landschaft des iranischen Nordens. Auf ihrer schier endlosen Reise beleuchtet der Film vier Familienmitglieder und deren untrennbaren Wechselbeziehungen in langen, aber niemals langwierigen Einstellungen. Aus auferlegter Enge im Auto wird irgendwann eine ungreifbare Distanz, die den Zuschauer in einem Schlüsselmoment regelrecht ausharren lässt. In schönen, zum Teil malerischen Bildern erzählt und unter Einbindung regionaler wie europäischer Musik ist HIT THE ROAD ein Film mit vielen kleinen Momenten und Beobachtungen, trotz seiner nachdenklichen Themen nie von seiner Schwere beherrscht und nichts zuletzt wegen seines energiegeladenen Jungdarstellers mit etlichen kraftvollen Momenten versehen.
Platz 6: Dune
Natürlich darf für einen bekennenden Science-Fiction-Fan der wohl größte Blockbuster des Jahres nicht fehlen. Villeneuves DUNE ist eine Wucht und hat auch mich in vielen seinen Szenen weggefegt. Selten passt ein Schiff, ein Gebäude oder ein Saal in voller Gänze ins Bild. Und wenn, dann scheinen die Figuren so winzig, als könne man sie mit bloßen Finger erdrücken. In der riesigen Weite und oberflächlichen Leere zeigen kleinste Emotionen große Wirkung, Chalamet und Ferguson wissen darum und spielen bravourös danach. DUNE eröffnet eine faszinierende und unter seinem sandigen Mantel noch viel komplexere und tiefgründigere Welt, in der einige Expositionen beinah zu einfach unterfüttert wirken. Doch auch ich kann nicht verneinen, vom Großteil des Films vereinnahmt gewesen zu sein, – von seinen Bildern und seinen Sounds, seinen zurückhaltenden Charakteren und den beeindruckendsten Wesen, die ich bisher auf der großen Leinwand sah.
Platz 5: The Last Black Man in San Francisco
THE LAST BLACK MAN IN SAN FRANCISCO zeigt bereits in seinen Auftaktminuten, was in ihm steckt: zwei packende Hauptdarsteller, eine exzellente Cinematografie und ein einzigartiger Score, verpackt in das beste Opening des Jahres oder eigentlich schon vergangenes Jahres, – denn obwohl er in den USA schon 2019 und 2020 lief und in Bestenlisten landete, kam der Film hierzulande erste Mitte September diesen Jahres ins Streamingangebot von Amazon Prime. Die Geschichte rundum die zwei Freunde Mont (Jonathan Majors) und Jimmie (Jimmie Fails), die sich mit der gentrifizierten Gegenwart ihrer Geburtsstadt San Francisco konfrontiert sehen, ist großartig gespielt und beeindruckend eingefangen, sowohl nostalgisch als auch zukunftsgewandt.
Platz 4: One Night in Miami
Kurzweiliges, kammerspielartiges Drama mit ausgezeichneten Hauptdarstellern und ausführlichen wie packenden Dialogszenen. Regina Kings auf einem Theaterstück basierender Spielfilm kann sich vielleicht nicht von seiner Vorlage lösen, besitzt aber oft die Intensität und Aktualität der Realität. Das Setting und die Theaterästhetik unterstützen in ihrer Sparsamkeit die ausdrucksstarken Schauspieler,- da macht es gar keinen großen Unterschied, dass auch dieser Titel nur als Video on Demand veröffentlicht wurde. Der gemeinsame Abend von Cassius Clay (später Muhammad Ali), Malcolm X, Sam Cooke und Jim Brown ist zwar rein fiktiv, entspinnt über knapp zwei Stunden jedoch ein fesselndes Drama, mit einem Strudel an spannenden Wortwechseln der überaus interessanten Persönlichkeiten. Kaum ist ein Film für mich dieses Jahr schneller vorbeigegangen als dieser ungewöhnliche Blick auf einen außergewöhnlichen Abend einer imaginären Vergangenheit.
Platz 3: Labyrinth of Cinema
Nobuhiko Obayashis letztes Werk ist in vielerlei Hinsicht eine überwältigende Seherfahrung. Ein assoziativer Bildersturm, das Magnus Opum eines eigensinnigen Filmemachers. Überwältigend, wenn Farben und bizarre Einfälle auf dem Bildschirm explodieren, überwältigend, wegen seiner Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit der Handlung, aber auch überwältigend, weil er haltlos überladen und bis zum Rand vollgestopft ist. Und dennoch ist die Mischung aus Liebeserklärung ans (japanische) Kino und Erzählung von japanischer Kriegsgeschichte mit tiefsitzender Antikriegsbotschaft ein herausragender Film. Karikaturen verschwimmen mit nostalgischen Liebeserklärungen, verklärte Erinnerungen mit brutalen und ehrlichen Anklagen. In einem unverwechselbaren Stil aus übereinander liegenden Bildebenen, Collagen aus Zeitdokumenten und purem CGI, erhöhten Sättigungsgrade und kräftigen blauen, roten und grünen Scheinwerfern, entstehen beeindruckende, traurige, gleichwohl gewöhnungsbedürftige wie faszinierende und auch einmalige Bilder, von denen man sich am besten selbst ein Auge machen sollte.
Platz 2: The Green Knight
Wenn ein Film es dieses Jahr geschafft hat, mich mit seiner Atmosphäre vollständig einzuhüllen, dann ist es David Lowerys Verfilmung der mittelenglischen Ritterromanze SIR GAWAIN UND DER GRÜNE RITTER. Lowery gelingt ein Kunststück in der Verbindung interessanter Eigeninterpretation und Einverleibung eines jahrhundertealten Stoffes, und obendrein ist sein neuster Film auch noch atemberaubend gefilmt, geruhsam erzählt und in seinen Bildern und Charakterzügen fordernd. Phantastisches Kino, wie es in seiner Ernsthaftigkeit und Düsternis, seinem Surrealismus und seiner meisterlichen Umsetzung äußerst selten zu finden ist.
Platz 1: Drive My Car
Es vergehen vierzig Filmminuten, bis die ersten Credits unscheinbar um den roten Saab 900 eingeblendet werden, aber keine zehn Minuten, ehe mich der Film beim wiederholten Male vereinnahmt hatte. Ryusuke Hamaguchi inszeniert die Kurzgeschichte Murakamis als ein dreistündiges dialogschweres Drama, welches in all den Worten jedoch nie seine Figuren aus dem Blick verliert. Im Gegenteil. Stets ist er nah an den Charakteren und beobachtet ihre Mimiken, ihre subtilen Gesichtszüge, ihre zwischenmenschlichen Interaktionen und intimen Gedanken mit äußerster Sorgfalt und Präzision. DRIVE MY CAR ist entschleunigtes und durch und durch menschliches Kino, eine vielschichtige Geschichte um Verlust und Trauer, überwiegend authentisch und teils mit Theateranleihen eingefangen. Ein leises, aber großartiges Werk, welches in seinem feinsinnigen Abwägen zwischen ernsthaften erwachsenen und hoffnungsvoll herzlichen Momenten kein Wort zu viel sagt und keine Minute verschwendet.
Die schlechtesten Filme
Platz 10: Yes Day
Ein Tag lang immer ja zu den Kindern sagen? Allison und Carlos lassen sich darauf ein, um ihren Kindern einen unvergesslichen Tag zu bescheren. Das Endergebnis ist ein Abarbeiten spröder Stationen mit infantilen und überinszenierten Humoreinlagen, die in nicht mal 90 Minuten viel zu viel Zeit von seinem Publikum abverlangt. Hochglänzend konzipiertes Netflix-Original, welches leider schon eine Fortsetzung bestätigt bekommen hat.
Platz 9: Cherry
Obwohl es viel zu erzählen gibt, bleibt von der Russo-Verfilmung des titelgebenden Romans nur ein unausgegorener und schrecklich zäher Eindruck übrig. Der Film schleppt sich mit omnipäsenten Voice-Overn und flachen Dialogen von einer schmalzigen Liebesgeschichte, zur erschreckend lauen Kriegsszenerie bis zum vorhersehbaren Drogendrama. Leider eine Enttäuschung mit großer Portion Langeweile.
Platz 8: Der Prinz aus Zamunda 2
Wirrwarr aus albernen Charakteren, unangenehm zurechtgebogenen Storyelementen, Product Placements, veralteten Darstellungsweisen, mit der Zeit mühselig vor sich hin performenden Tanzeinlagen und letztendlich schon zu oft gesehenen und vorhersehbaren Versatzstücken einer Handlung. War Teil 1 ein Film, dessen Kultstatus ich noch irgendwie nachvollziehen, wenn auch nicht teilen konnte, versinkt diese Fortsetzung, der einzig ihre Ausstattung dabei half, mich durch zwei viel zu lange Stunden zu tragen, in einem Loch aus Belanglosig- und Peinlichkeiten.
Platz 7: Army of Thieves
Schweighöfer dreht, knackt und kreischt in einem Film, der viel zu lang, zu dröge und vor allem ideenarm ist. Ein Heist-Movie mit uninteressanten Heist, comichaften Nebenfiguren und einer Hauptfigur, deren Reiz ich schon nach dem halbgaren Zombie-Verschnitt ARMY OF THE DEAD nicht nachvollziehen konnte. Blasse Inszenierung trifft auf uninspirierte Gags, übereilige Action auf zähe Popcorn-Unterhaltung.
Platz 6: Space Jam 2
20 Jahre zu spät präsentiert Warner Brothers ein Relikt aus den 90ern. Ein schlimmer bonbonfarbener, schrecklich hektischer Haufen an Klischees und Easter Eggs. Die überwiegende Inhaltsleere ist beachtlich, Hauptsache hinter jeder Ecke springt dem Zuschauer ein plumper Querverweis ins Gesicht, von denen ein Großteil der primären Zielgruppe nicht mal die Hälfte einordnen kann. Die Tunes sind unfassbar egal, bestenfalls eine Ansammlung an anstrengenden Sidekicks und Comic Reliefs, sämtliche Bezüge zum Basketball und seinen Sternchen sind gleichgültig, es wird eh nicht nach den Regeln gespielt. Wer den halbstündigen Showdown am Ende ohne Schaden überstanden hat, kann sich die nächsten Stunden erst einmal gemütlich die Reste des platten und belanglosen Warner Best-Ofs aus den Augen kratzen.
Platz 5: Cinderella
Märchenhaft ist in CINDERELLA weder die Geschichte noch deren katastrophale Umsetzung, weder die aufpolierte Musikvideo-Aufmachung noch die inkonsequenten Charaktere. Der Prinz sucht nach der großen Liebe in “Somebody to Love”, die Stieffamilie charakterisiert sich durch “Material Girl” von Madonna und beim Ball schunkeln Prinz Robert und Cinderella zu Ed Sheerans “Perfect” – lieblos aufgewärmte Popsongs, die man sowieso schon einmal zu viel gehört hat. Wer darüber hinaus James Cordon dabei sehen will, wie er sich darüber freut, wie der männliche Urinablass funktioniert, darf dem Film gern eine Chance geben, alle anderen können guten Gewissens einen Bogen darum machen.
Platz 4: Operation Portugal
Vollgestopft mit unausgegorenem Slapstick und infantilen Humoreskapaden stolpert die Hauptfigur Hakim über anderthalb Stunden hinweg von Unannehmlichkeit zu Unannehmlichkeit. Die Hauptfigur wandert dabei so unbeholfen durch ihre Dämlichkeiten, dass sich spätestens nach deren Etablierung eine konsequente Langeweile einstellt. In OPERATION PORTUGAL werden Witze und vermeintlich amüsante Figuren bis ins Bodenlose ausgereizt, die schon beim ersten Ansatz nicht unterhaltsam waren.
Platz 3: Fast & Furios 9
Braucht es dazu eigentlich noch Worte? Aufgeblasen, generisch und viel zu lang. Action wird ad absurdum geführt, ist weder ästhetisch noch in irgendeiner Art und Weise spürbar. Gehüllt in eine Scheinhandlung mit etlichen unnötigen Verzweigungen, schrecklich zurechtgebogenen Storyelementen und unfassbar plumpen, lustlosen Charakteren, gepaart mit konservativen Wertvorstellungen. Kreative Kapitulation, die mit etlichen PS in den filmischen Abgrund fährt.
Platz 2: Wonder Woman 1984
Vom Mann, der ein Wunschstein sein möchte, und einer Frau, die das Fliegen lernt. Oder so ähnlich. Der Mann ist Pedro Pascal, der seit seinem Kampf gegen den Berg in GAME OF THRONES seine Gesichtszüge in alle Richtungen verziehen kann, und die Frau ist Gal Gadot, die bei ihren Flugversuchen ungefähr so aussieht wie mein Vergangenheits-Ich beim Springen von einem kniehohen Baumstumpf. WW84 ist ein ordentlich zu lang geratenen Strudel aus kruden Entwicklungen und Langeweile, verpackt in maues CGI, nach Epik bettelnder Dauerbeschallung und ermüdender Action.
Platz 1: Songbird
Falscher Film zur falschen Zeit. Pietätlos und schwachsinnig und darüber hinaus unausgegoren wie langweilig.
2021 war trotz kompletter Kinoschließung etlicher Verschiebungen ein für mich durchaus spannendes und erfolgreiches Filmjahr. Rund 700 gesehene Filme, davon knapp 200 im Kino, ergeben gut 1200 Filmstunden von denen ich (fast) jede einzelne mehr als genossen habe.
Die besten Filme
Platz 10: Fabian oder Der Gang vor die Hunde
Ein deutsches Meisterwerk, das mit kreativer Zeitlosigkeit besticht und Tom Schilling sowie Albrecht Schuch erneut hervorragend aufspielen lässt.
Platz 9: Spider-Man: No Way Home
Nostalgieschock pur. Als riesiger Fan der Filme, mussten ab der Hälfte die Taschentücher her. Ein Film der unglaublich viel Spaß macht und gekonnt sein Netz um drei Filmgenerationen spinnt.
Platz 8: Pig
Letztes Jahr schaffte es der wilde Ritt COLOUR OUT OF SPACE in meine Top 10. Dieses Jahr könnte der Film mit Nicholas Cage kaum gegensätzlicher sein. Berührend und wunderschön inszeniert, erarbeitet Pig das Bild eines Mannes der an einem erneuten Verlust in seinem Leben zerbrechen würde und darum kämpft das wertvollste was er besitzt zurückzubekommen.
Platz 7: The Green Knight
David Lowery bezaubert einfach erneut. Ein Regisseur, der es versteht mit ruhigen Geschichten und herausragend komponierten Bildern in andere Welten zu entführen.
Platz 6: The Power of The Dog
Ein brodelndes Drama unter dem Deckmantel eines Westerns. Benedict Cumberbatch in einer seiner stärksten Rollen, begleitet von unfassbar anmutigen sowie sinnlichen Bildern und einem Score der das innerste der Figuren hervorbrechen lässt.
Platz 5: Titane
Eine Familiengeschichte über Liebe, Selbstfindung und Verbundenheit, die in ihrer Darstellung kaum drastischer sein könnte, dabei aber ihre Schönheit in der Metaphorik nicht verliert. Stark und ergreifend.
Platz 4: The Trouble with Being Born
Es gibt Filme, die kriechen einem derart unter die Haut, dass sie einen auch Stunden danach nicht loslassen. Ein herausforderndes Drama, das bewusst Grenzen überschreitet und Auswüchse eines handfesten Horrors annimmt.
Platz 3: Annette
Hat mich eiskalt erwischt und sprachlos gemacht. Ein außergewöhnliches Musical, das wie ein abstrakter Fiebertraum wirkt und mit mehreren ungewöhnlichen künstlerischen Entscheidungen zum inszenatorischen Meisterwerk wird.
Platz 2: Drive My Car
Ein poetischer Film weniger Worte. Die Geschichte um Verlust, Trauer, Unehrlichkeit, aber auch Liebe und die Kunst als Möglichkeit zur Rückfindung und als Wegweiser zu begreifen.
Platz 1: Dune
Denis Villeneuves SciFi Meisterwerk, hat mich ganze drei Mal im Kino umgehauen. Ein gewaltiger Film für die Sinne, der einen regelrecht in den Sitz drückt und von Anfang bis Ende fesselt.
Persönliche Highlights
Filmfest Hamburg
Das Filmfest in der Hansestadt bot mir eine Woche lang eine fantastische Auswahl an frischen Filmen u.a. Von den vorangegangenen Filmfestspielen in Cannes und Venedig. Nach der langen Durststrecke Anfang 2021 von früh bis spät mit anderen Filmbegeisterten im Kino, manchmal bis zu sechs Filme aus den unterschiedlichsten Genres und Ländern auf dem Programm und dabei etliche herausragende Entdeckungen machen zu können war für mich das tollste und ironischerweise das entspannendste was das Jahr zu bieten hatte.
Mad God und Takahisa Zeze
Zwei Entdeckungen, die das Filmjahr um einiges bereichert und meinen Horizont deutlich erweitert haben. Auf den ersten Blick mögen der Film und der Regisseur von anfänglich sehr freizügig gestalteten Geschichten nicht viel gemeinsam haben. Von beiden war ich am Ende aber überaus fasziniert, erschrocken und mitgenommen. Und hätte MAD GOD schon einen deutschen Kinostart gehabt, hätte er ohne Zweifel meine Top 10 angeführt.
324 Filme / 297 Kritiken [auf Watchdog: Das Filmtagebuch]
Die besten Filme
Platz 15: Free Guy
Die TRUEMANN SHOW trifft auf „GTA“. Für FREE GUY schlüpft Ryan Reynolds in die Haut, oder besser gesagt Skin, des NPC (dt. nicht spielbarer Charakter) eines Computerspiels namens Guy, der feststellen muss, dass sein Leben mit den immer gleich ablaufenden Tagen vom morgendlichen Medium Kaffee mit zwei Stück Zucker bis hin zum alle 30 Minuten eintretenden Banküberfall auf der Arbeit, nur eine Simulation ist. Das ist nicht nur unglaublich kreatives und unterhaltsames Popcorn-Kino, sondern auch ziemlich warmherzig inszeniert. Ein Gute-Laune-Blockbuster wie er im Buche steht!
Platz 14: Der Rausch
Mit einem herzlichen Prost und einer dänischen Tragikomödie geht es munter weiter in meiner persönliche Top 15. Auch wenn DER RAUSCH keinesfalls als Glorifizierung von Alkoholgenuss anzusehen ist und sowohl die Sonnen- als auch die Schattenseiten des Konsums beleuchtet werden, ist der Enthusiasmus der Männergruppe derartig ansteckend, dass man sich mit einem kühlen Blonden dazu gesellen möchte. Mit seinen greifbaren Figuren dringt die Dramedy zu seinem Publikum durch und macht es zu einem tollen Filmerlebnis, das man gesehen haben muss!
Platz 13: The House at Night
Oft sind Dämonen, Geister oder Monster lediglich eine Manifestierung von grundmenschlichen Ängsten und Sorgen und dienen als Sinnbild der Dinge, die uns umtreiben, beschäftigen und nicht schlafen lassen. Gerade im Indie-Bereich wird diese Art der Darstellung häufig genutzt, um den Horror nicht nur an der Oberfläche entstehen zu lassen, sondern tiefgehender zu etablieren. So auch in THE HOUSE AT NIGHT (im Original THE NIGHT HOUSE), der zwar als klassischer Gruselthriller funktioniert, sich im Kern jedoch als psychologischer Horror über Verlust, Trauer und Depression versteht. Der psychologische Horror überzeugt mit Atmosphäre und Nervenkitzel. Ein Slow-Burner mit tieferer Ebene und cleveren Metaphern!
Platz 12: Malignant
MALIGNANT muss man gesehen haben, um zu begreifen wie abgedreht er ist! James Wan transportiert das Giallo-Kino in das moderne Horror-Kino und bietet ein audiovisuell berauschendes Fest für Fans des derben Horrors. Der verrückteste Film des Jahres! Und um die Superlative beizubehalten, sollte der unglaubliche Score ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Für mich gab es 2021 keinen besseren!
Platz 11: Palmer
Knapp die Top 10 verpasst. Dieses berührende Drama überzeugt mit tollen Darstellern, liebenswerte Figuren und einer schönen Botschaft! Nachdem es in den letzten Jahren ruhig um Justin Timberlakes Filmkarriere wurde, meldet er sich Anfang des Jahres in PALMER mit einer starken Performance zurück. Seine zurückhaltende Darstellung lebt häufig von kleinen Details in seinen Augen und der Mimik und macht große Lust in naher Zukunft (hoffentlich) mehr von ihm zu sehen. Die wunderbare Chemie zwischen ihm und seinem Co-Star Ryder Allen, der mit PALMER sein Filmdebüt feiert und ebenfalls eine starke Leistung abliefert, macht das Drama zu einem ganz besonderen Filmerlebnis.
Platz 10: Cherry
Der zu Unrecht von den Kritikern abgestrafte CHERRY ist ein bedrückender Stimmungskiller. Ein Trip volle Gewalt & Hoffnungslosigkeit! Der wilde Mix aus Liebesgeschichte, Anti-Kriegsfilm, Drogendrama und Crime-Thriller fühlt sich wie ein depressives, bedrückendes Spiegelbild des Klassikers FORREST GUMP an. In mehreren Kapiteln, die sich sowohl stimmungstechnisch als auch inszenatorisch unterscheiden, erzähl CHERRY die Geschichte eines Anfangs hoffnungsvollen, verliebten, jungen Mannes, der aufgrund einer impulsiven Fehlentscheidung in eine Abwärtsspirale gerät.
Platz 9: Zack Snyder’s Justice League
Epischer war Superheldenkino noch nie! Zack Snyder gibt seiner JUSTICE LEAGUE ein Update! Ein Traum geht in Erfüllung! Dank dem komplett neuen, düsteren Color-Grading, dem deutlich besseren CGI und neuem Creature-Design – beispielsweise für Steppenwolf – ist die neue Version definitiv was fürs Auge. Gerade Steppenwolf kommt unglaublich Bad-Ass, aber auch der bisher nicht gezeigte Darkside hat seine Momente. Episch!
Platz 8: The Rental – Tod im Strandhaus
Das Regiedebut von James Franco entpuppt sich dank dichten Atmosphäre zu mein Horror-Highlight 2021! THE RENTAL funktioniert über weitere Strecken als stimmiger Slow-Burner, indem er die Spannungsschraube gemächlich, aber konsequent immer weiter anzieht. Wohin die Reise geht, bleibt dabei lange offen, was aufgrund der packenden Dynamik innerhalb der Gruppe und die damit einhergehenden Spannungen auch eher zweitrangig erscheint. Ein Muss für jeden Horror-Fan.
Platz 7: Promising Young Woman
Die Mischung macht es! So finden neben dem schwarzen Humor und den dramatischen Tönen auch kleine Horror-Elemente Einzug in diesen einzigartigen Genre-Mix. Abgerundet wird PROMISING YOUNG WOMAN dann noch mit einer vielschichtigen Darstellung von Carey Mulligan und einem konsequenten Ende, dass einem Schlag in die Magengrube gleicht, um es prompt wieder humoristisch zu brechen. Except the unecepted! Konventionen werden gebrochen und bekannten Klischees gekonnt umschiffen – so geht Filme machen!
Platz 6: Spider-Man: No Way Home
Willkommen im Spider-Verse! Jon Watts drittes Spidey-Abenteuer ist ein rasanter zweieinhalbstündiger Ritt durch sämtliche Gefühlszustände. Es darf gelacht, gestaunt, gejubelt & getrauert werden. Doch trotz all der Opulenz vergisst Watts seine Figuren nie und lässt gerade Tom Holland darstellerischen zum ersten Mal wirklich von der Leine – auch wenn der emotionalste Moment des Films einer anderen Figur gehört. Eigentlich das Comic-Highlight des Jahres – wäre da mein Platz 5 nicht!
Platz 5: Eternals
Hätte man mir am Anfang des Jahres gesagt, dass ETERNALS mein MCU-Film des Jahres wird, hätte ich vermutlich nur die Augen verdreht. Mein Feuer für das Marvel Cinematic Universe schien fast schon erloschen, doch ETERNLAS erwies sich als Brandbeschleuniger. So lodert es wieder, dank einem mitreißenden, kurzweiligen und berührenden Spektakel namens ETERNALS. Belive it or not – einer der besten Filme des MCU!
Platz 4: The Last Duel
Ridley Scotts Historiendrama bietet zwar jede Menge Schauwert überzeugt aber vor allem als Demontierung des romantisierten Ritterseins und der toxischen Männlichkeit. So sind es die ruhigen Momente, die den dialoglastigen THE LAST DUEL zu einem unglaublich fesselnden Film machen. Ridley Scott schafft es sein zweieinhalbstündiges Ritter-Drama zu einem kurzweiligen, spannenden Ritt zu verwandeln – nicht zuletzt dank seinen komplexen Figuren und den grandiosen Darstellern. Was für ein Film!
Platz 3: A Taxi Driver
Eine Schande, dass Deutschland erst jetzt in den Genuss des bereits 2017 erschienen südkoreanischen Films kommt. Doch das Warten hat sich gelohnt! Spätestens seit dem Oscar®-Gewinner PARASITE ist das Kino aus Südkorea auch im westlichen Mainstream angekommen. Dabei sind es vor allem die düsteren, genreübergreifenden Thriller, für die das Land bekannt ist. Mit A TAXI DRIVER erblickte 2017 jedoch ein, auf den ersten Blick ungewöhnlich heiterer Film das Licht der Welt – im Kern ist Jang Hun’s Werk nämlich eine Tragikomödie, sprengt dabei aber recht schnell die Genre-Ketten und entwickelt sich immer mehr zu einem bedrückenden Zeitdokument voller Wut, Schmerz und Mitgefühl!
Platz 2: The Father
Anthony Hopkins in der Rolle seines Lebens! Doch was das Regiedebüt von Florian Zeller erst so richtig fesselnd macht, ist der ungewöhnliche Blickwinkel, den der Filmemacher für seinen Film wählt. So nimmt die zuschauende Person die Geschehnisse aus der Sicht des an fortgeschrittener Demenz erkrankten Anthony wahr, was THE FATHER nicht nur zu einem surreal anmutenden Erlebnis macht, sondern sich gerade zu Beginn wie ein waschechter Myster-Thriller anfühlt. Gänsehaut-Kino wie man es sonst nur aus dem Horrorgenre kennt. Dank der cleveren Inszenierung, die die Demenz auch bildlich visualisiert, lässt THE FATHER sein Publikum die Krankheit am eigenen Leib miterleben. Ein unglaublich berührendes Drama!
Platz 1: Cross the Line – Du sollst nicht töten
Der Geheimtipp aus Spanien ist ein rastloses, pulstreibendes Thriller-Erlebnis, das man gesehen haben muss! Mein Film des Jahres! CROSS THE LINE ist filmgewordener Stress. Wenn der unschuldige Dani immer tiefer in seinem wahrgewordenen Albtraum versinkt, überträgt sich das förmlich auf das Publikum. Das liegt zum Teil an der Performance von Darsteller Mario Casas und wie seine Figur eingeführt wird, aber auch an der arthousigen Inszenierung des Genrefilms. Das ungewöhnliche Bildformat in 1,66:1, die langen Einstellungen, eine unruhige Kamerafahrten – das Objektiv immer nah am Geschehen – und der einnehme Score, machen den Thriller zu einem audiovisuellem Genuss & schaffen eine Gefühl von Enge, Ausweglosigkeit und Nähe. Meine Nummer 1!
Die schlechtesten Filme
Platz 10: The Woman in the Window
Platz 9: Black as Night
Platz 8: Black Island
Platz 7: Fear Street: 1978
Platz 6: Gibt es ein Leben nach der Party
Platz 5: Conjuring 3: Im Bann des Teufels
Platz 4: Killers Anonymous
Platz 3: Aftermath
Platz 2: Bingo Hell
Der beste Darsteller: Benedict Cumberbatch in The Power of Dog
Geht man nach meiner Top 15 des Jahres, sollte man erwarten, dass an dieser Stelle Anthony Hopkins für seine Darstellung als demenzkranker Anthony in THE FATHER genannt wird. Verdient wäre es ohne Frage! Nicht weniger beeindruckend jedoch fiel die Performance von Benedikt Cumberbatch als toxisch männlicher Spät-Cowboy mit weichen Kern im Netflix Original THE POWER OR THE DOG aus. Sein nuanciertes Schauspiel wertet das Drama, dass leider nicht frei von Schwächen ist und daher auch keine Erwähnung in meiner Bestenliste fand, unglaublich auf. Manchmal bedarf es keiner großen Gesten um tiefe Gefühle aufzuzeigen. Die Brillanz seines Schauspiels versteckt sich in eindringlichen Blicken und verstecken, kleinen Regungen in der Mimik. Subtil und effektiv!
Die beste Darstellerin: Vanessa Kirby in Pieces of a Woman
Wenn Regisseur Kornél Mundruczó seine beiden Hauptfiguren nach einer kurzen Einführung in einer fast 25-minütigen Plansequenz durch Himmel und Hölle schickt ist das einer der intensivsten Momente der Filmgeschichte. Über die komplette Szene, die ohne sichtbaren Schnitt auskommt, begleitet die Kamera Vanessa Kirby und Shia LaBeouf gesamten Geburtsvorgang – von der ersten Wehe bis hin zum schockierende Tod des Kindes – während der Zuschauer mitfiebert als wäre er gerade in Mitten eines Horrorthrillers und am Ende fassungslos zurückgelassen wird. Doch all das wäre nichts ohne das grandiose Spiel der jungen Britin.
Die beste Serie: The Falcon and the Winter Soldier
So menschlich war das MCU nie zuvor! Die beiden bekannten Titelhelden werden mit viel Liebe zum Detail ausgebaut und bekommen endlich die Aufmerksamkeit die sie verdienen. THE FALCON AND THE WINTER SOLIDER macht alles richtig. Angefangen beim abwechslungsreichen, spannenden Plot bis hin zur geerdeten dynamischen Action. Die stark choreographierten Fights vermitteln dabei eine wuchtige, spürbare Kraft & schaffen stets ein Gefühl von Körperlichkeit. Und dennoch sind es die ruhigen Momente, die den größten Eindruck hinterlassen. Mein Serien-Highlight des Jahres!
Die größte Enttäuschung: WandaVision
Wenn zwei der uninteressantesten Avengers ihre eigenen Serie bekommen, klingt das zunächst wenig spannend, bringt aber auch die Chance mit sich, dies endlich zu ändern und die Charaktere auszubauen. Trotz niedriger Fallhöhe scheitert der Versuch leider auf allen Ebenen. WANDAVISION ist weder lustig noch unterhaltsam. Dafür vorhersehbar, sich unnötig selbst erklärend, voller nerviger Figuren und einem unspektakulärem „Held vs böser Doppelgänger“ Finale mit mauen CGI.
Mein meist erwarteter Film im kommenden Jahr: The Batman
Nachdem zuletzt Ben Affleck den schwarzen Umhang umlegen durfte und in meinen Augen den besten Batman / Bruce Wayne der Filmgeschichte mimte, war die Trauer über seinen Ausstieg aus dem Projekt zunächst eine herbe Enttäuschung. Doch mit der Besetzung von Robert Pattinson – einem der besten Darsteller unserer Zeit – als dunklen Ritter entflammt mein Interesse für THE BATMAN auf ein neues. Spätestens nach dem ersten Trailer war es dann um mich geschehen! Ich freue mich riesig auf diese düstere, raue Version des Comichelden!
Die besten Filme
Platz 10: Das Gift
DAS GIFT ist keine gewöhnliche Netflix Produktion. Unter all den Netflix Produktionen, die in diesem Jahr herauskamen, versteckt sich ein spanischer Film, der untypisch ist, vieles riskiert und dennoch funktioniert. Die Handlung wird durch eine philosophische, mystische und sagenhafte Inszenierungen interessant und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Eine kleine Überraschung, die ich so nicht kommen sah.
Platz 9: Sandeep Aur Pinky Faraar
Habt ihr euch schonmal die Frage gestellt was es heißt ein Mann oder eine Frau zu sein? Welche bestimmten Merkmale machen uns zu unserem jeweiligen Geschlecht? Wie will uns die Gesellschaft sehen? Genau auf diese Fragen gehen die Macher des Films ein. Es sei gesagt, in erster Linie beschäftigt sich Regisseur Dibakar Banerjee mit der sozialen Gesellschaft in Indien und wird vor allem stark reduziert auf die Rolle der Frau und des Mannes. Dennoch ist dem Film gelungen die besagten Themen, mit dem sich der Film beschäftigt, auf so gut wie jedes Land zu übertragen. Ein Film der ruhig daherkommt, starke Schauspielleistungen enthält und ein überraschendes Ende enthält.
Platz 8: Sherni
Thriller aus Indien, die sich mit der Umwelt beschäftigen, gibt es selten und SHERNI ist einer von denen. Regisseur Amit Masurkar und sein Team haben sich dazu entschieden einen bodenständigen Thriller umzusetzen, was der Thematik eine gewisse Authentizität gibt. Mein Respekt hat der Film, wie detailliert er sich mit dem Konflikt auseinandersetzt, wie Dorfbewohner auf Wildtiere reagieren. Mit Vidya Balan hat sich der Regisseur eine sehr großartige indische Schauspielerin dazu geholt. Amits letzter Film NEWTON ist auch sehr zu empfehlen.
Platz 7: Kabul, City in the Wind
Aboozar Amini schafft es in seinem Film emotionale und sehr persönliche Eindrücke aus dem Leben der Afghanen einzufangen und gleichzeitig gelingt es ihm dies technisch brillant umzusetzen. Ich habe zu KABUL, CITY IN THE WIND nichts Negatives zu kritisieren und möchte an dieser Stelle jedem diesen Film ans Herz legen. Es ist unglaublich wie Amini es bei mir geschafft hat, mich in die Straßen von Kabul zurückzuversetzen. Auch wenn es sich hierbei nur um eine Momentaufnahme handelt und es schließlich nur den Alltag der Afghanen zeigt, hat es mich dennoch berührt und fasziniert wie man aus wenigen Aspekten eine solche wunderbare Dokumentation inszenieren kann.
Platz 6: Milestone
Ghalib (Suvinder Vicky) ist ein gewöhnlicher LKW-Fahrer und ist gezeichnet vom Leben. Er ist schon 500.000 km gefahren und so fühlt sich auch sein eintöniges Leben an. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass es sich bei MILESTONE um ein sehr ruhiges Drama handelt. Doch wer NOMADLAND aus diesem Jahr etwas abgewinnen konnte, der kommt definitiv auch mit diesem Film zurecht. Das Indie-Kino aus Indien haben nicht viele auf den Schirm und dieser Film zeigt wie man mit wenigen Mitteln das Leben der Inder aus einem Milieu glaubwürdig widerspiegelt.
Platz 5: The Father
Zu THE FATHER wurde dieses Jahr schon vieles gesagt. Dennoch möchte ich kurz hervorheben, wie sehr mir die Inszenierung vom Zerfall eines alten Herren, der an Alzheimer erkrankt, sowohl inszenatorisch als auch emotional gepackt hat. Ein großartiger Anthony Hopkins! Ich bin schon sehr gespannt auf Florian Zellers nächstem Film.
Platz 4: Tick, tick… Boom!
Musical ist ein Genre, das mir nicht sehr vertraut ist. Aufgrund von Andrew Garfield wollte ich dennoch in TICK, TICK… BOOM! einschalten und ich habe es nicht bereut. Mirandas Regiedebüt ist eine emotionale Achterbahn. Die Geschichte rundum Jonathan Larson ist traurig, fröhlich, energisch und voller Lebensfreude. Zur Abwechslung geht es hierbei nicht nur um die Liebesgeschichte von Larson, sondern auch um seinen Aufstieg. Eine klare Empfehlung auf Netflix mit einem Schauspiel von Andrew Garfield, der einen Oscar®-Nominierung verdient hat.
Platz 3: Hum Bhi Akele Tum Bhi Akele
Habt ihr schonmal einen Film angeschaut und wart so sehr zu Tränen berührt, wie ihr es in der Form gar nicht erwartet hättet? Bei mir war es dieses Jahr das indische Coming-of-Age Drama mit dem englischen Titel I AM ALONE, SO ARE YOU. Regisseur Haris Vyas beschäftigt sich mit sehr großem Gefühl mit vielen Aspekten der LGBT Community und zeigt eine Richtung auf, die ich so nie erwartet hätte. Der Film hat ein Ende, dass entweder viele mögen können oder hassen. Für mich war es ersterer Fall, auch wenn es mich emotional an die Grenzen gebracht hat. Doch manchmal ist eine solche Provokation nötig, um auf solche Missstände aufmerksam zu machen.
Platz 2: Der Rausch
DER RAUSCH ist auch ein Film zu dem bereits dieses Jahr vieles gesagt wurde. Wieso er bei mir den zweiten Platz meiner Top 10 erreicht hat? Vor allem aus dem einen Grund das ich so dermaßen begeistert war, wie die Dänen einen Film umgesetzt haben, der eigentlich eine sehr schwere Thematik hat. Dennoch ist es den Machern gelungen den Spagat zwischen lockerer und schwerer Herangehensweise zu halten.
Platz 1: Sardar Udham
Der junge Revolutionär Sardar Udham schafft es nach 21 Jahren seine inneren und äußeren Traumata zu verarbeiten. Er tötet Michael O’Dwyer, der damals in Punjab April 1919 verantwortlich war für das Jallianwala Bagh Massaker. Regisseur Shoojit Sircar schafft es einer der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte von Indien detailliert, respektvoll und überzeugend filmisch umzusetzen. Hier stimmt so gut wie alles. Das umfassende Drehbuch, die Locations, die Dialoge, die Kostüme, die wunderschöne Kameraarbeit, die Schauspieler und Schauspielerinnen. Vicky Kaushal als Sardar Udham liefert hier eine weltbewegende Performance. Nach den zwei Stunden, die sich wie ein Neo Noir anfühlen, nimmt sich Shoojit 40 Minuten Zeit das „Jallianwala Bagh Massaker“ filmisch in Szene zu setzen. Nach den zwei Stunden, die einem in den Bann ziehen, hat der Regisseur bei mir geschafft, dass bei den letzten 40 Minuten der Atem wegbleibt. Ein Meisterwerk!
Die schlechtesten Filme
Platz 10: Bhuj: The Pride of India
Wie großartig wäre es sich mit einer der größten Ereignisse in der indischen Geschichte filmisch auseinanderzusetzen? So einen ähnlichen Gedanken hatte auch der Regisseur Abhishek Dhudhaiya und sein Team. Herausgekommen ist Abhsiheks Regiedebüt BHUJ: THE PRIDE OF INDIA, der leider alles andere als eine gelungene Umsetzung eines historischen Ereignises ist. 1971 befanden sich Indien und Pakistan in einem Krieg. Der Indian Air Force Kommandeur Vijay Karnik (Ajay Devgn) bekommt die Aufgabe in der Bhuj Air Force Base die zerstörte Landebahn in weniger als 72 Stunden wiederaufzubauen. Dazu holt er sich die Hilfe von 300 indischen Frauen aus einem Dorf. Unverständlicherweise hat sich der Regisseur dazu entschieden den Kommandeur Vijay Karnik als überspitzten Helden zu charakterisieren. Die wahre Heldentat der Frauen gerät komplett in den Hintergrund. Die Krönung des Ganzen ist ein katastrophales Drehbuch, unrealistische Kampfsequenzen und schlechte Effekte. Einzig der Cast gibt sich Mühe. Diese Heldengeschichte verdient einen besseren Film.
Platz 9: Einer wie keiner
Netflix hat in diesem Jahr viele Originals herausgebracht, die Mies waren. Ein Film, der mir so gar nicht gefallen hat war das remake EINER WIE KEINER vom 1999er Film EINE WIE KEINE. Am deutschen Titel merkt man was für eine Idee die Macher hatten. Lass uns im Remake die Geschlechter tauschen und diesmal wird die Hauptperson in einen „prom king“ verwandelt. Auf Papier hört sich das alles nach einer netten Idee an, doch das Endresultat ist eine lieblose romantische Komödie. Der Film sieht billig aus und fühlt sich wie ein langgezogenes Tiktok Video an. Die Chemie zwischen Addison Rae und Taner Buchanan ist praktisch nicht vorhanden. Ein Film der krampfhaft versucht alles auf die moderne Generation zu übertragen.
Platz 8: The Kissing Booth 3
Platz 8 in meiner Flop Liste ist das Ende der Kissing Booth Trilogie. Die Reihe basiert auf Beeth Reekles Roman, dass auf der sozialen Leseplattform Wattpad ein totaler Erfolg war. Der erste Teil der Adaptation kam 2018 auf Netflix und in diesem Jahr erschien der letzte Teil. Vince Marcello, der die Reihe inszeniert hat, ist kein gutes Ende gelungen. Im Grunde bieten die Filme einen der unsympathischsten Charaktere, den ich jemals in romantischen Komödien gesehen habe. Dazu kommt noch, dass die Hauptpersonen fragwürdige und problematische Entscheidungen treffen. Drei endloslange, unromantische, unlustige und für das junge Publikum problematische Filme. Wer an einer ausführliche Analyse interessiert ist, kann auf meiner Instagram-Seite: filmworldmagic vorbeischauen.
Platz 7: Thunder Force
Zu der Actionkomödie THUNDER FORCE, der es dieses Jahr ebenfalls in das Programm von Netflix geschafft hat, ist es leicht urteilende Worte zu finden. Eigentlich sind die Hauptdarstellerinnen Octavia Spencer und Melissa McCarthy sympathisch und können hervorragend schauspielern. Ben Falcone der für seine Ehefrau McCarthy schon viele Filme inszeniert hat charakterisiert ihre Rolle, was ich mir überhaupt nicht erklären kann, zu einer tollpatschigen Frau. Octavia Spencers Rolle agiert nur als die arrogante Wissenschaftlerin. Im laufe des Films kommen Gags hinzu, die nicht mehr als nur zum fremdschämen sind. Die körperlichen Merkmale der Hauptdarstellerinnen werden zum Beispiel nur aufgrund eines Gags in den Vordergrund gerückt. Ein unlustiges Fremdscham Spektakel.
Platz 6: Jolt
JOLT ist ein weiterer kläglicher Versuch aus Hollywood eine weibliche starke Protagonistin im Actiongenre zu inszenieren. Story ist kaum vorhanden und zu generisch konstruiert. Die Nebenfiguren sind miserabel geschrieben. Selten so unprofessionelle Polizisten in einem Film gesehen. Kate Beckinsale als Lindy ist meiner Meinung nach einer Fehlbesetzung. Die Gabe ihrer Rolle ist interessant, doch die Umsetzung ist eine Lachnummer. Das Drehbuch bietet eine unerträgliche Szene nach der anderen. JOLT hat den Platz 6 als einer der schlechtesten Filme aus diesem Jahr verdient.
Platz 5: Time to Dance
Der indische Tanzfilm TIME TO DANCE inszeniert von Stanley D’Costa bietet im Genre nichts Neues. Es ist die klassische zweite Chance Geschichte. Während im letzten Jahr der indische Tanzfilm YEH BALLET gezeigt hat, wie man aus dieser simplen Prämisse eine inspirierende und berührende Story erzählen kann, ist TIME TO DANCE das komplette Gegenteil. Der Film ist überdramatisiert in Szene gesetzt, sieht schlecht aus und hat keinen roten Faden. Die Dialoge sind konstruiert und selbst die Tanzszenen lassen einen komplett kalt. Es gibt auf jedenfall einige gelungenere Tanzfilme aus Indien.
Platz 4: Deadly Illusions
Ein fast zweistündiger langatmiger Thriller, der die Genre Bezeichnung am liebsten erst gar nicht verdient hat. Dieser Film ist so unatmosphärisch und belanglos. Dabei versucht die Regisseurin lange Zeit die Zuschauenden am Ball zu halten und hält einen Twist parat, der im Nachhinein den Film nicht aufwertet. Dafür hält sich der Film zu lange mit Nebensächlichkeiten auf und hat erotische Ansätze, die die Geschichte gar nicht gebraucht hätte.
Platz 3: Black Friday
Eine Horrorkomödie über den Black Friday hört sich erstmal sehr witzig an. Über die kurze Laufzeit kann man sich auch nicht beschweren. Herausgekommen ist für mich ein Film, der mich nicht unterhalten konnte. Schauspieler und Schauspielerinnen, die ihre Rollen mal ernst nehmen und dann in der nächsten Szene komplett daneben spielen. Gags, die zu keiner Zeit bei mir funktionierten und teilweise rassistische Nachklänge mit sich bringen. Vielleicht war das nicht die Intention der Macher, aber ich hätte mich nur selbst belogen es nicht zu erwähnen. Man muss sagen es wurde sich Mühe gegeben bei den Kostümen, aber wirklich gruselig ist das nicht. Während die Horrorkomödie SHAUN OF THE DEAD von Anfang an wusste was sie sein will, ist BLACK FRIDAY eine lieblose Horrorkomödie.
Platz 2: Songbird
Ich war lange am überlegen, ob SONGBIRD den ersten Platz auf meiner Flop Liste im Jahr 2021 verdient hat, bis dann am Ende des Jahres ein anderer Film das Ganze getoppt hat. SONGBIRD ist generisch, abscheulich langweilig, unverschämt provokant und technisch eine Katastrophe. Einzig Alexandra Daddarios Nebenplot war ein kleiner Lichtblick. Doch das rechtfertigt diesen Film noch lange nicht. Haltet lieber Abstand vom Film.
Platz 1: Nobody Sleeps in the Woods Tonight 2
Die Fortsetzung von Polens NOBODY SLEPPS IN THE WOODS TONIGHT ging in eine Richtung, die ich so nicht erwartet habe. Unvorhersehbar bedeutet aber nicht gleich gut. Das Original aus dem letzten Jahr war ein netter kleiner Slasher mit Medienkonsumkritik. Die Fortsetzung hat keine Story, unnötige Überspitzung und entwickelt sich zu einer sehr schrägen Horrorkomödie. Der Ansatz am Ende war nett gemeint, fühlt sich aber in der Umsetzung komplett falsch an.
Beste Schauspielerin 2021: Margaret Qualley
Die Entscheidung fiel mir sehr schwer, da ich die Arbeit der Schauspielerinnen immer sehr beeindruckend finde. Ich finde die emotionale Bandbreite, die Frauen in Filmen mit sich bringen ansprechend und sie berühren mich oft mehr als Schauspieler. Dieses Jahr hat mich die US- amerikanische Schauspielerin Magaret Qualley in der Miniserie MAID aus Netflix so sehr überrascht, wie sonst keine andere. Die Herzlichkeit, Verletzbarkeit, Stärke und Belastbarkeit, die ihre Rolle ausstrahlte, hat sie so wunderbar in Szene gesetzt, dass ich die Serie in drei Tagen angeschaut habe. Ihr Schauspiel hat mich so sehr in den Bann gezogen, dass ich auf ihre nächsten Projekte sehr gespannt bin.
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